Aktuell hagelt es Absagen bei Übernachtungen
Autor: Klaus Werner
Bad Kissingen, Freitag, 19. November 2021
Bei der Generalversammlung des Kreisverbands Bad Kissingen des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes berichtet Vorsitzender Heinz Stempfle über die vielen Probleme durch Corona.
"Wir möchten unsere Rolle als Gastgeber wieder wahrnehmen!" - so lautete der Wunsch von Heinz Stempfle bei der Generalversammlung vom Kissinger Kreisverband des Bayrischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Als alter und neuer Vorsitzender berichtete er von einem Füllhorn an coronabedingten Problemen, die für den einst so stabilen Wirtschaftszweig starke Turbulenzen mit sich brachte.
Nur wenige der fast 150 Mitgliedsbetriebe fanden den Weg zur Generalversammlung, zu der nach fast zwei Jahren eingeladen worden war. Besonders begrüßt wurden stellvertretender Landrat Emil Müller und Bürgermeister Thomas Leiner, denn man erhoffte sich Aussagen zur weiteren Entwicklung in Kreis und Stadt.
Verheerende Folgen
In seinem Bericht betonte Stempfle die verheerenden, "historischen" Folgen der Pandemie: lang anhaltende Betriebsschließungen im Rahmen des Lockdowns, Abwandern und damit das Fehlen von Fachkräften, umfangreiche und aufwendige Hygienekonzepte, unsichere beziehungsweise sich schnell ändernde Rechtslagen, führten dazu, dass bei vielen Hotels, Pensionen und Gaststätten die Rücklagen aufgebraucht seien.
Insolvenzen waren und sind die Folge, denn im Vergleich zu anderen Branchen lässt sich eine verlorene Nachfrage nicht aufholen: "Man kann ein Bett nur einmal pro Nacht vergeben." Der Sommer 2021 sorgte für steigende Nachfrage und eine allgemeine Zufriedenheit, jedoch "wurde das frühere Umsatzniveau nicht erreicht". Diese Nachfrage ergab sich aus Urlaubsreisen und Tagesgeschäft, aber immer noch fehlen Tagungen, Kongresse, Seminare und das Übernachtungsgeschäft aus dem Ausland, so Stempfle.
In Anbetracht der 4. Welle und der erforderlichen Maßnahmen, sei dies ein Zwischenhoch gewesen, denn "seit 14 Tagen hagelt es Absagen auf breiter Front und diese Umsatzausfälle werden nicht ersetzt". Er bedauerte die Schließung von Schloss Saaleck als "gastronomisches Aushängeschild" und dankte Gastronom Ewald Hupp für sein Engagement im Kreisverband - im gleichen Atemzug nannte Stempfle den Kissinger Ratskeller, denn ein solch prominenter Leerstand passe nicht in eine Weltkulturerbe-Stadt.
An die große Politik richtete er den Appell, einen Lockdown zu vermeiden, den viele Betriebe nicht überleben würden, und bei der kommunalen Politik bat er um Auskünfte zu touristischen Aktivitäten beziehungsweise zu den Erwartungen in Bezug auf Bad Kissingen als Unesco-Weltkulturerbe.
Die aktuellen Maßnahmen im Bäderlandkreis beschrieb stellvertretender Landrat Emil Müller anhand der Bemühungen um die Hausärzteversorgung: Man habe zwar 60 Allgemeinärzte im Landkreis, aber mit einem hohen Altersdurchschnitt. Was laut Kassenärztlicher Vereinigung rechnerisch passe, werde trotzdem in Zukunft zu einem Problem. Und so möchte man als regionale Politik Anreize für junge Ärzte schaffen, die anstelle von Selbstständigkeit lieber Praxisgemeinschaften oder die Mitarbeit in medizinischen Versorgungszentren anstreben, so Müller.