Bad Brückenau: Hochwasser durch den Biber
Autor: Julia Raab
Römershag, Montag, 03. Dezember 2018
Seit einigen Monaten baut eine fleißige Biberfamilie in der Sinn zwischen Schulzentrum und Gewerbegebiet einen großen Staudamm. Gefahr für die Anlieger besteht aus jetziger Sicht nicht.
Mindestens nasse Füße bekommt man derzeit, wenn man von der Stadt aus kommend in Richtung Schulzentrum an der Sinn entlang spaziert. Seit einigen Monaten ist hinter der Baywa eine Biberfamilie am Werk. Erst im September kam der Nachwuchs zur Welt. Zwei fleißige Biberkinder, die man mit etwas Glück beobachten kann, denn "scheu sind sie nicht", wie Kurt Marquard aus Römershag, ehemaliger Biberbeauftragter für den Raum Bad Brückenau und Mitbegründer der Sinnallianz, die Erfahrung macht.
Seit einigen Jahren schon lebt der Biber in diesem Abschnitt der Sinn. Doch so hoch habe er seinen Biberdamm noch nie gebaut, sagt Franz Zang, Vorsitzender beim Bund Naturschutz (BN) Kreisgruppe Bad Kissingen. "Ich vermute, dass er durch die Trockenheit besonders viel gestaut hat, um seinen Baueingang unter Wasser zu halten", sagt Zang. Dadurch habe er so viel Wasser gestaut, dass ein großer Teich entstanden ist und der nahe gelegene Fußweg überschwemmt wurde. In genau diesem Bereich liegen Hochwasserpolder, die jetzt ihre Funktion erfüllen. Denn das Wasser sammelt sich in den Poldern und sorgt für eine feuchte Wiese. In Richtung des Gewerbegebietes bietet ein Damm mit einem Fahrradweg darauf zusätzlich Schutz gegen eine Überschwemmung.
Keine Gefahr für Anlieger
Das Wasserwirtschaftsamt machte sich erst kürzlich ein Bild von der die Situation vor Ort. "So, wie die Sachlage momentan vor Ort ist, besteht keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit", sagt Birgit Imhof, zuständige Abteilungsleiterin beim Wasserwirtschaftsamt. Es sei ausreichend Retentionsraum - also Fläche, auf die das Wasser ausweichen kann - vorhanden. Im Falle eines Hochwassers ist es wahrscheinlicher, dass der Biberdamm durch das Wasser weggeschwemmt werde. Darüber hinaus bestehe aus jetziger Sicht keine Verklausungsgefahr - also die Gefahr, dass sich die Hölzer des Dammes vor eine Öffnung legen und so das Abfließen des Wassers verhindern.
Auch die Untere Naturschutzbehörde wird in einem solchen Fall hinzugezogen. Denn der Biber steht unter Naturschutz und darf nur in besonderen Notfällen entfernt werden. Doris Hupfer, Fachreferentin der Unteren Naturschutzbehörde und Biberexpertin, bekräftigt die Aussagen des Wasserwirtschaftsamtes: " Bevor es zu einer Überschwemmung kommt, reißt es mit Sicherheit den Biberdamm weg, und es löst sich von alleine."
Zahlreiche positive Auswirkungen
Abgesehen von möglichen Risiken für die öffentliche Sicherheit gibt es zahlreiche positive Auswirkungen eines vom Biber gestauten Flusses. "Vor dem Hintergrund der Trockenheit wirkt sich so ein Biberstaudamm positiv auf die Grundwasserspeicher aus", sagt Ingo Queck vom Bund Naturschutz. Zusätzlich komme es auf den überschwemmten Flächen zu einer ausgeprägten Artenvielfalt. Gerade in diesem Sommer habe man die Gegensätze extrem gesehen: Während die Sinn nur noch wenig Wasser führte, durfte sich die Wiese rund um den Biberdamm über viel Feuchtigkeit freuen. brj
Biber in Zahlen
82 Biberreviere gibt es schätzungsweise im Jahr 2018 im Landkreis Bad Kissingen.
3,3 Biber leben nach der Statistik in einem Revier. brj