Druckartikel: Aus der Unfreiheit in die Freiheit

Aus der Unfreiheit in die Freiheit


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Dienstag, 21. März 2017

In der Friedenskirche werden Bilder der jungen Afghanin Golnessa Youseffi gezeigt. Die junge Frau lebt seit etwa einem Jahr in der Gemeinde.
Einen Einblick das künstlerische Schaffen der 18-jährigen Afghanin Golnessa Youseffi vermittelt eine Ausstellung in der evangelischen Friedenskirche. Auf unserem Foto ist die junge Malerin vor einer Tafel.  Foto: Stefan Geiger


"Aus der Unfreiheit in die Freiheit", so betitelte Pfarrer Philipp Klein in der evangelischen Kirche eine Ausstellung mit Bildern, die die 18-jährige Afghanin Golnessa Youseffi geschaffen hat. Sie lebt seit einem Jahr mit ihren Eltern und Geschwistern in der Asylbewerberunterkunft in Ebenhausen.
Das Malen ist für die junge Frau, die sich in Deutschland sehr wohl fühlt und inzwischen sprachlich gut zurecht kommt, ein Hobby, dem sie sich in ihrer Freizeit widmet. "Das hab ich wohl von meinem Großvater, der leider schon verstorben ist, geerbt", erzählt sie.
Sie bevorzugt das Gegenständliche, nicht das Abstrakte bei ihren Bildern. Dabei ist sie in der Phase des Suchens und Probierens und malt mit Blei- und Farbstiften oder mit Aquarellfarben. Anregungen holt sie sich aus ihrem Umfeld oder Kunstbüchern. Es geht ihr keinesfalls um das Abmalen, sondern sie bringt ihren eigenen Stil, ihre eigenen Motive, fertigt Skizzen und möchte auch einmal ein größeres Ölgemälde fertigen.
Ein Vierteljahr war die Familie Youseffi mit ihren fünf Kindern zunächst auf der Flucht und gelangte über Iran, Türkei, Griechenland und auf der Balkanroute nach Deutschland. Während die älteste Tochter bereits verheiratet und ausgezogen ist, lebt die restliche Familie in Ebenhausen und fühlt sich sehr wohl. Golnessa, die Zweitjüngste, besucht das Berufsbildungszentrum BBZ Münnerstadt, um dort in der Übergangsklasse vor allem ihre sprachlichen Kenntnisse weiter zu steigern. "Sprachen mag ich besonders. Unterwegs habe ich auch etwas Türkisch gelernt", erzählt sie.
Nach dem Sonntagsgottesdienst eröffnete Pfarrer Philipp Klein die Ausstellung mit unterschiedlichen Bildern. An Afghanistan erinnert ein Aquarell, auf dem in einer engen Häusergasse eine blau gekleidete Frau unterwegs ist. Eine andere Szene zeigt ein älteres Mütterchen, das auf dem Rücken Reisig nach Hause trägt. Gerne greift die junge Künstlerin Landschaften und Menschen auf. Besonders liebt sie Portraits, die sie ganz detailgetreu, feinfühlig, liebevoll und exakt in feinen Linien und Farbnuancen gestaltet. Auf einem anderen Bild klingt ihre Lebensgeschichte an: Ein Vögelchen macht sich bereit, um aus einer Kugel fortzufliegen, Anstoß für den Weg aus Enge, Beklemmung und Unterdrückung in eine neue Welt, in die Freiheit.
"Mir gefällt es in Deutschland sehr gut. Für uns und für mich hat ein neues Leben begonnen", sagt die 18-Jährige. Die Ausstellung kann noch am Sonntag, 2. April, nach dem Gottesdienst oder in Absprache mit Pfarrer Philipp Klein, Tel.: 09725/705 272 bzw.ps.klein@t-online.de betrachtet werden.