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"Aber bitte mit Sahne" in Bad Brückenau


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Sonntag, 18. Sept. 2016

Eine Deutschlandpremiere in Bad Brückenau gibt es nicht alle Tage. Namhafte Solisten erinnerten mit einer Show an Udo Jürgens.
Genauso wie seinerzeit Udo Jürgens am Schluss seiner Konzerte kamen auch die Akteure der fulminanten Show im Kursaal im weißen Bademantel zur lautstark geforderten Zugabe auf die Bühne.  Fotos: Rolf Pralle


"Merci Udo" heißt die fulminante Show, deren Tourneeauftakt im historischen König Ludwig I.-Saal des Staatsbades über die Bühne ging. In rund zweieinhalb Stunden ließen die Künstler bei dieser "Hommage an Udo Jürgens" im Zeitraffer noch einmal die Hits und Evergreens des Komponisten, Sängers und Entertainers, der bis zu seinem plötzlichen Tod im Dezember 2014 Menschen aller Generationen begeistert hat, Revue passieren.


Erst mal einige Flops

Bandleader Peter Wölke, der auch die Veranstaltung moderierte, vermittelte dem Publikum zwischen den Gesangsnummern bekannte Fakten und fast vergessene Anekdoten über Udo Jürgens. So erfuhren die Gäste unter anderem, dass dessen Karriere nach einigen Flops erst 1966 mit dem Gewinn des "Grand Prix Eurovision des la Chanson", dem heutigen "Eurovision Song Contest", so richtig Fahrt aufgenommen hat. Bereits vier Jahre später folgte die Tournee "Udo 70", die damals alle bisherigen Zuschauerrekorde in den Schatten stellte.
Im Mittelpunkt des Abends standen aber natürlich Musik und Gesang. Und hier zeigten die Musicalstars Paul Kribbe, Maria Jane Hyde, Thomas Hohler und Lara Grünfeld nicht nur ihr stimmliches Können, sondern auch großes Einfühlungsvermögen und viel Wandlungsfähigkeit. Da verwunderte es nicht, dass Lieder, die Udo Jürgens fast immer solo gesungen hatte, auf einmal auch im Duett oder sogar im Quartett funktionierten.
Es bedurfte keiner größeren Aufforderung, das Publikum sang und summte praktisch vom ersten Akkord an mit. Gern erinnerte man sich dabei nicht nur an ältere Titel wie "Merci Cheri" oder "Siebzehn Jahr, blondes Haar", sondern beispielsweise auch an den Song der Fernsehlotterie "Zeig mir den Platz an der Sonne".


Sozialkritische Themen

Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft im jahre 1978 war Udo Jürgens sogar mit den Nationalspielern vor das Mikrofon getreten, um den Ohrwurm "Buenos Dias Argentina" auf Schallplatte aufzunehmen. Breiten Raum widmeten die Akteure dem Titel "Ich war noch niemals in New York", aus dem das gleichnamige Musical entstanden ist, das fast immer vor ausverkauften Häusern gespielt wird.
Heute werde Unterhaltung vielfach mit Klamauk verwechselt, bedauerte Moderator Peter Wölke. Diese Art der Darbietung sei Udo Jürgens völlig fremd gewesen. Denn gerade mit den leisen Tönen war der Entertainer häufig am Puls der Zeit. Die Texte von "Griechischer Wein" oder "Ein ehrenwertes Haus" sprechen durchaus sozialkritische Themen an.
Dass die Songs sich im Laufe der Jahrzehnte als Gassenhauer, die fast in jedem Festzelt gespielt werden, entwickelt haben, mag wohl in erster Linie an den eingängigen Melodien liegen. Und auch im Kursaal ging bei diesen Stücken die sprichwörtliche Post ab, wobei im Schluß-Medley natürlich nicht "Aber bitte mit Sahne" und "Mit 66 Jahren..." fehlen durften. Schon vorher hatte Wölke mit seiner ganz eigenen Interpretation von "Anuschka" auf dem Akkordeon die Stimmung angeheizt.
Tolle Musik, hervorragende Gesangsarbeiten, rasche Kostümwechsel, interessante Lichteffekte - und das alles live vor imposanter Kulisse. Da war es kein Wunder, dass das Publikum mit stehenden Ovationen einige Zugaben forderte.
Für das Finale hatten sich die Künstler dann noch einen optischen Gag einfallen lassen. Wie seinerzeit Udo Jürgens am Schluß seiner Konzerte kamen auch die Sängerinnen und Sänger im weißen Bademantel auf die Bühne.