Nach Katastrophenfall: Alles dicht in Bad Kissingen - "Es gibt hier nur Verlierer"
Autor: Susanne Will
Bad Kissingen, Mittwoch, 18. März 2020
Gastwirte, Saunas, Fitnesstudios, Einzelhandel: Das Coronavirus zwingt auch in Bad Kissingen die Geschäftswelt in die Knie. Es geht um Existenzen.
Es dürfte der härteste Einschnitt sein, den unsere Gesellschaft - nach dem Krieg - erlebt hat. Ab sofort gilt der Katastrophenfall in Bayern. Geschäfte sind dicht, Kneipen und Restaurants dürfen nur bis 15 Uhr geöffnet haben, Veranstaltungen sind verboten. So sehen es die Menschen in der Region, die ihre Geschäfte schließen müssen.
Ministerpräsident Markus Söder will die Zeiten in Kneipen verkürzen, die Supermärkte allerdings dürften unter der Woche bis 22 Uhr geöffnet haben, und auch das Sonntagsverkaufsverbot soll in Zeiten von Corona zwischen 12 und 18 Uhr nicht gelten.
Neue Supermarktöffnungszeiten stoßen in der Region auf Kritik: "Wir können nicht noch mehr leisten"
Die geplanten Maßnahmen bringen Jana Straub auf die Palme. Sie ist die Besitzerin der Edeka-Märkte in Oerlenbach und Oberthulba und fragt sich, ob der Ministerpräsident sich das gut überlegt hat. Offensichtlich kommt sie zu einem eindeutigen Ergebnis: "Wenn ich Herrn Söder je treffen sollte, muss ich ihn fragen, ob er noch alle Latten am Zaun hat. Der Sonntag gehört meinen Leuten."
Sie erzählt aus ihrem Corona-Alltag in beiden Supermärkten: "Ich habe 70 Angestellte. Davon müssen viele zuhause bleiben, weil sie kleine Kinder haben. Heute habe ich acht Kinder in Oberthulba im Aufenthaltsraum, ich hab gesagt, dass sie die Kids einfach mitbringen sollen. Aktuell hilft mir meine Schwiegertochter bei der Betreuung. Die ist 20, hat heute Nacht als Krankenschwester Nachtschicht und hilft uns noch. Wir machen, was wir können, wir halten alle zusammen und arbeiten von früh bis spät. Aber der Sonntag, der gehört meinen Mitarbeitern, für die ich einstehe."
Sie betont, dass sie mit allen Mitarbeitern in diesen Zeiten so viel wie möglich für ihre Kunden unternehme, aber gerade in diesen Zeiten "können wir nicht noch mehr leisten".
Geschäfte in Bad Kissingen müssen schließen: Einschnitte treffen Betreiber hart
Am Mittwoch sind in Bad Kissingen keine Bekleidungsgeschäfte, Schmuck- oder Deko-Läden oder Floristenshops mehr geöffnet. Auch Ralf Ludewig vom gleichnamigen Geschäft in der Innenstadt trifft es. "Wir schließen am Mittwoch." Sollte er schlechte Laune haben, ist ihm die nicht anzumerken, auch wenn er kürzlich erst in einen zweiten Laden investiert hat und ihn die Einschnitte hart treffen müssen. "Es trifft ja alle, jeder hat jetzt zu kämpfen, der eine mehr, der andere weniger. Ich hoffe, dass es schnell vorübergeht."