Auch Kunsthandwerker fangen klein an
Autor: Winfried Ehling
Hammelburg, Montag, 23. Juli 2018
Kinder gravierten Glas oder sahen das Puppenspiel, während die Erwachsenen über den Markt schlenderten oder Schoppen in romantischem Ambiente genossen.
Unter den Sommeraktivitäten in der Saalestadt nimmt das Museumsinsel-Fest einen besonderen Platz ein. Das romantische Ambiente zwischen Herrenmühle und Wehr lockt Gäste, die gerne einen Schoppen mit Ausblick auf das Saaletal und Schloss Saaleck genießen und dies mit einem Bummel durch die Stände der Kunsthandwerker verbinden.
Um Neues nicht verlegen, reihte sich heuer ein Mann in die Reihen der Kunsthandwerker ein, der eine Drechselbank nach uraltem Vorbild erbaute, deren Prinzip schon Ägypter und Griechen kannten und nutzten. Die Vorsitzende des Förderkreises Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg, Christiane Schmid, fand Klaus Nun zufällig bei einer Veranstaltung und bat ihn sich einmal beim Inselfest zu präsentieren.
Wie kommt man zu einem solchen Hobby? "Mich reizte es so ein Werkgeräte einmal nachzubauen - ohne Nägel und Schrauben - so wie es vor Jahrtausenden erfunden wurde", sagte der Retzstadter. Bei diesem Werkgerät wird ein Werkstück zwischen zwei Holzblöcke mit einer gespannten Schnur - früher einmal eine Tiersehne - gespannt, die mit einer Fuß-Wippe verbunden ist, lässt sich das Werkstück durch Fuß-Wippen bearbeiten, wenn das Drechselmesser angesetzt wird.
Die Werkstücke von Nun sind aus Holz, das meist von alten Bäumen stammt. Daraus fertigt er Zierschalen, Schmuck-Wannen oder kleine Figuren wie die süßen Holzmäuschen, die zum Verkauf stehen. Selbst der Hut, den er auf dem Kopf trägt, ist aus Holz hergestellt. "Kirsche ist das beste Material. Es lässt sich gut verarbeiten und verfügt über eine schöne Maserung", verrät der Altertums-Kunsthandwerker den staunenden Besuchern.
Das Inselfest begann bereits am Samstag mit einem Weinabend zu dem "Black Sax"-Friedbert Heckmann den passenden, musikalischen Rahmen lieferte. Die vom Privat-Weingut Lange mit edlen Tropfen bestückte Veranstaltung verzeichnete guten Zulauf, freute sich Vorsitzende Schmid, denn der Reinerlös des Fests ist dem Erhalt des Museums und der Saaleinsel zugedacht.
Auch die jüngsten Besucher hatten ihren Spaß bei diesem Event. Graveur Franz Sickert bot hier die ersten Schritte zum Glasgravieren an, was die Kinder gerne nutzten. Besonders von Mädchen besucht, ließen die Versuche der Phantasie freien Lauf beim Gravieren von Blumen oder Herzen in das durchgefärbte Glas. Selbstredend war auch das Heimatmuseum ein Anlaufpunkt für die jungen Besucher, denn hier gab es ein Puppentheaterstück.
Von Carolin Sell erdacht und geschrieben - sie stellte auch die Puppen her und spielte selbst - tauchte wieder einmal die Saalenixe "Saalea" auf, eine Fabelfigur aus alten Zeiten. Oma und Opa kannten sie noch, haben sie aber nie gesehen, flüsterten sich die Kinder zu. Besagte Nixe traf den Museumsgeist der Herrenmühle, den Müller Johann, mit dem sie über alte Zeiten schwärmte und damit den Kindern einen Einblick in die "legendäre" Vergangenheit gab. Ein Besuch am inzwischen teilweise begehbaren Saalestrand war anschließend ein "Muss" - auch wenn Saalea sich nicht blicken ließ.
Insgesamt 15 Stände, vom Korbflechter Rippstein bis zum heimischen Maler und Grafiker Konrad Albert, der den Hammelburger Marktplatz phantasievoll in ein Schwimmbecken verwandelte - ein Vorschlag zur Stadtbelebung - und von der Brückenausstellung im Museum bis zu den Handarbeiten aus Wolle, Stoff und Keramik, sorgten für Einblicke und Abwechslung.