10.000 Kilometer Luftlinie: Wie eine Bad Brückenauerin ihr Glück in Brasilien fand
Autor: Rebecca Vogt
Bad Brückenau, Montag, 01. November 2021
Seit acht Jahren lebt Johanna Hirschler in Brasilien. Über eine junge Frau aus Bad Brückenau, die ihr Glück mehr als 10.000 Kilometer Luftlinie von der Heimat entfernt gefunden hat.
Über 10 000 Kilometer Luftlinie trennen Bad Brückenau von Santa Catarina, einem Bundesstaat im Süden Brasiliens. Es ist die Entfernung zwischen dem alten und dem neuen Zuhause von Johanna Hirschler. 2013 machte sich die heute 32-Jährige auf, um in Brasilien ein Auslandssemester zu verbringen. Aus dem einen Semester sind mittlerweile acht Jahre geworden: Johanna Hirschler ist in Brasilien geblieben und hat dort heute ihren Lebensmittelpunkt. Aktuell ist sie zu Besuch in der alten Heimat.
"Ich hatte Lateinamerika, wie viele andere hier, gar nicht auf dem Schirm", erinnert sich Hirschler. Die brasilianische Musik war es, die ihr Interesse weckte. "Ich kannte die Musik, wusste aber am Anfang gar nicht, dass das, was da gesungen wird, Portugiesisch ist. Und dann denkt man ja bei Portugiesisch zunächst an Portugal und nicht daran, dass es auch brasilianisches Portugiesisch gibt", erinnert sie sich und lacht. Hirschler beschloss einen Sprachkurs zu machen und lernte dort auch mehr über Land und Leute. Dann ging es ins Auslandssemester. "Ich habe in Cottbus Umweltmanagement studiert und hatte Glück, dass es in Brasilien eine Partner-Uni gibt."
Parallel zum Studium in der Musik Fuß gefasst
Neben dem Studium gelang es ihr musikalisch Fuß zu fassen. Heute kann die 32-Jährige davon leben, hat ihre Leidenschaft für die Musik zum Beruf gemacht. "Ich unterrichte Gesang, singe auf Hochzeiten oder Festivals und komponiere meine eigene Musik", gib Hirschler einen Einblick in ihren Alltag. Sie lebt in Florianópolis, der Hauptstadt des Bundesstaates Santa Catarina. Dort besuchte sie für ihr Studium auch die staatliche Universität. "Santa Catarina liegt im Süden. Es ist dort gar nicht so klassisch, wie man es sich vielleicht vorstellt. Brasilien ist ein riesengroßes Land mit vielen unterschiedlichen Kulturen."
Ins Ausland hatte es Hirschler nach eigenen Angaben schon immer gezogen. Vor ihrem Studium lebte sie zwei Jahre in Kenia, über den Freiwilligendienst "Weltwärts" des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung war sie dorthin gekommen. Auch der Aufenthalt in Brasilien war zunächst "nicht unbedingt für immer" angedacht.
Mittlerweile hat die 32-Jährige ein Viertel ihres bisherigen Lebens dort verbracht. "Es ist echt interessant. Ich stelle gerade fest, dass ich die Kultur hier gar nicht mehr so wirklich kenne. Mein Magen hat sich zum Beispiel total umgedreht in den ersten Tagen", berichtet sie mit Blick auf ihren Heimatbesuch und lacht.
Neue Perspektive auf die Rhöner Heimat
Durch die Distanz zur ursprünglichen Heimat habe sie diese wieder viel mehr schätzen gelernt. "Den Herbst, den ich hier gerade miterlebe, ich hatte komplett vergessen, wie wahnsinnig schön der ist", sagt Hirschler. Auch Bad Brückenau sei bunter geworden, es seien viel mehr Leute unterwegs.
Früher habe sie gar kein Heimweh gehabt, berichtet die 32-Jährige. Inzwischen würde sie sich wünschen, dass Besuche mit einer größeren Regelmäßigkeit stattfinden könnten. Bislang sei sie etwa alle drei Jahre in die alte Heimat gekommen. "Einmal im Jahr wäre mir aber echt lieb."