Auf den Spuren der Ahnen
Autor: Marion Eckert
Wildflecken, Donnerstag, 28. April 2022
Truppenübungsplatz geöffnet: Viele Interessierte und Nachkommen ehemaliger Bewohner der abgesiedelten Orte nutzten die Gelegenheit, um Ahnenforschung zu betreiben. Was sie bewegt. Wir haben sie begleitet.
Der Weiler "Silberhof" im Truppenübungsplatz Wildflecken stand am Osterwochenende im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die beiden Heimatforscher Walter Kömpel (Oberbach) und Matthias Elm (Speicherz) haben vor einigen Jahren ein Buch über den abgesiedelten Weiler herausgegeben. Nun planen sie über den Nachbarort Reußendorf eine Chronik herauszugeben.
Der Weiler Silberhof mit den etwas außerhalb gelegenen Höfen Adamshof, Sarahof, Heinrichshof und Marxehof gehörten zur Gemeinde Reußendorf. Am Ostersonntag waren die ehemaligen Friedhöfe Reußendorf, am Fuße des großen Auersbergs, und Altglashütten, im Tal der kleinen Sinn, zugänglich. Viele Interessierte und Nachkommen ehemaliger Bewohner der abgesiedelten Orte nutzten die Gelegenheit, um Ahnenforschung zu betreiben und auf den Spuren ihrer Altvorderen zu wandeln.
Für Karl Kehm (Bad Neustadt) ist ein Besuch im Truppenübungsplatz auch immer eine Kindheitserinnerung. Seine Großmutter stammt aus dem Auershof und heiratete nach Reußendorf. Seine Familie hat Reußendorf schon 1938 verlassen. Doch die Verbindung in die Rhön riss nicht ab. Als elfjähriger Bub kam er für drei Jahre zum Auershof, wo er bei einem Bauern Kühe hüten musste und in Wildflecken zur Schule ging. Damals, 1960 bis 1963, waren die Orte schon abgesiedelt, doch die Kühe wurden in den Bereich des heutigen Truppenübungsplatz getrieben.
Auf Spurensuche
Für Elke Altwein aus Bad Kissingen war es eine Spurensuche. Ihre Familie stammt aus dem Haus Nummer sieben des Weilers Silberhof. Ihr Großvater wurde dort geboren. Wann immer es möglich ist besucht sie den Truppenübungsplatz, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo ihre familiären Wurzeln sind. "Es ist schön zu sehen, wo mein Opa lebte, welche Berge er gesehen hat und mir vorzustellen, wie er hier Kühe hütete."
Matthias Elm und Walter Kömpel freuten sich über das große Interesse und beantworteten bereitwillig die vielen Fragen. Sie haben versucht die ehemaligen Standorte der Häuser mit den dazu gehörigen Bilder aus der Zeit der Absiedlung zu markieren. Aus Sicherheitsgründen mussten diese Markierungen am Straßenrand bleiben, niemand sollte verleitet werden quer durchs Gelände zu gehen, was auf militärischem Gebiet viel zu gefährlich sei.
Immer wieder tauchten Fragen nach den ehemaligen Kirchen der Orte auf. Aber auch die Kirchen wurden mit der Absiedlung zurück gebaut, zerstört oder gesprengt. "Man wollte nach dem Krieg keinen Tourismus zu den Kirchen. Die Leute sollten nicht in die Kirche der abgesiedelten Orte pilgern", erklärte Elm. Einzig Maria Ehrenberg ist erhalten geblieben.
Ein wertvoller Schatz
Familie Schmitt war aus der Nähe von Fulda in den Truppenübungsplatz gekommen, um den Spuren von Oma Emma Schmitt, geborene Schleicher zu folgen. Im Haus 1a, des Silberhofs wurde sie 1913 geboren, heiratete 1933 nach Motten. Für die Familie sind die Heimatbücher von Elm und Kömpel ein wertvoller Schatz, um ihre Geschichte in Erinnerung zu behalten. Für die Autoren sind diese Begegnungen und Erfahrungen Lohn für die vielen Mühen und Recherchen, die so ein Buch über die abgesiedelten Orte mit sich bringe.