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Asylbewerber ziehen in das ehemaliges Schwesternwohnheim in Hammelburg


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Donnerstag, 20. Dezember 2012

Das ehemalige Schwesternwohnheim wird zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Damit ist nicht nur Toleranz, sondern auch bürgerschaftliches Engagement von den Hammelburgern gefordert.
Das Haus II des Probst-Heims Foto: Arkadius Guzy


An der Eingangstür von Haus II des Maria-Probst-Seniorenheims kleben die Worte "my home ist my castle". Der Spruch bekommt unerwartet eine ganz tiefgründige Bedeutung. Das Haus II wird zu einem Zufluchtsort und zu einem neuen Zuhause für Menschen, die ihre unsichere Heimat verlassen mussten: Das ehemalige Schwesternwohnheim wird zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge.

Wegen der steigenden Asylbewerberzahlen sucht die Regierung von Unterfranken nach neuen Standorten für Unterkünfte. Die Zahl der Asylbewerber ist im Bezirk von 343 im Jahr 2009 auf 810 im vergangenen Jahr gestiegen. Diese Zahl ist in diesem Jahr bereits überschritten. "Wir müssen in die Fläche gehen. Jeder Landkreis muss einen Teil der Last tragen", sagte Hans-Georg Rüth. Der Abteilungsdirektor bei der Regierung von Unterfranken erklärte in einer Pressekonferenz die Hintergründe der Entscheidung.

Er sprach von einer Herbergssuche vor Weihnachten.

Ab dem Frühjahr, wenn der Neubau am Probst-Heim eingeweiht und die Bewohner dorthin umgezogen sind, soll das Haus II nach und nach belegt werden. Dafür wird das ehemalige Schwesternwohnheim laut Landkreissprecher Stefan Seufert für maximal drei Jahre an die Regierung vermietet. Vorgesehen sind höchstens 80 Plätze. Der Stiftungsrat der Carl von Heß`schen Sozialstiftung, der das Haus gehört, habe sehr intensiv diskutiert und stehe der Vermeitung positiv gegenüber, sagte Seufert.

Die neuen Bewohner des Schwesternheims werden Familien und vor allem alleinstehende Männer sein. Die machen nach Rüths Angaben 50 bis 60 Prozent der Asylbewerber aus. Es sind Menschen, die auf den Ausgang ihres Verfahrens warten oder für die ein Abschiebestopp gilt. Letzteres betrifft aktuell zum Beispiel Flüchtlinge aus Syrien. Als Herkunftsländer zählte Rüth Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Russland und Aserbaidschan auf.

In den vergangenen zwei, drei Monaten sei aber auch der Zuzug aus Mazedonien und Serbien stark gewesen. Die Kinder der Asylbewerber haben ein Recht darauf, den Kindergarten zu besuchen und sind schulpflichtig.
Die Verwaltung der Hammelburger Gemeinschaftsunterkunft wird von der Regierung organisiert. Die soziale Betreuung sollen dagegen vor allem Organisationen wie Caritas und Diakonie übernehmen. Hierfür seien vom Freistaat in den vergangenen Monaten zusätzliche Stellen gefördert worden. Rüth setzt aber auch auf bürgerschaftliches Engagement: Zum Beispiel könnten pensionierte Lehrer Sprachunterricht geben. In vielen Kommunen gebe es gute Erfahrungen. Als Vorbild nannte der Regierungsvertreter Gemünden, wo es einen Freundeskreis gebe, der sich um die Asylbewerber kümmere. Das städtische Umfeld sah Rüth dabei als einen Vorteil von Haus II. Außerdem sei nur eine kleine Investition von 50 000 bis 60 000 Euro in das Gebäude notwendig.

Dass die Gemeinschaftsunterkunft eine Anpassung erfordern werde, räumte Bürgermeister Ernst Stross (SPD) ein. Schließlich kämen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion und mit unterschiedlichem Bildungsstand. "Die Bürger sind aber sicherlich offen genug, sie aufzunehmen." Der Tenor aus den Stadtratsfraktionen sei optimistisch. Stross forderte aber auch Unterstützung vom Freistaat: "Die Bürgerschaft kann nicht alles leisten."

Für Januar plant die Regierung ein Bürgergespräch mit den Anwohnern in der Nachbarschaft der künftigen Asylbewerberunterkunft.