Bad Brückenau: Das Kurstift wird 50
Autor: Stephanie Elm
Bad Brückenau, Montag, 11. Mai 2020
Mit null Eigenkapital entstand vor einen halben Jahrhundert das "super moderne Altenheim", mit Einzel- und Doppelappartments. Die Resonanz war enorm. Nur 250 Senioren aus den insgesamt 1200 Anfragen konnten 1970 einziehen.
Hoch hinaus sollte es gehen, und es ging. Mit einem Eigenkapital von Null Deutsche Mark erhoben sich 17 Stockwerke in den Brückenauer Himmel. "Die große Vision und der Mut" für dieses Unterfangen spricht Edmund Wilhelm, Vorsitzender des Kurstift e.V., dem Brückenauer Kaufmann Friedrich Messler zu, dem Ideengeber des Kurstifts. Wilhelm blickt heute noch mit "Respekt und Staunen" auf jene Zeit zurück und fühlt sich der Philosophie des Ideengebers verpflichtet: "Ich sehe mich in der Tradition der Gründer, die Idee am Leben zu halten". Die Idee der sieben Gründungsmitglieder (siehe Infokasten) waren "ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke", besonders die Fürsorge für Senioren.
Schon Ende der 60er Jahre schrieb man die damals erst auf dem Klemmbrett geplanten Einzel- und Doppelappartements aus. Die Resonanz war enorm: 1200 Anfragen aus aller Welt gingen ein. Nur circa 250 Senioren hatten Erfolg und konnten ab dem 1. Oktober 1970 ihre Wohnungen beziehen.
Im März 1969 begannen die Bauarbeiten für das Kurstift, die Grundsteinlegung fand am 22. Mai statt, das Richtfest am 11. Dezember. Der damalige Landrat Richard Hänlein hatte für den Grundstückskauf ein Darlehen in Höhe von 300 000 DM bereitgestellt, für den Rest des Millionenprojekts wurde ein Kredit in Höhe von 8,3 Millionen DM bei der Bayerischen Landesbodenkreditanstalt in München aufgenommen. Nach Beendigung der Bauarbeiten im September 1970 konnten allerdings nicht benötigte 650 000 DM schon zurückgezahlt werden.
Das Kurstift übte damals eine sehr große Anziehungskraft auf ältere Menschen aus. Ganz anders zu den damals üblichen Altersheimen konnten die Mieter ihre Wohnungen nach eigenem Geschmack möblieren. Damals sei das eine "luxuriöse Angelegenheit" gewesen, berichtet Edmund Wilhelm. Das ließen sich die Mieter auch etwas kosten. Für ein Einzelappartement zahlte man zwischen 500 und 600 DM, für ein Doppelappartement circa 700 DM. Zudem verfügt das Kurstift über einen Swimmingpool, im Erdgeschoss befinden sich eine Bankfiliale, ein Friseur und ein Lebensmittelladen.
Die "wohnliche Qualität", der "Animationswert" durch Veranstaltungsangebote und Freizeitbeschäftigungen sowie Gemeinschaftsräume sorgten für "einen gehobenen Standard", demzufolge das Kurstift in der regionalen Presse als "Pionierleistung ersten Ranges" betitelt wurde. Das "super moderne Altenheim" hatte mit der damals noch vorherrschenden Altenbewahranstalt nichts mehr gemein.
Kontinuierlich wurde in das Kurstift investiert. Das Haus erhielt 1990 den Mehrzwecksaal, 2000 eine Photovoltaikanlage, die sich an der Südseite über alle 17 Stockwerke erstreckt, sowie 2001 eine Solarthermie-Anlage für die Warmwassergewinnung. 2009 wurde die Küche erneuert, 2017 der Fitnessraum. Seit 2016 wird der Pflegebereich durch eine weitere Pflegestation erweitert.
Auch im 21. Jahrhundert will der Trägerverein, der sich bereits 1967 formiert hatte, "das Haus in die Zukunft führen". Weiterhin sollen die Seniorenwohnungen in der Schillerstraße 7 modern bleiben. "W-LAN für alle Räumlichkeiten" will der Verein noch heuer realisieren. "Die konzeptionellen Planungen laufen bereits", sagt Wilhelm.