Druckartikel: Altes Gebäude in der Altstadt von Hammelburg modern genutzt

Altes Gebäude in der Altstadt von Hammelburg modern genutzt


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Sonntag, 13. Januar 2013

Die Architekturwerkstatt macht vor, wie ein Gebäude neu genutzt werden kann. Jürgen Bornkessel weiß, worauf es dabei ankommt.
Jürgen Bornkessel auf der Verbindungsbrücke zwischen den beiden Gebäudeteilen. Foto: Arkadius Guzy


Die Orte sollen sich auf ihren Kern besinnen, den Ortskern. Er soll wieder gedeihen und neues Leben bringen. Ideen für alte Bausubstanz sind daher gesucht. Jürgen Bornkessel ist bereits vor mehr als 20 Jahren in der Hammelburger Altstadt fündig geworden.

Seit 1992 bilden eine Scheune mit Nebengebäude den Sitz der Architekturwerkstatt. "Wir zeigen, was man auch mit kleinem Geldbeutel machen kann", sagt Bornkessel. Für Verena Mörsner vom Innenentwicklungsmanagement des Landkreises ist das Bürogebäude ein gutes Beispiel für die typischen Herausforderungen bei einem Anwesen in der Ortsmitte. "Wir haben einen Mehrseit-Hof mit Grenzbebauung", erklärt Mörsner. Ein Problem ist die Belichtung des Gebäudes.

Denn bei den Fenstern zum Nachbargrundstück gibt es bei Grenzbebauung wenig Spielraum.

Glasfassade bringt Licht

Bornkessel hat diese Einschränkung dadurch gelöst, dass die Fassade auf der abgewandten Seite zu einem Teil verglast ist. Dieser Gebäudeabschnitt ist offen, es gibt keine Decke zwischen Erd- und Obergeschoss. Nur eine Wendeltreppe und eine Stahlbrücke verbinden die frühere Scheune mit dem Nebengebäude. So bekommen zwei Büros in der oberen Etage ungehindert Licht.

Das Natursteinmauerwerk ist zum überwiegenden Teil erhalten. Bornkessel rät, so wenig wie möglich in die Bausubstanz einzugreifen. Er erklärt auch, warum: "Solange man am Bestand, der die Statik betrifft, wenig ändert, bleiben die Kosten übersichtlich." Umbau und Dämmung des Komplexes aus dem 18. Jahrhundert kosteten laut dem Architekten 270.000 DM.

Keller reicht bis zum Nachbarn

In dem längeren Bürogebäude war einst eine Gerberei untergebracht, wie Bornkessel weiß. Spuren des alten Handwerksbetriebs sind heute aber keine mehr zu entdecken. Dafür gibt es einen Gewölbekeller. Er reicht unter das Nachbargrundstück. Auch so eine Besonderheit, die man gelegentlich bei Gebäuden im Altort findet.
Die Architekturwerkstatt hat etliche Häuser in der Altstadt saniert. Bornkessel erklärt ein Prinzip der Arbeit: "Wir versuchen den Bauherren ans Herz zu legen, eine umfassende Untersuchung zu machen." Zu einer Bestandsaufnahme gehören Brandschutz und Statik, aber auch mögliche Belastungen bei den Baustoffen: "Das muss nicht nur Asbest sein, sondern Kleber im Boden oder Schwermetalle in den Farben."