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Am Abend in der Stuben


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Montag, 05. Dezember 2016

Bei der "Fränkischen Weihnacht" wurden bei den Besuchern Kindheitserinnerungen wieder wach.
Die illuminierte Bühne im Großen Saal des Regentenbaues bot die passende Kulisse für berührende Musik und wunderschöne fränkische Lieder.


Mal ehrlich, können wir Erwachsene noch Weihnachten mit dem Herzen empfinden? Vermutlich nicht. Viel zu groß ist der Rummel, den die Geschäftswelt macht. Da gibt es schon Lebkuchen im September, ab Mitte November sind manche Häuser schon mit Lichterketten geschmückt und in den Geschäften wird man mit englischen Weihnachtsliedern zugedröhnt. Materielles rückt in den Vordergrund. Das Eigentliche am Fest - die Freude über die Geburt Christi - bleibt meist auf der Strecke. Aber es geht auch anders. Dies bewiesen die Mitwirkenden der "Fränkischen Weihnacht" im Großen Saal des Regentenbaus.


Berührende Weisen

In ihren farbenfrohen Trachten ließen die teilnehmenden Gruppen das ursprüngliche fränkische Weihnachtsbrauchtum wieder aufleben. Organisatorin Gabi Kanz hatte - wie in den vergangenen Jahren - zur "Fränkischen Weihnacht" eingeladen und die Mitwirkenden ausgesucht. Erfreulich - rund 1000 Zuhörer waren gekommen um für zwei Stunden dem "Weihnachtsrummel" zu entfliehen. Mit stimmungsvollen, sinnlich und bedächtigen Liedern und einer Musik, die ebenfalls zu Herzen ging, bezauberten die Mitwirkenden und ließen Kindheitserinnerungen wach werden. Kanz gelang dabei der Spagat, nicht kitschig zu werden und dennoch die Zuhörer tief im Herzen zu berühren. Dabei erklangen unbekannte fränkische Advents- und Weihnachtslieder in der Mundart der Heimat, die schon vor hundert Jahren die Menschen berührten und stimmungsvoll auf das Fest Christi Geburt einstimmten. Man wurde unwillkürlich an die Kindheit erinnert als man noch in der elterlichen Stube im Advent musizierte oder gemeinsam nach getaner Arbeit die Kerzen des Adventskranzes anzündete und gemeinsam Adventslieder sang.


Das Publikum war begeistert

Mit stehenden Ovationen und rhythmischem Klatschen feierte das begeisterte Publikum die Akteure am Ende der Veranstaltung. Mit spannend vorgetragenen, sinnlichen Moderationen in Gedichtform rundete Gabi Kanz den stimmungsvollen Sonntagnachmittag ab. Schon der Einstieg zur "Fränkischen Weihnacht" ließ die Zuhörer erbeben. Aus der Königsloge intonierte die "Rafelder Brotzeitmusik" aus Grafenrheinfeld den Bachchoral "Auf schmetternde Töne". Anders als ihr Name hatten sie keine Brotzeitmusik sondern "Sonatina" oder "Intrada" auf den Notenblättern stehen hatte. Mit einer originellen Besetzung - zwei Basstrompeten, je eine Klarinette, Trompete, Tenorhorn und Tuba - erzeugten sie einen warmen, schön klingenden weichen Ton.


Erstklassige Darbietungen

Fünf attraktive Frauen, die auch noch brillant singen können, das sind der "Wiesenbronner 3Klang". Sie kommen aus der Nähe von Wiesentheid am Fuße des Steigerwalds und interpretierten mehrstimmig Advents- und Weihnachtslieder in fränkischer Mundart a cappella. Das männliche Pendant zu ihnen waren der "Grettschter Dreigesang" und die "Waldberger Wirtshaussänger, die ebenfalls mit Mundartliedern erstklassig auf das Fest der Liebe einstimmten. Mit feinster Stubenmusik waren die "Hoibüche Muisig" das fünfte Ensemble im Bunde, welche stimmungsvoll den gemütlichen "Abend in der Stube" abrundete. Die stehenden Ovationen waren durchaus gerechtfertigt.