Druckartikel: Auf  Tuchfühlung mit den Fans

Auf  Tuchfühlung mit den Fans


Autor: Birgit Will

Motten, Montag, 25. Februar 2013

Der Büttenabend-erprobte Steffen Link hat sich alleine auf die Bühne und unters Publikum begeben. Sein erster Solo-Auftritt mit eigenem Programm kam gut an.
Steffen Link mischt sich auch unters PublikumFoto: Birgit Will


"Wir sind voll": Diese Auskunft hatte man seit Tagen bekommen bei den beiden Vorverkaufsstellen für die Vorstellung "GeLINKt", dem Comedy-Abend mit dem Mottener Steffen Link. Ursprünglich für den kleinen Saal im Gasthof geplant, wurde die Veranstaltung kurzerhand in dessen große Sporthalle verlegt - und war trotzdem ausverkauft. Erstmals trat Link dort mit einem eigenen Soloprogramm auf.
Publikum ist der 21-Jährige gewöhnt. Seit vier Jahren bereichert er die Mottener Bütten-abende mit seinen Sketchen und Musikeinlagen. "Das war eigentlich eine Schnapsidee mit dem Solo-Auftritt", berichtet er davon, wie ihn seine Faschingskollegen bei einem Bierchen davon überzeugten, mit seinem umfangreichen Repertoire könne er einen ganzen Abend füllen.
Im Vergleich zum Fasching, wo mehr auf Stimmung gemacht werde, habe er aber dieses Mal mit seinen Beiträgen eher zum Nachdenken anregen wollen, erzählt er.
"Die Leute sehnen sich nach Abwechslung, wollen gemeinsam lachen und Spaß haben", erklärt er sich das große Interesse an der Veranstaltung, über das er und sein Bruder Jochen, der ihn in der Technik unterstützt, "völlig baff" waren. Außerdem sei es etwas komplett Neues in Motten, ergänzt er.
Seine Texte seien allesamt selbst geschrieben und in Zusammenhang gebracht, die Lieder "selbst in die Tastatur gehackt", bestätigte er im Vorfeld. Lediglich den einen oder anderen Witz werde man von anderen Comedy-Stars kennen, aber das werde ihm das Publikum bestimmt verzeihen. Hier hat es ihm besonders der Humor von Dieter Nuhr angetan.
Insgesamt ein Jahr habe er an seinen Sketchen und Witzen geschrieben, und mögliche Auftrittstermine wurden mehrmals verschoben. "So konnte ich immer wieder mal mit Abstand über das Geschriebene lesen und daran feilen", war dies für Link nicht unbedingt ein Nachteil.
Der Student hat bewusst ein einfaches Bühnenbild gewählt. "Ich möchte die Aufmerksamkeit der Leute fesseln mit dem, was ich mache, und nicht mit dem, was hinter mir steht", erzählt er. Entsprechend befanden sich auf der kleinen Bühne lediglich ein Tisch, ein Stuhl und sein Klavier.
Hochaktuell begann Link sein Programm, indem er mal eben Goethes Erlkönig zeitgemäß abwandelte: "Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist die Lasagne ohne Rind." Musikalisch ergänzte er dieses Thema, indem er kurzerhand Rolf Zuckowskis "Weihnachtsbäckerei" in "Die Pferdemetzgerei" umkrempelte.
Steffen Link studiert in Würzburg Biologie und Chemie für Lehramt an Gymnasien. Was läge da näher, als mal ein bisschen aus dem Studentenleben zu plaudern. Mit dem Klischee "faules Studentenpack" konnte er aber an diesem Abend nicht recht aufräumen: "Ich stehe jeden Tag um halb sechs auf, denn um sechs machen die Geschäfte zu".
Als nebenberuflicher Organist sehe er sich als "der kleine Junge, der gestraft gehört", habe er doch mittlerweile auch die Hierarchie in der katholischen Kirche durchschaut. Gleichwohl zollte er der Institution seinen Respekt: "Die haben ein zweitausend Jahre altes Programm, aber immer noch Zuschauer. Das sollte ich mal machen."
Fußballer, Politiker, Wissenschaftler - es gab kaum eine Gruppierung, die nicht "ihr Fett abbekam". Ganz besonders hart ging er allerdings mit den Jugendlichen ins Gericht. Selbst kaum dem Jugendlichenalter entwachsen, kritisierte er deren übermäßigen Konsum von "Assi-TV", deren Sprache und den Mangel an Tugenden wie Fleiß und Hilfsbereitschaft. Damit sei "die Evolution Hirn" mehr als gefährdet.
Von Schönheit und Wellness über Werbung und Bundeswehr - ebenso breit gefächert waren seine Themen in dem zweistündigen Programm. "Das gefällt Euch also", honorierte er zwischendurch den Beifall der Zuschauer, während das eine oder andere eher unterging: "Das lasse ich das nächste Mal lieber weg."
Selbstbewusst, wortgewandt und immer mit einem Schmunzeln auf den Lippen absolvierte er souverän seinen ersten Solo-Auftritt. Manche Pointe schlug tief "unter der Gürtellinie" ein, dem Publikum gefiel's.
Seine Zukunft als Komiker sieht Steffen Link auf "Dorfebene", neben Studium und Beruf. Aber vielleicht überlegt er sich das nochmal nach diesem tollen Erfolg in der "größten Comedy-Arena der Welt".