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Bad Brückenau: Anwohner gegen Baugebiet


Autor: Ulrike Müller

Staatsbad Brückenau, Donnerstag, 12. März 2015

Ein privater Investor plant, das Baugebiet im Oberen Straßfeld zu erweitern. Den Anwohnern passt das gar nicht. Doch ihre Kritik richtet sich nicht gegen den Investor - sondern gegen die Stadt...
Knapp zwei Stunden lang stellte sich Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks den Fragen der Anwohner vom Oberen Straßfeld, Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller


Äußerst kontrovers ging es am Mittwochabend im Badhotel zu. Knapp 40 Anwohner vom "Oberen Straßfeld" suchten das Gespräch mit Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) und Heribert Jakobsche (PWG), Ortssprecher der Ortsteile Staatsbad und Wernarz. Die Bürger wollen nicht, dass vor ihrer Nase neues Bauland erschlossen wird.

Die Liste der Forderungen ist lang: Die Zufahrt zu den Grundstücken solle ausschließlich über den Sandweg erfolgen; für Kinder müsse ein sicherer Fußweg geschaffen werden; zwischen Alt- und Neubaugebiet fordern die Anwohner eine "grüne Abstandsfläche"; in die nächsten Verhandlungsschritte möchten sie proaktiv eingebunden sein. Aber vor allem wollen sie, dass überhaupt nicht gebaut wird.

"In der Stadt gibt es genug Bauplätze", sagte Hans-Otto Bott, einer der beiden Sprecher der informellen Bürgerinitiative, "wenn ein neues Baugebiet erschlossen wird, verlieren die doch an Wert!" Bott meint zum Beispiel das Baugebiet Hart-Langeller, das wegen seiner Hanglage allerdings weniger nachgefragtist. "Wir versuchen seit zehn Jahren, Hart-Langeller zu vermarkten", erwiderte Meyerdierks. Doch ohne Erfolg. Weil immer wieder Familien ins Umland abwandern, unterstützt der Stadtrat die Pläne eines privaten Investors aus der Region, neues Bauland zu erschließen.

Bauen trotz Leerständen?
Franz Zang, Vorsitzender der Kreisgruppe vom Bund Naturschutz, kritisierte die Entscheidung des Stadtrats ebenfalls. "Jeder Siedlungsneubau verursacht einen Leerstand im Ortskern." In der Tat wies auch die Regierung von Unterfranken schon mehrfach darauf hin, dass in ländlichen Regionen wie dem Gebiet der Brückenauer Rhönallianz keine neuen Baugebiete erschlossen werden sollten. Vielmehr müsse der wachsende Leerstand bekämpft werden.

Die Rathaus-Chefin war sichtlich frustriert, denn das Problem ist ihr bekannt. "Jeder, der sein Haus in der Innenstadt sanieren will, bekommt eine Förderung", sagte Meyerdierks. "Aber wenn die einzelnen Hausbesitzer nicht mitmachen, bin ich machtlos." Ortssprecher Heribert Jakobsche unterstützt die Linie der Stadt: "Ich sehe das neue Baugebiet als Chance", sagte er nach der Veranstaltung. "Man sollte dem Investor die Möglichkeit geben, die Erschließung zu prüfen."


Hintergrund zur möglichen Erschließung:

Eckdaten Ein privater Investor möchte im Oberen Straßfeld, Gemarkung Wernarz, auf einer Fläche von 3,2 Hektar neues Baugebiet erschließen. In den vorläufigen Plänen ist von bis zu 32 Bäuplätzen die Rede.

Verfahren Am 24. Februar befürwortete der Stadtrat das Projekt einstimmig. Mit einem Erschließungs- und Durchführungsvertrag regelt die Stadt nun das weitere Vorgehen mit dem Investor. Erst dann kann ein Bebauungsplan aufgestellt und der Flächennutzungsplan geändert werden.

Beteiligung Während dieses Verfahrens haben Bürger und Träger öffentlicher Belange mehrmals die Möglichkeit, ihre Einwände zu erheben. Auch dem Stadtrat wird das Projekt noch mindestens zweimal zur Entscheidung vorgelegt.