Aus Besitz werden für die Gemeinde viele Aufgaben
Autor: Stefan Geiger
Oerlenbach, Montag, 11. Mai 2015
Die Gemeinderäte in Oerlenbach sollten sich mal anschauen, welche Liegenschaften die Gemeinde hat und sich ein Bild davon machen, welche Potenziale der Ort besitzt, aber auch welche Verpflichtungen aus dem Besitz entstehen.
Über sechs Stunden waren die Gemeinderäte in Oerlenbach unterwegs. Nur in den vier Ortsteilen. Sechs Stunden fahren und besichtigen. Die Volksvertreter mit Bürgermeister Franz Kuhn (CSU/Bürgerblock) absolvierten dabei ein recht umfangreiches Programm, um sich über die gemeindlichen Liegenschaften und deren Zustand sachkundig zu machen. Die Eindrücke und Erkenntnisse sollen in anstehende Entscheidungen einfließen bzw. für weitere Überlegungen und Planungen einbezogen werden.
Ebenhausen
Vor einigen Jahren übernahm die Gemeinde im Ortsteil Ebenhausen das historisch bedeutsame Schloss mit dem Ziel, es an einen privaten Käufer mit geeigneter Nutzung weiter zu veräußern. Das Ziel blieb, die Verkaufsabsicht auch. Zum einen folgten seitdem Sicherungsmaßnahmen, um den weiteren Zerfall zu verhindern, zum anderen wird in Kürze mit Unterstützung vom Landesamt für Denkmalpflege ein Gutachten fertig, um Substanz und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Die Fassade mit Portal vom Schlossplatz her und der geräumige Innenhof lassen den einstigen Glanz des Schlosses erahnen. Beim Rundgang begutachteten die Räte den Wohntrakt mit dem großzügigen Treppenhaus und die imposanten Stuckdecken sowie den dreistöckigen Schüttbau mit riesigen Lagerbereichen. Klar wurde auch, dass die Gemeinde diesen "Schatz" selbst nicht sanieren und finanzieren kann und einen Investor für das Objekt finden muss.
Umfangreiche Besichtigung
Weitere Station in Ebenhausen war das Feuerwehrhaus. Die Fahrzeug- und Gerätehalle sind trotz neuer Tore äußerst schwierig und damit nur sehr aufwändig zu isolieren. In Augenschein nahmen die Räte auch den ehemaligen Friedhof, umgestaltet zu einem "Park der Sinne", das alte Rathaus, das im Zuge der Städtebauförderung hergerichtet wurde und den Vereinen dient, und die gerade abgeschlossene Erneuerung der Treppe vom Schlossplatz zur Schule. Ein Blick galt der Zone zwischen Riedelgrube und Rannunger Weg, wo ein Baugebiet vorgesehen ist. "Der Großteil der Zone gehört uns, ein Gesamtkonzept für die zwei Hektar ist nötig, die Erschließung in Abschnitten sinnvoll, das Oberflächenwasser kann in die angrenzende Riedelgrube geführt werden. Mit der Planung wollen wir das Projekt in diesem oder nächstem Jahr angehen", erklärte Bürgermeister Franz Kuhn zu diesem Bereich.
Oerlenbach
In Oerlenbach betrachten die Räte den Friedhof, wo eine Erweiterung der Urnenwand vorgesehen ist, und die Zone zwischen Hauptstraße und Hannbusch, wo als "Innenverdichtung" einige neue Bauplätze entstehen könnten. Am Gewerbepark Oerlenbach/Poppenhausen an der A 71 entsteht gegenüber der Firma MTZ Zitzmann eine Tankstelle, die schon in einigen Wochen - im Juni oder Juli, so der Bürgermeister - eröffnet werden soll.
Das "Haus der Bäuerin" in Rottershausen, 1962 als Gemeinschaftshaus mit Mostpresse, Viehwaage sowie Back- und Schlachthaus mit Kühlraum erbaut, wird von der Reservistenkameradschaft als Vereinsheim genutzt. Früher waren dort noch eine Milchsammelstelle und Gefrieranlage untergebracht. Dieses Gebäude sowie der Löschweiher Weth, die Obere und Untere Dorfstraße, die Dorfmitte Lina und das Musikerheim (ehemals Schule) wurden im Rahmen der Dorferneuerung hergerichtet. Im Friedhof verwies der Bürgermeister auf die neu geschaffenen Urnengräber und auf eine Nachbarfläche, die einst zur Friedhofserweiterung erworben wurde. Dafür wird sie zur Zeit nicht benötigt und könnte als Bauplatz dienen. "Wir müssten nur die Grünabfallsammelstelle verlegen", merkte Kuhn an.
Schwarze Pfütze
Auf dem Weg nach Eltingshausen galt ein Blick der Schwarzen Pfütze: "Die ehemalige Gaststätte, von einem Brand heimgesucht, verfällt, da der/ die Eigentümer nichts unternehmen. Das Landratsamt sieht keine Gefahren, die Entwicklung ist ein Drama", merkte der Bürgermeister an. Auf dem Weg nach Eltingshausen ging es um die Standorte der sechs geplanten Windräder im Wald bzw. am Waldrand. "Eine Anlage in einer Baumgruppe muss mit dem Naturschutz noch abgeklärt werden", stellte Kuhn dazu fest.
Eltingshausen
Um die neu gestaltete Ortsmitte ging in Eltingshausen. "In der Kulturscheune haben wir mit Baffeln die Akustik wesentlich verbessert. Im Nebentrakt ist die Küche bis auf den Dunstabzug fertig", erklärte der Rathauschef den Gemeinderäten beim Rundgang. Der führte die Volksvertreter dann weiter zum Löschweiher, zum ehemaligen Friedhof (Park), dem Backhäuschen und das Feuerwehrhaus (mit Gemeindesaal). Im Friedhof, der einen guten Gesamteindruck macht, gibt es immer mehr aufgelassene Grabstellen. "Liegen mehrere nebeneinander, so werden daraus Urnengräber, wobei mit Hinterpflanzungen die Grabflächen kleiner werden", stellte Franz Kuhn fest.
Schließlich reichte die Zeit reicht aus, um alle gemeindlichen Liegenschaften - Feuerwehr- und Schulhäuser, Turnhallen, Sportanlagen, Kinderspielplätze, Museen, Friedhöfe, Wohngebäude, Regenrückhalteeinrichtungen, Plätze und Grünanlagen - zu besichtigen. "Wir wollten vor allem den neu gewählten Räten unsere Vielfalt zeigen", versicherte der Bürgermeister das Ziel dieser Gemeinde-Tour. Das Ziel wurde erreicht, stellten die Räte übereinstimmend fest, und werde helfen,künftige Entscheidungen zu erleichtern.