Alte Obstsorten mit besonderem Geschmack
Autor: Björn Hein
Großenbrach, Sonntag, 06. Oktober 2013
Bei herrlichstem Oktoberwetter haben rund 40 Interessierte die Streuobstwiesen des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Großenbrach besucht.
Denn es war dies eine ganz besondere Führung, bei der die beiden BUND-Aktivisten Dieter Weisenburger und Helmut Petsch die Wiesen vorstellten und darüber informierten, wie sich die Streuobstwiesen im Laufe der Zeit entwickelt haben. Zudem gaben sie praktische Tipps für Hobbygärtner.
Wie Petsch erläuterte, waren die drei Grundstücke vor rund 20 Jahren mit Spendengeldern erworben worden, um die Streuobstwiesen zu erhalten.
Denn die werden in unseren Breitengraden immer seltener. Kurz darauf fanden die ersten Baumpflanzungen statt. Heute stehen rund 180 Bäume auf dem etwa zwei Hektar großen Areal, längst ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen aller Art.
"Für die Menschen früherer Jahrhunderte war es wichtig, das Obst für den Winter einzulagern, um auch in der kalten Jahreszeit ausreichend mit Vitaminen versorgt zu sein", erklärte Weisenburger. Dabei gibt es das Phänomen der Streuobstwiesen noch gar nicht so lange. Vor rund 250 Jahren fanden sie auf dem Lande Verbreitung. Vorreiter waren die Kirchen und Klöstergärten gewesen, die einzelne Fürsten anlegen ließen, um der Bevölkerung zu zeigen, wie wichtig vitaminreiche Versorgung ist. Zahlreiche Obstsorten seien daraufhin gezüchtet worden. Einige nutzte man zum Mostmachen, andere für den Verzehr. Ihre Blütezeit hatte die Popularität baumbestandener Wiesen vor 100 Jahren. Damals wurden so bekannte Sorten wie der Oldenburger, der Rheinische Rambur oder der Mürschter Apfel angebaut. Auch heute noch erfüllten die Streuobstwiesen eine wichtige Aufgabe: "Streuobstwiesen sind das Bindeglied zwischen Wiese und Wald. Specht und Feldlerche, um nur zwei Beispiele zu nennen, kommen hier vor. Die Zahl der Lebewesen, die hier vorkommen ist besonders hoch", erklärte Weisenburger.
Doch nicht nur der Erhalt des Lebensraumes ist dem BUND wichtig. "Wir wollen hier auch alte Sorten erhalten, die besonders robust sind und ansonsten vielleicht aussterben würden", fasste Hans Petsch das Anliegen zusammen. Er erläuterte viele interessante Details, so den Unterschied zwischen Tafel- und Mostapfel, sprach aber auch über Schädlingsbekämpfung an den Bäumen. Und natürlich durften die Hobbypomologen (Hobby-Obstbaukundler) die leckeren Früchte direkt vor Ort auch probieren. Sie waren begeistert von der geschmackliche Vielfalt der alten Sorten.