Druckartikel: Anerkennung durch einen Beruf ist wichtig

Anerkennung durch einen Beruf ist wichtig


Autor: red

Nüdlingen, Freitag, 08. August 2014

Es regnete zwar in Strömen, als die Mitglieder des Bad Kissinger Frauenrings die Nüdlinger Werkstatt der Lebenshilfe besuchten, doch diese trübe Wetterlage vergaßen die Besucherinnen bei dem Rundgang durch die verschiedenen Arbeitsbereiche ganz schnell.
Beim Besuch der Lebenshilfe-Werkstatt: Die Mitglieder des Bad Kissinger Frauenrings, rechts stellvertretender Werkstattleiter Gerd Bieber, daneben die neue Frauenring-Vorsitzende Birgit Fischer. Foto. Karin Reinshagen


Denn in allen Abteilungen wurde deutlich, wie wichtig es für alle Menschen ist, Anerkennung durch eine Berufstätigkeit zu finden.
Birgit Fischer, die neue Vorsitzende des Bad Kissinger Frauenrings, brachte es auf den Punkt: "Die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung zu erhalten und zu verbessern - das ist die Zielsetzung der engagierten Mitarbeiter hier in dieser Einrichtung".

Herausforderungen

Und

dieses Engagement konnte man auf dem ganzen Gelände spüren- in den verschiedenen Werkstätten, dem Verkaufsladen und im Cafe Luna. Werkstattleiter Martin Denninger und sein Stellvertreter Gerd Bieber führten die Mitglieder des Frauenrings durch die Betriebsstätten und schilderten dabei die Arbeitsgänge und auch die besonderen Problemstellungen, die immer wieder neue Herausforderungen darstellten. Martin Denninger ist seit Gründung der Nüdlinger Lebenshilfe Werkstatt vor 24 Jahren im Team, seit neun Jahren ist er Leiter der Einrichtung.
Dass Arbeit und Beruf für die meisten Menschen in unserer Gesellschaft einen zentralen Bereich ihres Lebens darstellen, das wurde den Besucherinnen immer wieder deutlich, wenn die Beschäftigten der Lebenshilfe in den verschiedenen Abteilungen voller Stolz ihre Arbeit präsentierten. "Ich hatte bisher keine Vorstellung, wie beeindruckend die Arbeits-Atmosphäre hier in den Nüdlinger Werkstätten ist", sagte Frauenrings-Mitglied Gerlinde Warmuth spontan.

Sinnvoller Tagesablauf

240 Menschen mit Behinderung und 67 Angestellte sind aktuell in den Nüdlinger Werkstätten beschäftigt. Menschen, die mit ganz unterschiedlichen gesundheitlichen, aber auch psychischen Problemen zurechtkommen müssen, können hier einen geregelten, sinnvollen Tagesablauf erleben. Auch Menschen, die nach einem schweren Unfall eine neue Beschäftigungs-Möglichkeit brauchen. Arbeitsbeginn ist täglich um 7.45 Uhr, der Arbeitstag endet um 15.45 Uhr.
"Die Arbeit in der Lebenshilfe Werkstatt stellt eine wichtige Entlastung für Angehörige dar", erklärte Denninger, "die Mehrzahl unserer Beschäftigten wohnt bei den Eltern, manche leben in den verschiedenen Wohnheimen der Lebenshilfe".

Auf Aufträge angewiesen

In der Werkstatt schilderte Gerd Bieber die Produkte, die hier von den Mitarbeitern gefertigt werden. Dazu gehören beispielsweise kleine Antriebsmotoren oder Batteriezellen, die auf einen Werkstückträger aufgesetzt werden. Die benötigten Maschinen stehen bereit.
"Wir sind auf Aufträge aus der Wirtschaft angewiesen - wenn zu wenig Arbeit da ist, kann so ein Tag schon mal lang werden", sagte Werkstatt-Leiter Denninger. Deshalb sei man immer auf der Suche nach neuen Produkten und nach Firmen, die Aufträge an die Nüdlinger Werkstatt vergeben. Zu den langjährigen Partnern aus der Wirtschaft gehören Betriebe wie Perma-tec in Euerdorf, Dt&Shop in Großenbrach, Fino oder Takata-Petri. "Zuverlässige Partner sind für uns ganz wichtig", betonte Denninger.

Vogelhäuschen, Spielsachen

In der Schreinerei werden fantasievolle Kunstgewerbe-Motive ausgefräst, die beim Sommerfest, beim Weihnachtsbasar oder an Ostern beliebte Kaufobjekte sind. Im Verkaufsladen im Werkstatt-Gelände konnten die Besucherinnen vom Frauenring die fertigen Produkte bewundern, und einige nutzten die Möglichkeit für einen spontanen Einkauf. Die Auswahl ist groß - bunte Vogelhäuschen, Holzblumen oder Spielsachen.
Neben der Arbeit in den verschiedenen Werkstätten gibt es eine "Grüne Gruppe", die im Einsatz ist für die Anlage und Pflege von Grünanlagen, für Dachbegrünungen, Baumfäll-Arbeiten oder den Rückschnitt von Hecken und Stauden. "Wir pflegen beispielsweise den Parkfriedhof in Bad Kissingen, die öffentlichen Anlagen in Nüdlingen, aber wir nehmen auch gerne Aufträge von Privatkunden an", so Denninger.
Im Winter seien die Mitarbeiter der Grünen Gruppe mit der Anfertigung der Rakoczyfest-Pins beschäftigt - ein Auftrag, der sinnvolle Arbeit für die schlechte Jahreszeit bietet. 35000 Stück wurden für das diesjährige Fest angefertigt.

Begehrt: Das Café Luna

"Unser Café Luna hier in Nüdlingen ist inzwischen ein beliebtes Ziel für Gäste aus der Umgebung geworden", sagte Denninger, "wenn man nicht reserviert hat, gibt es kaum freie Plätze". Auch in den neuen Räumen des Bad Kissinger Mehrgenerationenhauses seien mehrere Mitarbeiter der Nüdling er Werkstatt für die Bewirtung der Gäste im kürzlich eingerichteten Café zuständig. Karin Reinshagen