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Azubi-Akademie: Blick über den Tellerrand


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Dienstag, 17. März 2015

Der Bund der Selbständigen plant in Bad Kissingen eine Azubi-Akademie. Die Auszubildenden sollen in Bereichen geschult werden, die ein einzelner Betrieb nicht immer bieten kann.
Der Bund der Selbständigen plant mit Unterstützung des Landratsamtes eine Azubi-Akademie in Bad Kissingen; (von links) Frank Bernhard, (Wirtschaftsförderung Landratsamt), BDS-Präsident Ingolf F. Brauner, Kreisvorsitzende Ute Kiesel und Frank Bernard, der BDS-Geschäftsführer für Unterfranken.  Foto: Sigismund von Dobschütz


Vor fast zehn Jahren wurde die erste Azubi-Akademie im bayerischen Bund der Selbständigen (BDS) am Ammersee gegründet. Heute gibt es sie an 30 Standorten im Land mit über 1000 Auszubildenden. Jetzt will ihr Gründer, BDS-Präsident Ingolf F. Brauner, in Unterfranken den "weißen Fleck in unserer Landkarte" mit einer Bad Kissinger Azubi-Akademie füllen. Am Montag stellte er das Konzept im Landratsamt vor.
Eigentlich ist die Idee ganz einfach, die Brauner, Inhaber eines mittelständischen Beratungsunternehmens, 2006 mit acht Ausbildungsbetrieben und 16 Auszubildenden startete und seitdem in ganz Bayern als hilfreiches Angebot für kleine und mittelständische Ausbildungsbetriebe umsetzt: Mehrere Ausbildungsbetriebe einer Region erarbeiten für ihre Auszubildenden ein gemeinsames Schulungsprogramm mit Workshops zu selbst gewählten Themen, die ihre Azubis nicht in der Berufsschule oder im eigenen Lehrbetrieb erlernen können.
Ausbilder dieser Unternehmen übernehmen ehrenamtlich einen der Workshops, so dass außer dem nötigen Zeitaufwand den teilnehmenden Firmen und Azubis keine Kosten entstehen. Brauner: "Wer einen Azubi anmeldet, übernimmt ein Seminar pro Jahr." Zweimal pro Monat mit jeweils zwei bis vier Stunden, maximal an 15 Tagen pro Jahr während der Schulzeit, können so die Auszubildenden zum Beispiel in Konfliktmanagement, Telefontraining, Verhandlungstechnik oder Messeorganisation unterrichtet werden. Die Themenwahl kann den Bedürfnissen der Region angepasst und von den Betrieben selbst vor Beginn eines Ausbildungsjahres festgelegt werden. "Alles soll unbürokratisch, pragmatisch, kollegial und fair zwischen den Partnerbetrieben ablaufen", machte Brauner die Arbeitsweise untereinander deutlich.
Viele Vorteile sieht er in einer solchen Zusammenarbeit - für die Auszubildenden ebenso wie für die Betriebe: Die Azubis werden in Teamarbeit geschult. Dies sei besonders für jene Betriebe wichtig, die nur einen Auszubildenden haben. "Der Blick über den Tellerrand" und die Vermittlung von Allgemeinwissen verbessert die Persönlichkeitsbildung.
Für Brauner zählt vor allem die Schulung der Azubis in unternehmerisch-strategischem Denken. Das sei für den Ausbildungsbetrieb von Nutzen und verbessere zudem die Chancen des Auszubildenden bei einer späteren Jobsuche. Das Unternehmen werte sich mit seiner Teilnahme an der Azubi-Akademie im Wettbewerb um Auszubildende auf, betonte Brauner. "Heute werben die Firmen schon mit unserer Azubi-Akademie bei Stellenausschreibungen", berichtete der BDS-Präsident. "Damit hatten wir gar nicht gerechnet."
"Unsere Azubis sind begeistert", weiß der Akademie-Gründer aus Umfragen. "Es war die richtige Idee zur richtigen Zeit." Das zeigen auch einige Preise, mit denen diese "Initiative für die Jugend und für unsere Zukunft" inzwischen ausgezeichnet wurde.

Interesse vorhanden

Vor allem das Handwerk habe Schwierigkeiten, Nachwuchs zu bekommen, bestätigte in der abschließenden Diskussion der Bad Kissinger Bauunternehmer Albert Kiesel (53). "Ich finde die Idee grundsätzlich gut", meinte er. Acht Firmenvertreter konnten sich auf Nachfrage spontan eine Mitwirkung an einer zu gründenden Azubi-Akademie in Bad Kissingen vorstellen. BDS-Kreisvorsitzende Ute Kiesel hofft auf eine Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Akademien wie der neuen Bauakademie der Firma Otto Heil oder der Heiligenfeld-Akademie.
Interessierte Unternehmen aller Branchen und jeder Größe, die an der geplanten Azubi-Akademie aktiv mitwirken wollen, werden um Meldung gebeten beim Bund der Selbständigen - Gewerbeverband Bayern e.V., Bezirksverband Unterfranken, Spessartstraße 30 b, 97816 Lohr am Main, Telefon: (09352) 80 88 35, Fax: (09352) 80 88 36, Email: frank.bernard@bds-bayern.de.