Asyl: PerF-Plätze im Kreis Bad Kissingen sind begehrt
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Dienstag, 02. Februar 2016
Die Arbeitsagentur hat ein Programm aufgelegt, um Asylbewerber schon vor ihrer Anerkennung fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Erste Erfahrungen im Landkreis Bad Kissingen sind gut, die Plätze aber knapp.
Demelash Bekele lebt seit drei Jahren als Flüchtling in der Gemeinschaftsunterkunft in Münnerstadt. Er wartet bis heute noch darauf, dass sein Asylantrag entschieden wird. Der 36-Jährige ist Umweltbiologe. Bevor er aus seiner Heimat Äthiopien geflohen ist, hat er dort an einer Universität als Wissenschaftler gearbeitet. In Deutschland hat er inzwischen eine Freundin gefunden und die Sprache gelernt. Jetzt fehlt ihm nur noch ein Job. "Ich will arbeiten", sagt er. "Wenn ich in meinem Beruf keine Stelle bekomme, würde ich auch eine andere Ausbildung machen." Bekele hat jetzt mit 23 anderen Asylbewerbern aus dem ganzen Landkreis an einem neuen Angebot der Agentur für Arbeit teilgenommen: Perspektiven für Flüchtlinge, kurz PerF genannt.
Das Programm richtet sich an Flüchtlinge, deren Asylanträge noch nicht entschieden wurden, die aber gute Chancen haben, dass sie in Deutschland bleiben dürfen. "Die Zeit, die die Menschen auf ihre Anerkennung warten, soll sinnvoll genutzt werden", erklärt Marco Beier, Leiter der Arbeitsagentur in Bad Kissingen. Die Asylbewerber sollen möglichst frühzeitig an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, so dass sie im Idealfall nach ihrer Anerkennung nicht auf Hartz IV angewiesen sind. Im November ist die Maßnahme in Bad Kissingen am Beruflichen Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz) angelaufen. Die Teilnahme an PerF ist freiwillig, die Plätze sind rar. Zum Vergleich: Rund 1200 Geflüchtete sind aktuell im ganzen Landkreis untergebracht.
Damit die wenigen Plätze effektiv genutzt werden, hat die Arbeitsagentur mit den Flüchtlingsberatern der Caritas die Asylbewerber gezielt ausgewählt. Die Gruppe ist gemischt, vom iranischen Apotheker über die ukrainische Bankkauffrau zum syrischen Lasterfahrer. "Uns war vor allem die Motivation wichtig", sagt Beier.
PerF dauert drei Monate. Die Teilnehmer erhalten berufsbezogenen Sprachunterricht, lernen wie man Bewerbungen schreibt und hospitieren sechs Wochen lang bei Unternehmen in der Region. "PerF ist eigentlich eine Kompetenzfeststellung. Es kommen jede Menge Leute zu uns und wir können nicht einschätzen, was sie können", sagt Peter-Wolfgang Großmann vom bfz in Bad Kissingen. Es geht um die beruflichen Qualifikationen der Flüchtlinge und wie sie verwertet werden können. Kurz: Taugen ihre Kompetenzen für den Arbeitsmarkt?
Arbeit anders als zuhause
Der Äthiopier Demelash Bekele hat sich beispielsweise als Laborant bei einem chemischen und mikrobiologischen Analyseinstitut versucht. "Die Arbeit ist ähnlich wie zuhause", sagt er. Nur die Ausstattung sei viel teurer und stärker computerisiert. Die Technik in einem deutschen Labor kannte er bisher nur aus der Theorie. "Bei uns ist das unvorstellbar", meint Bekele. Er sieht PerF als wichtige berufliche Chance.Die Unternehmen, an denen die Asylbewerber untergebracht werden, bekommen vom bfz eine Checkliste, anhand der sie die fachliche Eignung beurteilen. Das bfz wiederum gibt Empfehlungen an die Arbeitsagentur, welche nächsten Schritte für den jeweiligen Asylbewerber sinnvoll sind. Braucht er noch einen Sprachkurs? Sollte er umschulen, weil er in seinem Beruf in Deutschland kaum Chancen auf einen Arbeitsplatz hat?
Für die Arbeitsagentur und das bfz fällt das Fazit nach dem ersten PerF-Kurs positiv aus. Es habe keine Fehlzeiten gegeben, die Asylbewerber hätten motiviert mitgearbeitet. "Wir hatten mit den Leuten hier keine Probleme", berichtet Großmann. Nach Einschätzung des bfz sind viele Teilnehmer fachlich geeignet. Ihnen fehle aber der Umgang in Deutschland. Die Flüchtlinge müssten demnach auf einem beruflich niedrigeren Niveau beginnen, sich weiter qualifizieren und so hocharbeiten. Großmann dämpft in Sachen Integration in den Arbeitsmarkt die Erwartungen. "Es werden Einzelfälle sein, die schnell eine Anstellung finden", sagt er. Bei der Mehrheit werde es ein paar Jahre dauern.