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Axt im Wald macht Sinn


Autor: Kathrin Kupka-Hahn

Stralsbach, Mittwoch, 10. Februar 2016

Mit ihrem Faschingswagen kritisierten die Stralsbacher, dass im örtlichen Forst zahlreiche Bäume gefällt wurden. Der Revierleiter nimmt Stellung.
Joachim Dahmer ist schon seit mehr als zwölf Jahren für den Gemeindewald zuständig. Hier steht er in der Abteilung Rainschlag. Dort wurden in den vergangenen Wochen 600 Festmeter eingeschlagen, auch um Platz für nachwachsenden Buchen zu schaffen. Foto: Kathrin Kupka-Hahn


Revierleiter Joachim Dahmer kann die Bewohner verstehen. Und auch wieder nicht. Sie kritisieren den enormen Einschlag im Stralsbacher Gemeindeforst. Der Spruch "Der Oberförster grinst und lacht, hat aus unserm Wald viele Euros gemacht" war auf einem der Faschingswagen beim Zug am vergangenen Samstag zu lesen. Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Vorwurf nicht, schließlich erzielte vor Kurzem eine Lärche aus dem Stralsbacher Wald bei der Nadelwertholz-Submission im

unterfränkischen Rentweinsdorf rund 1700 Euro (Wir berichteten). "Das war schon ein Prachtstück", sagt Dahmer dazu.
Der wertvolle Baum stand nahe der Hermannsruh und war rund 200 Jahre alt. Die Lärche ist jedoch nicht die einzige, die im Stralsbacher Forst gefällt wurde. Rund 1600 Festmeter Holz wurden in den vergangenen Wochen in verschiedenen Abteilungen eingeschlagen. "Wir haben am Seeschlag und Klingenholz bisher 900 Festmeter herausgeholt, in der Abteilung Rainschlag 600 Festmeter und 100 Festmeter am Rothekreuz", so der Revierleiter. Weitere 300 Festmeter fallen demnächst bei einer weiteren Durchforstung in der Abteilung Rothekreuz an. Entsprechend wüst sieht es an manchen Stellen in den genannten Waldabteilungen aus.


Einschlag nur im Winter

Einige Wege sind enorm verschlammt. Zudem haben die Harvester, die Baumerntemaschinen, teilweise riesige Spuren im Waldboden hinterlassen, ihn sogar mancherorts zerstört. "Den Schuh ziehe ich mir an", sagt der Revierleiter dazu. Er hätte die Baumernte wegen des feuchten Wetters zwei, drei Tage eher stoppen müssen, um diese Schäden zu verhindern. "Da kann ich den Vorwurf der Stralsbacher, man könne den Wald nur noch mit Panzern befahren, durchaus verstehen", fügt er hinzu. Allerdings gibt er zu bedenken, dass man die Buchen eben nur im Winter einschlagen könne. Die wenigen Frosttage hätten nicht ausgereicht, um die rund 1500 Festmeter Holz aus den Beständen schonend zu rücken. Die restlichen Vorwürfe der Stralsbacher will er so nicht stehen lassen.
Schließlich sind die aktuellen Arbeiten dringend notwendig, um die Verjüngung des Waldes zu unterstützen. "Der Stralsbacher Forst weist einen hohen Anteil von alten Baumbeständen auf, die aus mehreren Baumarten bestehen", erklärt der Fachmann. Neben Buchen und Lärchen gedeihen hier auch Eichen, Kiefern und Fichten. Diese Mischkultur möchte Dahmer erhalten. Jedoch breiten sich immer mehr Buchen am Boden aus, so dass sie andere Baumarten verdrängen.


Mehr Raum für andere Arten

Um das zu verhindern, werden momentan überwiegend Buchen aus den Waldgebieten herausgenommen. Dadurch bekämen beispielsweise die Lärchen und Eichen mehr Licht, könnten in den nächsten Jahrzehnten ordentlich Speck ansetzen und auch weiter aussamen. Ohne den aktuellen Eingriff hätten diese Baumarten nur wenige Chancen, da die Buche eine dominante Baumart sei. "Hätten wir den Hieb nicht gemacht, würde sich hier ein reiner Buchenwald entwickeln." Um die Baumvielfalt zusätzlich zu fördern, sei vorgesehen, an manchen durchforsteten Stellen Jungbäume nach zu pflanzen.
Entwarnung in Sachen Baumfällungen im Stralsbacher Gemeindewald gibt Dahmer aber nicht. Denn die Arbeiten gehen in den kommenden Monaten weiter. "Stralsbach wird weiter ein Schwerpunkt sein" erklärt er. Die Waldfläche der Gemarkung beträgt etwa 36 Prozent des Gemeindewaldes, der 680 Hektar umfasst. "Demnach müssten jährlich rein rechnerisch 1250 Festmeter Holz im Stralsbacher Forst eingeschlagen werden", so der Revierleiter. In den vergangenen beiden Forstwirtschaftsjahren lag der Schwerpunkt in anderen Gemeindewaldabschnitten in Burkardroth, Stangenroth, Zahlbach und Premich, so dass in Stralsbach nur sehr wenige Bäume gefällt wurden. "Vielleicht werden deshalb die aktuellen Baumfällungen als verhältnismäßig intensiv empfunden", vermutet der Fachmann.
Dabei nützen diese Arbeiten nicht nur der Waldverjüngung, auch die Bewohner des Marktes Burkardroth und der Region haben etwas davon. Schließlich werde das Holz an regionale Sägewerke und Holzverarbeitungsbetriebe geliefert, zudem falle Brennholz für die Bewohner an. "Mit den Hiebmaßnahmen werden Arbeitsplätze gesichert, der Brennholzbedarf gedeckt und auch ökologische Ziele verfolgt", erklärt Dahmer. Sogenannte Biotopbäume, in denen beispielsweise Fledermäuse oder Vögel leben, bleiben stehen. Außerdem zieht die Gemeinde ein positives Betriebsergebnis aus dem Gemeindewald. "Und dies kommt schließlich allen Bürger zugute", sagt der Revierleiter.