Druckartikel: Arzt erstellte historische Münnerstadt-Karte

Arzt erstellte historische Münnerstadt-Karte


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Donnerstag, 12. Sept. 2013

Die Altstadt von Münnerstadt hat viele Baudenkmäler. Johannes Becker hat die ältesten von ihnen in einem Stadtplan dokumentiert. Dieser zeigt die Ortsstruktur um 1400.
Johannes Becker erläutert seinen Plan der Stadt um 1400. Foto: H. Beudert


Johannes Becker hat seine Liebe für die Münnerstädter Stadtgeschichte entdeckt. Den pensionierten Allgemeinmediziner findet man jetzt häufig im Stadtarchiv. Hier begibt er sich immer wieder auf Entdeckungsreise in die Tiefen der Münnerstädter Dokumente.

In jüngster Zeit hat er sich intensiv mit dem historischen Stadtkern und den einst dort befindlichen Gebäuden befasst. Entstanden ist daraus ein Stadtplan von Münnerstadt um das Jahr 1400.

Johannes Becker hatte für seine Arbeit zahlreiche Schriften früherer Münnerstädter Heimatforscher zur Hand. Besonders hilfreich waren die Aufzeichnungen Karl Dinklages, aber auch die von Dr. Engelhardt, Nikolaus Reininger und Josef Willmann. Außerdem habe Stadtarchivar Klaus-Dieter Guhling seine Arbeit nach Kräften unterstützt, erklärt Johannes Becker.

"Das, was in der Literatur belegt ist", sagt Becker, hat er in einen alten Kataterplan der Altstadt farbig eingefügt. Belegt sind beispielsweise um das Jahr 1400 die Brot- und Fleischmärkte am heutigen Marktplatz. Sie befanden sich dort, wo später das Rathaus errichtet worden ist. Rund um die Stadtpfarrkirche und das Deutschordensschloss lässt sich die Bebauung um das Jahr 1400 am besten nachzeichnen. So sind gleich mehrere Gebäude rund um den Kirchhof schon damals genannt worden, unter anderem zwei Pfarrpfründehäuser, eine Engelmeßkapelle und ein Frühmesserhaus und natürlich die Pfarrkirche. Historische Bebauung ist heute natürlich am Anger nachweisbar, unter anderem das Heimatspielhaus und die heutigen Gebäude der Familie Lochner und der Familie Zeischka.

Mehrere Mühlen im Ort

Im Westen der Altstadt wurde schon um 1400 der Bildhäuser Hof erwähnt. Natürlich hat Johannes Becker die historischen Tortürme aufgeführt und in der nördlichen Altstadt den großen Klostertrakt, der um 1400 noch einen Kreuzgang mit Friedhof hatte. In den Archivunterlagen namentlich genannt sind auch ein Torwarthaus am Oberen Tor, eine Pfarrbadstube und eine Augustinerbadstube, die Wirtschaftsgebäude der Deutschherrn sowie der Amtshof der Deutschherren, das heutige Anwesen Lochner in der Jörgentorgasse/Ecke Deutschherrnstraße.

Interessant ist auch, dass sich bis zurück ins Jahr 1400 zahlreiche Mühlen in Münnerstadt belegen lassen. In der Innenstadt waren um diese Zeit die Kommende- und die Stadt- oder Watschelmühle angesiedelt. Zwei Mühlen gab es um 1400 außerhalb der Stadttore: die Obertor-, die Altstadtmühle. Die Altstadtmühle lag bereits damals weit außerhalb der Stadtmauern. Den Namen trägt sie vermutlich deshalb, weil das ursprüngliche Münnerstadt zu noch früherer Zeit wohl im Bereich des heutigen Gymnasiums gelegen hat, erläutert Johannes Becker. Der Heimatforscher geht davon aus, dass natürlich viele weitere Gebäude zur damaligen Zeit schon in der Innenstadt gebaut waren. Nur deren Existenz lässt sich anhand des ausgewerteten Materials nicht mehr belegen. Deshalb werden sie auf seinem Plan nicht blau eingefärbt.

Aktuell interessiert sich Johannes Becker für die nächsten geschichtlichen Themen. Historische Wege in und um Münnerstadt ist eines, das ihn fasziniert. Damit will er sich demnächst intensiver beschäftigen. "Es geht von einem zum anderen", sagt Becker. Angefangen hat für ihn alles mit dem Erkunden der Münnerstädter Eisenbahngeschichte, die auch in Buchform erschienen ist.