Auf den Spuren von Kröte, Frosch und Co an den Oberbacher Teichen
Autor: Elisabeth Assmann
Oberbach, Mittwoch, 18. April 2018
Der Bund Naturschutz bescherte Kindern und Erwachsenen einen tollen Nachmittag. Vier Teiche wurden besucht, und da gab es viel zu entdecken.
Jetzt ist die perfekte Zeit, um Kröten zu beobachten: Als als Doppeldecker, wenn sich die Männchen auf dem Weg zum oder im Wasser an die Weibchen klammern. Auch Froschlaich und Molche findet man jetzt: Denn jetes zt ist Paarungs- und Laichzeit. Bei schönstem Sonnenschein bekamen neugierige Erwachsene und Kinder mit den Fachleuten vom Bund Naturschutz bei einer Exkursion eine Fülle an Informationen.
Insgesamt wurden an diesem Tag vier Teiche besucht. Jedes Gewässer hat seine Besonderheiten, so dass auch der Besatz an Amphibien unterschiedlich ist. Im Rahmen des vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderten Umweltbildungsprojektes "Netzwerk Mensch für Kröte, Frosch & Co." wollen die Experten vom BN Begeisterung für die durch Klimawandel und Pestizideinsatz gefährdeten Amphibien wecken. Und die Teilnehmer staunten nicht schlecht, wie viele Tierarten direkt vor unserer Haustür leben.
Die erste Station waren die Oberbacher Teiche, die der BN-Kreisgruppe schon seit Jahrzehnten gehören. Der ursprünglich geplante Fischteich konnte damals durch Ankauf verhindert werden. Stattdessen hat sich hier ein Biotop für Amphibien entwickelt. Im Moment wimmelt es von Teich- und Bergmolchen. Alle Teilnehmer mussten daher ganz vorsichtig um das Gewässer herum laufen. Am Uferrand war Froschlaich, der in Ballen auf dem Wasser schwimmt, zu sehen und am Schilf die Laichschnüre der Erdkröte.
Auch Teichmuscheln bekamen die Kinder zu Gesicht und erfuhren von Ulf Zeidler, dass der Bitterling, ein Fisch, seine Eier in diese Muschel legt, wo sie geschützt sind. Denn auch Kaulquappen haben Feinde und werden gerne gefressen von Libellenlarven, Larven des Gelbrandkäfers und Molchen. Ganz nebenbei konnten die Teilnehmer noch Buschwindröschen, Waldprimel und Seidelbast bewundern.
Weiter ging es ans Berghaus Rhön. Auch hier betreut die BN-Kreisgruppe drei Teiche. Vor zwei Jahren wurde ein Teich entlandet. Dies ist umso wichtiger, weil an diesem Standort versucht wird, die vom Aussterben bedrohte Geburtshelferkröte zu schützen. Am wichtigsten ist es, ihren Lebensraum zu erhalten, und deshalb muss die im Laufe der Jahre zunehmende Beschattung durch Uferbewuchs und der Faulschlamm im Gewässer beseitigt werden.
Hier konnten Grasfrösche beobachtet und zur Freude der Kinder mit dem Kescher gefangen werden. Ulf Zeidler erklärte das Verhalten der Tiere. So laichen manche Amphibien bevorzugt in Pfützen und Tümpeln, um nicht von Fischen gefressen zu werden. Die Erdkröte hat einen anderen Schutzmechanismus entwickelt: Mit giftigem Sekret am Körper und im Laich. So waren am Oberbacher Teich vom Reiher aufgepickte Kröten finden, die er dann aber einfach liegen lässt. Und deshalb sollte man sich, wenn man Amphibien angefasst hat, auch die Hände waschen.
Wichtig ist es auch, die Tiere schonend zu behandeln und bald wieder freizulassen. Es versteht sich von selbst, dass weder erwachsene Amphibien noch Kaulquappen mit nach Hause genommen werden dürfen.
Ganz erstaunt war eine Mutter, dass die Exkursionsteilnehmer so nahe ans Gewässer gehen und auch keschern durften. "Wir wollen dass man die Natur mit allen Sinnen erleben kann", betont Kreisgruppenvorsitzender Franz Zang," vorallem Kinder prägen sich solche Erlebnisse ein und werden ganz nebenbei zu Artenkennern und Naturschützern.""
Ganz anders sieht es am Lindenstumpf bei Schondra aus. Der ehemalige Basaltssteinbruch mit seinen Basaltsäulen und seiner ebenen, imposanten Fläche wurde zu einem der ersten Geotope ernannt. Jetzt hat sich nach dem vielen Regen ein richtiger Tümpel gebildet. Aber wenn die Kreuzkröte im Mai, Juni laicht, sind nur noch Pfützen übrig. Um diese Kröte mit den herzförmigen Pupillen zu finden, muss man also später kommen. Aber der Lindenstumpf lädt sowieso zum Wiederkommen ein. Ganz schnell fanden die Kinder nicht nur Molche, sondern auch Bergeidechsen am Basalthang. So lernen sie ganz nebenbei den Unterschied zwischen Reptil und Amphib.
Beide sind wechselwarme Tiere, aber nur Amphibien leben zeitweise im Wasser und durchlaufen eine Metamorphose (Verwandlung) vom Ei, Kaulquappe zum erwachsenen Tier. Nach dem Ablaichen wandern viele Kröten und Frösche wieder in den Wald und kommen erst wieder im nächsten Frühjahr ans Wasser. Das führt dazu, dass sie auf den Straßen leicht überfahren werden, wenn nicht Ehrenamtliche feste Tunnel bauen oder Amphibienzäune aufstellen. Durch neu geschaffene Tümpel im Wald wird auch versucht, Amphibien von der Wanderung über stark befahrene Straßen abzuhalten.
Als letzte Station wurde der Weidigsee bei Wartmannsroth angefahren. Wegen der Bäume ist es dort eher schattig. Auch wenn man sich ganz vorsichtig dem Ufer nähert, platscht ein Frosch nach dem anderen ins Wasser. Hier ist viel Geduld und Geschick angesagt, will man einen Teichfrosch fangen. Aber vielleicht reicht es dem Naturliebhaber auch, sich einfach hinzusetzen, dem Gequacke zu lauschen und die Bewegungen der Tiere im Wasser zu beobachten. Eine Entschleunigung, die es ganz umsonst bei uns gibt.
Die nächste geführte Tour zu Amphibien veranstaltet die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen am Sonntag, 10. Juni an den Waizenbacher Teichen. Beginn ist um 10 Uhr.