Auf Spuren der Rhöner Ahnen
Autor: Marion Eckert
Oberweißenbrunn an der Rhön, Donnerstag, 09. Juli 2015
Beth und Michele besuchten den Geburtsort ihrer Großeltern und Urgroßeltern. Diese wanderten im 19. Jahrhundert in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Die Nachkommen zeigten sich beeindruckt von der Rhön.
Aus vielen Rhöner Familien sind im 19. und 20. Jahrhundert Menschen in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Die ohnehin schon kargen und kleinen Felder in der Rhön boten den zahlreichen Nachkommen der meist kinderreichen Familien keine ausreichende Lebensgrundlage, um eine eigene Existenz aufzubauen und eine Familie zu ernähren. So machten sich die vorwiegend jungen Leute auf in die Fremde.
Diese Entscheidung war vor allem noch im 19. Jahrhundert ein schwerwiegender Schritt, der meist eine Entscheidung fürs Leben bedeutete. In Amerika, dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", erhofften sich die Rhöner eine Zukunft.
Dass sich die Nachkommen der nach Amerika ausgewanderten Rhöner für die Heimat ihrer Ahnen interessieren und gerne in die "alte Heimat" kommen, das wurde erst kürzlich in Oberweißenbrunn wieder unter Beweis gestellt: Im Jahr 1887 ist Wendelin Schäfer mit Frau und den zwei Kindern Theresia und
Rosa nach Pittsburgh (siehe Info-Kasten) ausgewandert. Nun besuchten die Nachkommen Beth und Michele den Geburtsort ihrer Großeltern und Urgroßeltern. Mit dabei war auch Micheles Mann Jim. Auf ihrer Reise durch Europa machten sie Station in Oberweißenbrunn. Sie wollten das Geburtshaus ihrer Großmutter aufsuchen. Wer wohnt heute in diesem Haus? Und gibt es noch Verwandte? Eine Ahnentafel hatten sie mitgebracht, um diese nach Möglichkeit zu ergänzen.
Einer, der sich intensiv mit Oberweißenbrunner Familiengeschichte beschäftigt hat, mit den verschiedenen Hausnamen, und die Ahnentafeln vieler Familien in seinem Computer aufgelistet hat, ist Anton Enders aus Frankenheim. Er konnte den Nachfahren von Wendelin und Maria Schäfer helfen. Im fraglichen Haus, dem "Sperke Haus" wohnt heute Josef Vorndran.
Er und seine Frau Karin freuten sich, die Gäste aus Amerika begrüßen zu können.
Rückkehr ins "Sperke Haus"
Auch wenn es keine direkten Verwandten sind, so verbindet sie eben doch die Geschichte des Hauses. Das "Sperke-Haus" wurde 1887 an Vorfahren der Familie Vorndran verkauft. Es wurde ein schöner und gemütlicher Besuch im "Sperke-Haus". Bei Kaffee und Kuchen wurde sich unterhalten.
Jim und Joe verbindet Blasmusik
Dabei konnte festgestellt werden, dass Jim aus USA und Joe vom Sperkehaus, beide Blasmusiker sind. Damit sie nicht nur Oberweißenbrunn sehen, wurde beschlossen kurzerhand zum Kreuzberg zu fahren. Ein Blick über die Rhönberge zeigte den Amerikanern die Heimat ihrer Familie.
"Einmalig, diese Heimat sehen, von der Oma immer geschwärmt hat." Die Schwestern Beth und Michele waren begeistert.
Auf der Plattform vor den drei Kreuzen der Golgatha-Kreuzigungsgruppe fiel der denkwürdige Satz: "Jetzt verstehe ich, warum die Oma ihre Heimat so geliebt hat." Ausführlich wurde die Klosterkirche besichtigt. In dieser Kirche hatten am 31. Juli 1896 ihre Urgroßeltern, Wendelin und Maria Schäfer, geheiratet. Haselbach musste auf dem Weg nach Bischofsheim auch noch besucht werden.
Denn wie es damals bei vielen Auswanderern so war, zogen sie von Haselbach nach USA und heirateten dort dann einen Oberweißenbrunner oder einen anderen Rhöner. So war es auch in dieser Familie. Herzlich fiel der Abschied aus mit dem Versprechen den Kontakt nicht abreisen zu lassen.
Der Mutter Helen, die vor zwei Jahren bei bester Gesundheit ihren 100.
Geburtstag feierte, wurden viele Bilder mitgebracht.
Auswanderung Im Jahr 1887 ist Wendelin Schäfer mit Frau und den zwei Kindern Theresia (geboren 1872) und Rosa (geborgen 1874), nach Pittsburgh (Pennsylvenia, USA) ausgewandert. Er wurde im Jahr 1836 im Haus-Nr. 41 (Sperke Haus) in Oberweißenbrunn geboren. Wendelins Frau Maria, war eine geborene Abert vom "Mühlkassehaus". So ganz fremd waren sie in Amerika nicht, waren doch schon mehrere Onkels und Familienangehörige des "Mühlasse-Haus" (Nr. 76) und dem Stammhaus der Schäfers, dem "Heimberskasse-Haus"(Nr. 74) nach Nordamerika ausgewandert. Ihre zwei älteren Kinder Johann August (1866 geboren) und Ludwig (1869 geboren) waren um Weihnachten 1883 ausgewandert. Rosa Schäfer heiratete 1893 in Pittsburgh Joseph Merkel, der in Sandweiler (Baden) geboren wurde. Aus dieser Ehe gingen zehn Kinder hervor. Eines der Kinder war Helen, deren Töchter Beth und Michele nun den Geburtsort ihrer Großeltern und Urgroßeltern besuchten.