Bad Brückenau: Ärger über Straßenschäden
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Dienstag, 09. August 2016
Zur Umgehung der Baustelle in der Kissinger Straße weichen viele Autofahrer auf die Frühlingsstraße und kleine Gassen in der Innenstadt aus.
Sie haben sich schon früh Gedanken gemacht. Bereits im September 2015 sprachen sich etliche Anwohner der Frühlingsstraße dafür aus, dass ihr Bereich für den normalen Durchgangsverkehr gesperrt wird. Sie fordern "Anlieger frei", und zwar ohne Einschränkungen. Die Stadtverwaltung lehnte das nach einer Verkehrsschau im Oktober ab. Es kam, wie es kommen musste.
"Die Leute fahren schnell, viel zu schnell. Es spielen doch Kinder draußen", sagt eine der Anwohnerinnen. Seit dem Beginn der Arbeiten in der Kissinger Straße habe der Verkehr stark zugenommen, besonders morgens und abends, beklagen auch andere Bürger. Mehr noch: Die Schäden auf der ohnehin in die Jahre gekommenen Fahrbahn verschlechterten sich. Die Befürchtung der Anwohner: Für die Ausbesserung der Schäden, die durch den Winter nur noch schlimmer werden, könnten sie zur Kasse gebeten werden.
Das befürchten auch Bürger aus der Badersgasse. Keine zehn Jahre sei es her, dass die Gasse erneuert wurde. 70 Prozent der Kosten seien damals auf die Anwohner umgelegt worden. Doch auch diese Gasse ist längst kein Schleichweg mehr. Als neue Brückenauer "Schnellstraße" wird sie gehandelt, glaubt man den verärgerten Anwohnern. "Für die Ausbesserung der Straßen müssen die Anwohner nichts bezahlen", beruhigt Michael Worschech, Leiter der Stadtverwaltung. "Erhaltungsmaßnahmen gehen auf Kosten des städtischen Haushalts."
Polizei muss Prioritäten setzen
Was aber die Beteiligung der Anwohner angeht, so stellt Kämmerer Leo Romeis klar, dass damals nur ein Teil der Pflasterarbeiten - nämlich 80 Prozent der Gesamtkosten - auf die Anwohner umgelegt worden sei. Die Belastung für die Bürger fiel somit etwas niedriger aus, als wenn sie 70 Prozent der vollen Ausbaukosten hätten tragen müssen. (Absatz wurde am 10. August korrigiert; Anm. Red.)Auch die Polizei versucht zu vermitteln. Reinhard Kuklinski, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Bad Brückenau zeigt Verständnis. Er macht aber auch klar, dass die Polizei nicht überall sein könne. "Die Durchfahrt ist möglich und für Anwohner auch erlaubt", sagt er über die Abkürzung durch die Gassen. Eine Streife müsste also jeden einzelnen Autofahrer ansprechen, wohin genau er wolle. Bei Verstoß droht nicht mehr als eine geringe Geldbuße. Wie nachhaltig eine solche Strafe ist, sei dahingestellt.
Frühlingsstraße, Konrad-Zirkel-Straße und auf der anderen Seite der Innenstadt die Crailsheimstraße sind dagegen normal befahrbar. Die Schäden sind zwar ärgerlich, die Polizei könnte hier aber höchstens Raser anhalten. "Ich habe selbst schon in der Crailsheimstraße gestanden", berichtet Kuklinski. Wichtiger sei für die Beamten jedoch, gefährliche Unfallschwerpunkte zu entschärfen. "Es gibt viele Aufgaben für die Polizei", sagt Reinhard Kuklinski, "da müssen wir abwägen."
Baustellen-Ampel wird versetzt
Immerhin, eine gute Nachricht gibt es: Ab Mittwoch, 10. August, entspannt sich die Lage etwas. Die Ampeln, die den Verkehr an der Baustelle in der Kissinger Straße vorbei leiten, werden versetzt. Grund dafür ist, dass die Kanalarbeiten schon so weit fortgeschritten sind, dass nicht mehr drei Verkehrsströme berücksichtigt werden müssen, sondern nur noch zwei. In den nächsten Wochen reicht eine Ampel in Richtung Römershag aus, damit verkürzt sich auch die Wartezeit für die Autofahrer.Auch die "Räumzeit" verkürzt sich, also die Zeit, in der alle Ampeln auf Rot stehen, bis auch die letzten Fahrzeuge den Bereich verlassen haben. Grund dafür ist, dass der Streckenabschnitt, der an der Baustelle vorbeiführt, insgesamt kürzer wird. Reinhard Kuklinski erwartet eine "merkbare Entlastung" - wenn auch klar sei, dass das Ampel-Trio erneut zum Einsatz kommt. Logischerweise rückt die Baustelle irgendwann wieder nahe an den Kreuzungsbereich auf Höhe Autoteile Reese heran. Dann beginnt das ganze Spiel von vorn. Ende August plant die Stadt übrigens eine Verkehrsschau.