Am St. Nimmerleinstag?
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Dienstag, 12. März 2013
Die neue B 286 von der Autobahn A 71 bis Bad Kissingen und die Umgehung von Nüdlingen sind dringend notwendig. Vermutlich werden sie auch in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen. Das jedoch heißt nicht, dass sie auch bald gebaut werden.
Eines der letzten Abenteuer: In der Hauptverkehrszeit als Fußgänger die Hauptstraßen von Nüdlingen oder Arnshausen queren. Da sollte man noch relativ fit sein.
Eine von vielen Leidtragenden des Straßenverkehrs ist Rita Gabel, die in der Iringstraße (B 286) in Arnshausen wohnt: "Es ist schlimm und eine arge Belastung". Am meisten störten morgens die schweren und leeren Laster; "die klappern".
Kein Betroffener bezweifelt, dass eine neue B 286 oder eine Nüdlinger Ortsumgehung dringend gebaut werden müssten. Beide Projekte sollen in den Bundesverkehrswegeplan 2015 (BVWP) als "vordringlicher Bedarf" aufgenommen werden. Das heißt noch lange nicht, dass schon in den nächsten Jahren die Erdeschieber anrücken werden. Es herrscht voraussichtlich weiter das Prinzip Hoffnung.
Beim Staatlichen Bauamt in Schweinfurt ist Baurat Alexander Schlegel zuständig für den BVWP. Dort ist die B 286 neu seit langem in der Rubrik vordringlicher Bedarf gelistet. Ob das so bleibt, wird der Bund entscheiden. Auch die Ortsumgehung von Nüdlingen (B 287) soll dort eingestuft werden. Beide seien der Obersten Baubehörde vorgeschlagen worden, "wir melden Maßnahmen, die nach unserer Sicht notwendig sind".
Und was ist mit der maroden B 27 zwischen Bad Brückenau und Hammelburg? Die komme nicht in Betracht, weil sie bis 2015 zur Staatsstraße abgestuft werden, weil sie parallel zur Rhön-Autobahn A 7 verläuft. Deshalb könne sie nicht in den BVWP aufgenommen werden.
Michael Siefener, stellvertretender Sprecher des bayerischen Innenministeriums, zu dem die Oberste Baubehörde gehört, sagt, die Neuanmeldelisten seien noch nicht fertig. Sie wurden am gestrigen Dienstag im bayerischen Kabinett behandelt. Sie würden veröffentlicht. Im November sei die Öffentlichkeit beteiligt worden. In den Entwurf sei alles eingeflossen. Das Verfahren sei sehr aufwändig, ziehe sich lange hin. Voraussichtlich Ende 2015 entscheide das Bundeskabinett über den Wegeplan.
"Der Bund ist im Wort"
"Der Bund ist im Wort", sagte Bad Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) auf die Frage, was denn aus der B 286 neu werde. Die Straße sei wirklich dringend notwendig. Als die A 71 - "gegen viele Widerstände" - gebaut worden ist, sei ein Hauptargument eine bessere Anbindung Bad Kissingens gewesen. Dazu, so Blankenburg, gehöre nicht nur eine Autobahn, "sondern auch dass man hinkommt". Er habe mehrfach mit den zuständigen Ministern - früher Wolfgang Tiefensee (SPD), jetzt Peter Ramsauer (CSU) - gesprochen, auch die Abgeordneten kümmerten sich darum. Allerdings stehe für Bad Kissingen der Radweg nach Arnshausen im Fokus. Der werde vorgezogen und nicht isoliert von der B 286 neu entstehen.
Die neue B 286 sei schon immer als vorrangig eingestuft worden, sagt Siegfried Erhard (CSU), "so lange ich Bürgermeister in Oerlenbach bin" - seit 27 Jahren. Es sei kurios: "Das Projekt ist immer drin und wird nie umgesetzt." Alle Anläufe seien gescheitert. Unter anderem wegen der unklaren Linienführung in Bad Kissingen oder wegen überdimensionierter Planung. An einer Notwendigkeit hat Erhard nicht den geringsten Zweifel. Die B 286 neu solle 12 000 Fahrzeuge aufnehmen. Derzeit passierten pro Tag 7000 bis 8000 Oerlenbach und 5000 Eltingshausen. Er habe jedoch "keine allzu große Hoffnung", dass der Neubau noch in seiner Amtszeit - maximal sieben Jahre - eingeweiht werden wird.
Bald ein geteiltes Dorf?
Nüdlingen könnte ein geteiltes Dorf werden, befürchtet Stefan Funk, der Geschäftsführende Beamte im Rathaus. Deshalb müsse die Ortsumgehung gebaut werden, auch wenn unklar ist, was das kosten würde. Funk: "Wir haben auf die besondere Dringlichkeit hingewiesen." Seit Jahren würden die Anwohner durch den Straßenverkehr schwer beeinträchtigt, eine Revitalisierung des Ortskerns sei so kaum möglich. Derzeit quälen sich täglich 10 800 Autos, darunter 540 Schwerlaster durch den Ort. Für 2030 werden ca. 12 000 prognostiziert. Zwar wurde eine Ampel installiert, aber eine Lösung sei das auch nicht, so Funk.
Der Sachstand
B 286 neu: Das 2010 von der Bayerischen Straßenbauverwaltung erarbeitete Konzept wurde vom Bundesverkehrsministerium als Basis für die Aufstellung eines Vorentwurfs akzeptiert. Diese "Vorzugsvariante 2" würde 17,8 Millionen Euro kosten und 6,7 Kilometer lang sein. Das Projekt gehört zum "Vordringlichen Bedarf", gilt als "fest disponierte Maßnahme". Nächster Schritt ist die Erarbeitung von Vorentwürfen durch Bayerns Straßenbauverwaltung. Gegebenenfalls folgen Detailplanungen und Planfeststellungsverfahren.
B 287: Die Ortsumgehung von Nüdlingen ist derzeit nur als "weiterer Bedarf" eingestuft. Sie wäre 4,6 Kilometer lang und würde 10,8 Millionen Euro kosten. Ihre "wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit" ist anerkannt. Bayerns Straßenbauverwaltung wurde jedoch noch kein Planungsrecht erteilt. Deshalb hat es bislang noch keine P lanungen gegeben. Das teilte Richard Schild vom "Bundesverkehrsministerium auf Anfrage mit. Beide Projekte haben das Kürzel 02 KK (Neubau einer einbahnigen, zweistreifigen Straße ohne Standstreifen).