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60 Jahre Malteser Klinik von Weckbecker


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Freitag, 17. Juli 2015

"Rüben-Erich" nannten die Bad Brückenauer Dr. Erich von Weckbecker anfangs humorvoll. Dessen Idee vom Heilfasten in Verbindung mit einem bewussten Lebensstil ist angesichts steigender Zivilisationskrankheiten aktueller denn je.
Anneliese von Weckbecker (Mitte), umrahmt von Geschäftsführerin Petra Steil und Dr. Robert Bachmann, lebt bis heute in der Malteser Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller


Zwei Ringe trägt Anneliese von Weckbecker an ihrer rechten Hand. Den einen, kleineren trägt sie seit 1965. Der größere kam im Jahr 2005 dazu, als ihr geliebter Mann Dr. Erich von Weckbecker im Alter von 85 Jahren starb. "Es geht mir in meinen Jahren gut, weil ich wirklich nach seiner Methode gelebt habe", sagt die 89-Jährige. Auf das Lebenswerk ihres Mann, dem Begründer der Malteser Klinik von Weckbecker, ist sie bis heute stolz.

Erich von Weckbecker kam wie so viele schon vor ihm nach Bad Brückenau, um hier Linderung von seinen chronischen Leiden zu suchen. Er fand sie - im damaligen Kneippkrankenhaus St. Josef in der Ernst-Putz-Straße, gegenüber von Haus Waldenfels. Fortan widmete sich der Facharzt für Innere Medizin der Naturheilkunde. Sein großes Vorbild: Sebastian Kneipp. Zusammen mit Otto Buchinger und Franz Xaver Mayr gehört er zu den Pionieren einer ganzheitlichen Fastentherapie.

Therapie greift damals wie heute

"Es war nach dem Krieg nicht leicht, die Leute von einer Idee zu überzeugen, die ja auch Verzicht bedeutet", erinnert sich Anneliese von Weckbecker an die ersten Jahre. Nicht umsonst nannten die Bad Brückenauer den neuen Arzt humorvoll "Rüben-Erich". Doch der Erfolg gab von Weckbecker Recht. Bereits Ende der 1950er Jahre reichten die 50 Betten im Haus nicht mehr aus. "Mundpropaganda", nennt Anneliese von Weckbecker den Grund. "Die Leute wollten gesund werden!" Patienten aus dieser Zeit besuchen die Klinik noch heute, die älteste ist 102 Jahre alt.

Nun ist die Nachkriegszeit lange vorbei, die Probleme der Menschen haben sich geändert. Mit ungefähr 60 Prozent seien chronische Erkrankungen nach wie vor ein Schwerpunkt der Behandlung, berichtet Petra Steil, Geschäftsführerin seit neun Jahren. Aber auch Zivilisationskrankheiten wie Migräne, Fettleibigkeit oder Burnout nähmen stetig zu. "Selbstmord mit Messer und Gabel", nennt Dr. Robert Bachmann das. Zusammen mit Dr. Karin Löffler stellt er das ärztliche Team an der Malteser Klinik.

90 Prozent Selbstzahler

"Ich würde den Begriff Fasten nicht überstrapazieren", sagt Bachmann. Der bewusste Nahrungsverzicht sei vielmehr der Einstieg in eine dauerhaft gesunde Lebensführung. "Mit unserer ganzheitlichen Behandlung wollen wir die Selbstheilungskräfte des Körpers wecken", erklärt Bachmann. Körper, Seele und Geist zusammen zu betrachten, das war schon dem Klinikgründer wichtig. Die Spiritualität des Hauses ist christlich, aber nicht ausschließlich christlich.

120 Betten gibt es in der Klinik, rund 100 Mitarbeiter kümmern sich um die Patienten. 90 Prozent von ihnen zahlen ihren Aufenthalt selbst. Eine Woche kostet - je nach Umfang der Behandlung - ungefähr 1000 Euro. Die Malteser Klinik von Weckbecker ist aber auch bei den Krankenkassen als Reha-Einrichtung anerkannt.


Eckdaten der Geschichte der Klinik:

Juni 1958 Die Vorgeschichte: Bezug der Klinik am heutigen Standort mit 50 Betten. Zuvor hatte Dr. Erich von Weckbecker bereits vier Jahre lang sein Fasten-Konzept im nahen Wernarz praktiziert.

1963 bis 1965 Bagger und Baukräne rücken an. Badehaus, Eingangsbereich, Parkplatz, Kneippabteilung und Liegewiese entstehen. Sanitäre Einrichtungen werden gebaut und die Mitarbeiter beziehen ihre Wohnungen auf dem Gelände.

1971 Im neuen Hallenbad ziehen die ersten Gäste ihre Bahnen.

1975 Die Klinik wird um einen zweiten Gebäudetrakt erweitert.

1979 bis 1991 Schrittweise werden Zimmer und Sanitäranlagen modernisiert.

1998 Der Malteserverbund übernimmt als Träger die Klinik von Weckbecker.

1999 bis 2000 Haus II wird grundlegend erneuert. Ein neues Therapiezentrum entsteht.

2004 Haus I wird renoviert.

2005 Mit der Stiftung einer Kapelle unterstreicht die Klinik das Element der Spiritualität.

2011 Ein osteopathisches Schmerztherapiezentrum wird eröffnet, die Sauna neu gestaltet und vergrößert.

2012 Das Hallenschwimmbad wird renoviert.

2015 Die Malteser Klinik von Weckbecker feiert 60-jähriges Bestehen. Dazu legt das Haus im Übrigen auch ein Buch zum Behandlungskonzepts des Klinikgründers Dr. Erich von Weckbecker auf.










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