Ankunft ukrainischer Kinder in den Schulen: "Viele wollen wieder nach Hause"
Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz
Bad Kissingen, Donnerstag, 28. April 2022
Nach den Osterferien sind weitere ukrainische Kinder und Jugendliche an die Schulen im Landkreis gekommen. Was lernen sie in den deutschen Klassenzimmern und wie stellen sie sich die Zukunft vor?
Kate (16) aus Charkiw und Margerita (17) aus Sumy sind mit Familienangehörigen aus der Ukraine geflohen. Sie sind zum ersten Mal an der Staatlichen Berufsschule in Bad Kissingen und wohnen zurzeit in Machtilshausen und Oberthulba. Wir wollten wissen, wie sich ukrainische Jugendliche die Zukunft vorstellen und wie die Eingliederung an den Schulen klappt.
Wir sprechen auf Englisch. Kate hatte in der Schule zwar zwei Jahre Deutsch, versteht also in groben Zügen etwas, wenn man auf Deutsch spricht. Das Gespräch läuft auf Englisch aber flüssiger. Kate besucht den Online-Unterricht bei ihren ukrainischen Lehrern. Das funktioniere sehr gut, sagt sie. In der Ukraine war sie in der letzten Klasse, kurz vor ihrem Abschluss. "Mein Traum ist es, Architektur zu studieren", sagt die 16-Jährige. "Aufgrund des Krieges weiß ich nicht, wo ich studieren kann."
Margerita geht es ähnlich. Sie will etwas in Richtung Wirtschaft studieren. Beide würden gerne erstmal in Deutschland bleiben. Damit sind sie aber nicht der Regelfall.
Jugendliche oft mitten in der Ausbildung
Viele der 29 Jugendlichen, die die Berufsschule an diesem Tag befragt, wollen möglichst bald wieder in die Ukraine zurück. Dies erfuhren Lehrerinnen und Sozialpädagogische Betreuerinnen der Berufsschule und des bfz Schweinfurt, als sie die ukrainischen Schülerinnen und Schüler Fragebögen ausfüllen ließen. Die Bögen fragten etwa ab, in welche Schule und Klasse die Jugendlichen in der Ukraine gingen, welche Zeugnisse sie haben und welche Sprachen sie sprechen.
Viele unterschiedliche Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen
Die Jugendlichen, die vor ihnen sitzen, haben alle ganz unterschiedliche Vorstellungen, berichten die Lehrerinnen. Ein Junge wolle, sobald er 18 Jahre sei, zurück in die Ukraine - zum Kämpfen. Ein Mädchen habe geäußert, es wolle auf gar keinen Fall mehr in die Schule gehen, obwohl sie in der Ukraine gute Noten gehabt habe. Ein anderes Mädchen wolle dagegen unbedingt Deutsch lernen. Manche machten gerade ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin, zur Konditorin, zur Friseurin oder zur Kosmetikerin.
Wenn die Jugendlichen hierbleiben wollen, muss geklärt werden, wo und wie die Schüler ihre Ausbildung fortsetzen oder wie es für sie weitergeht. Ob die in der Ukraine erworbenen Kurse und Ausbildungen von deutschen Behörden anerkannt werden, ist unklar.
Zweit- mit Sechstklässler zusammen
An der Grundschule in Wildflecken habe man darauf aufbauen können, dass es sowieso schon eine Gruppe für Kinder gab, die Deutsch als Zweitsprache lernen, berichtet Rektorin Christiane Helfrich. Es sind Kinder etwa aus Syrien, Afghanistan, Bulgarien oder Mazedonien. Zu diesen kommen nun die ukrainischen Kinder. Unterricht werden sie von einer Lehrerin, die speziell für Deutsch als Zweitsprache ausgebildet ist. Diese werde von einer Honorarkraft unterstützt.