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Ansturm für Energie-Genossenschaft in Nüdlingen


Autor: Werner Vogel

Nüdlingen, Dienstag, 18. Februar 2014

Eine Informationsveranstaltung der Energiegenossenschaft bringt weiteren Rückenwind für den Nüdlinger Strom: Der Erfolg soll im Ort bleiben und an die Bürger weiter gegeben werden. Der Bau der Windräder soll nun schnellstmöglich vollzogen werden.
Große Nachfrage: Burkard Schramm beantwortet die Fragen der Interessenten an der Energie-Genossenschaft. Foto: Werner Vogel


Großes Interesse fand die Informationsveranstaltung der Nüdlinger Energie-Genossenschaft zur Finanzierung des Windparks "Langes Schiff" im Pfarrsaal. Vorsitzender Burkard Schramm informierte über den Stand der Planungen und wies die Interessenten darauf hin, dass die Beteiligung an den Windrädern spätestens im März erfolgen müsse. Um die derzeit noch bestehenden günstigen Rahmenbedingungen zu nutzen müsse die Anlage noch in diesem Jahr Strom liefern. Eine Beteiligung sei schon ab 2000 Euro möglich.

"Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die Einen Mauern, die Anderen Windräder" zitierte Aufsichtsratsvorsitzender Heinz Wilm ein chinesisches Sprichwort und fügte hinzu: "Wir haben uns für die Windkraft entschieden". Seit Januar liege die Genehmigung vor und nun müsse sehr schnell die Finanzierung gestemmt werden, begrüßte Wilm die Mitglieder und Interessenten im mit über 130 Personen übervollen Pfarrsaal.

"Über zwei Jahre intensive Vorbereitungen, Planungen, und Prüfungen liegen hinter uns. Zähe Verhandlungen und ein steter Kampf gegen den Paragraphendschungel aus Vorschriften, Gesetzen und deren Änderungen. Aber der Gegenwind hat uns stark gemacht", meinte Burkard Schramm, Vorsitzender der in 2011 gegründeten" Nüdlinger Energie-Genossenschaft e.G". Jetzt brauchte es nur noch einen weiteren Schritt und die Vision einer echten Bürgergenossenschaft kann verwirklicht werden. "Wir wollen, dass die Nüdlinger einen Teil der Energiewende selbst in die Hand nehmen und der Erfolg den Bürgern des Ortes unmittelbar zugutekommt", führte er aus.

Schnell entscheiden

Schramm und seine Mitstreiter im Vorstand, Dieter Stichler und Thorsten Köck, präsentierten dann ein ausgefeiltes Konzept zur endgültigen Finanzierung des kleinen Windparks auf dem Lerchenberg zwischen Nüdlingen und der B19. Die Anlage sieht zwei Windkrafträder mit einer Gesamtleistung von 4,8 Megawatt vor. Die Gesamthöhe von Mast und Rotorblättern beträgt 200 Meter. Als Zufahrt können bestehende Waldwege genutzt werden.
Um alle sich bietenden Vorteile nutzen zu können, müssten sofort mit dem Bau begonnen und bis Mitte März 20 Prozent der veranschlagten Baukosten von ca. 8,5 Millionen Euro bereitgestellt werden.

Finanzierung

Bislang hätten 332 Mitglieder der Genossenschaft Anteile gezeichnet, womit die Planungskosten abgedeckt werden konnten. Die Finanzierung des Projekts soll zu mindestens einemDrittel durch die Zeichnung von Nachrangdarlehen erfolgen, die die Mitglieder der Genossenschaft zur Verfügung stellen. Schon ab 2000 Euro könne sich jedermann an den Windrädern beteiligen.

"Die Laufzeit der Darlehen beträgt 15 Jahre, die Genossenschaft zahlt den Zeichnern 3,5% Zinsen", zeigte Heinz Wilm, im Vorstand zuständig für die Finanzen, auf. Jeder Darlehnsgeber wird automatisch Mitglied der Genossenschaft. Die Genossenschaft hofft bis zu 6,5 Millionen Euro einsammeln zu können. Die Raiffeisenbank Nüdlingen und die Sparkasse Bad Kissingen haben Mittel in Höhe von ca. 1,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Sollten die Anteile von der Bürgerschaft und weiteren Interessenten so schnell nicht gezeichnet werden können, stünde der Vorstand in aussichtsreichen Verhandlungen mit größeren Investoren.

In der lebhaften Diskussion zeigte Vorsitzender Schramm den Interessenten die Chancen des Projektes. "Hier sind keine anonymen Investoren unter Renditegesichtspunkten am Werk". Die Genossenschaft arbeite auf ehrenamtlicher Basis und wir wollen ihnen auch noch in 20 Jahren in die Augen schauen können. So verlange die Genossenschaft keinen Ausgabeaufschlag, die schlanke Struktur verschlinge keine großen Verwaltungskosten, zudem habe die Genossenschaft mit der Gemeinde Nüdlingen einen außerordentlich günstigen, langfristigen Pachtvertrag abschließen können.

Mit der Firma "Nordex" habe man den "Goldmedaillengewinner" der für das Binnenland optimierten Windenergieanlage als Partner. Die Lage sei günstig, die Winderträge gutachterlich nachgewiesen, die Eingriffe in die Natur minimal, Zufahrten vorhanden und Anschlussmöglichkeiten ans Netz unweit der Anlage.

Eine Nachschusspflicht sei in den Verträgen nicht vorgesehen und die Wirtschaftlichkeitsberechnung sei außerordentlich konservativ gehalten. Vorstandsmitglied Thorsten Köck meinte : "Der Nüdlinger Strom wird ein Erfolgsmodell".

Lebhafte Nachfrage

Die Argumente überzeugten viele Besucher, die in großer Zahl die Anträge zur Mitgliedschaft an Ort und Stelle nachfragten. Die Vorstandschaft informierte zum Ende der Veranstaltung, dass die Energiegenossenschaft im Büro der Firma "Schramm Solar" in der Haardstraße 71 in Nüdlingen täglich von 18 bis 19.30 Uhr Zeichnungen für den Windpark entgegen nimmt. Im dortigen Versammlungsraum findet am Montag, 24. Februar, um 19.30 Uhr eine weitere Informationsveranstaltung zum Thema Windpark statt.

Eva Feichtinger, Kissinger Malerin und interessierte Zuhörerin kommentierte die Veranstaltung so: "Das war alles sehr informativ. Die Genossenschaft ist prima aufgestellt, das Konzept hat mich total überzeugt, ich bin dabei".