Arbeiterwohlfahrt feiert 100-jähriges Bestehen: Der Bad Kissinger Kreisverband feiert mit

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Das rote Türmchen verrät in Bad Brückenau schon von Weitem, dass hier die Arbeiterwohlfahrt ihr Zuhause hat. Archivfoto: Ulrike Müller
Das rote Türmchen verrät in Bad Brückenau  schon von Weitem, dass hier die Arbeiterwohlfahrt ihr Zuhause hat.  Archivfoto: Ulrike Müller

Über die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt in Bad Kissingen ist wenig bekannt. Über die Zeit vor dem Kriegsende gibt es gar keine Daten.

Die Arbeiterwohlfahrt wurde 1919 gegründet und besteht damit 100 Jahre. Auch im Landkreis Bad Kissingen ist sie seit Jahrzehnten aktiv. Der Kreisverband feiert dieses Jubiläum am Samstag, 7. September, ab 10 Uhr in der Fußgängerzone vor dem Landratsamt. Für Unterhaltung und für Stimmung sorgen das Flying Jazzband Trio und der Zauberer Pat Trickster. Bei einem Quiz gibt es vier Fahrten zu gewinnen: zwei Gewinner können nach Berlin und dort den Reichstag besuchen.

Möglich machen das die beiden Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar (SPD) und Manuela Rottmann (Grüne). Auch zwei Reisen nach München mit Besuch des Landtags werden verlost. Sie wurden von den beiden Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD) zur Verfügung gestellt.

Im Landkreis Bad Kissingen hat die Arbeiterwohlfahrt einen Kreisverband sowie Ortsvereine in Bad Kissingen , in Bad Brückenau und in Hammelburg. Kreisvorsitzende ist Helena Preisendörfer. Vorsitzende des Ortsvereins Bad Kissingen ist Victoria May, des Ortsvereins Bad Brückenau Kerstin Ziegler und des Ortsvereins Hammelburg Ingrid Scherpf.

Über die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt in Bad Kissingen ist wenig bekannt. Über die Zeit vor dem Kriegsende gibt es gar keine Daten. Rosalinde Heider, deren Namen seit Jahrzehnten eng mit dem der Arbeiterwohlfahrt verbunden ist, weiß immerhin einiges , weil sie es selbst erlebt hat oder zumindest vom Hörensagen: Sie war Leiterin des Erholungsheims Wannigsmühle der Arbeiterwohlfahrt (heute Tierheim) und kam 1974 nach Bad Kissingen in den Rosenhof.

Damals ruhte der Ortsverein Bad Kissingen. Auf Betreiben des damaligen Bezirksvorsitzenden Volker von Truchsess, der 1970 bis 1986 SPD-Landtagsabgeordneter war, wurde er reaktiviert. Willi Field übernahm den Vorsitz. Ab 1990 war Rosalinde Heider für zehn Jahre Ortsvereins-Vorsitzende, bis sie den Kreisvorsitz übernahm. Diesen Posten gab sie vorletztes Jahr ab an Helena Preisendörfer, die zumindest bei Amtsantritt jüngste Kreisvorsitzende im Bundesverband war.

"Aus Erzählungen von den nach dem Krieg aktiven AWO-Mitgliedern Magda Kallenbach und Elfriede Sauer weiß ich, dass in den Nachkriegsjahren die Arbeiterwohlfahrt das heutige Hotel Victoria als Sanatorium betrieben hat. Dessen Leiter war auch Vorsitzender des Ortsvereins. Dort wurden auch Schulverpflegung und Essenpakete gemacht und Altennachmittage organisiert" berichtete Rosalinde Heider. Der Ortsverein Bad Kissingen hat in den letzten Jahren in den Sommerferien immer ein Kinder-Ferienprogramm veranstaltet, das gut ankam.

Die Einrichtungen, die die Arbeiterwohlfahrt in Bad Kissingen unterhalten hat, gehörten alle dem Bezirksverband Unterfranken und hatten mit dem Kreisverband oder Ortsvereinen nichts zu tun. In Bad Brückenau betreibt der Bezirksverband das Willy-Brandt-Haus, eine große Seniorenwohnanlage.

Gegründet wurde die Arbeiterwohlfahrt 1919 von der SPD-Reichstagsabgeordneten Marie Juchacz (1879-1956), die bis 1933 ihre Vorsitzende war. Ob vor dem Zweiten Weltkrieg eine Arbeiterwohlfahrt im Raum Bad Kissingen bestand, ist nicht bekannt.

Seinerzeit war die Arbeiterwohlfahrt eng mit der SPD verbunden. Zu Beginn der Nazi-Zeit wurde sie verboten. Seit ihrer Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg ist sie jedoch parteipolitisch unabhängig, konfessionell neutral und einer der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege. Sie hat mehr als 300.000 Mitglieder. Ihre Hauptaufgabe sieht sie darin, sozial schlechter gestellte Menschen zu unterstützen. Sie betreut Menschen mit Behinderungen und Senioren, betreibt aber beispielsweise auch Kindergärten, offene Ganztagsschulen, psychiatrische und forensische Kliniken, Einrichtungen für Ferienfreizeiten und Beratungsstellen für Migranten, Asylbewerber und Menschen in Notlagen. Dafür beschäftigt sie mehr als 200.000 Mitarbeiter.