Ahrtal-Drama kann auch hier passieren
Autor: Johannes Schlereth
Burkardroth, Mittwoch, 22. Sept. 2021
Die Bilder der Überflutungen sind noch präsent - und sie könnten sich auch in der Rhön wiederholen.Burkardroth handelt beispielhaft: Experten entwickelten Szenarien anhand vieler Daten - und zeigten auf, was der Markt jetzt tun muss, um Zerstörungen zu verhindern.
Die Wassermassen im Ahrtal haben gezeigt, welche Gewalt die Natur hat. Verhindern lassen sich solche Situationen nicht. Diese Erfahrungen mussten auch schon Burkardrother machen. In Oehrberg spülte starker Regen vor einigen Jahren einen Maisacker durch die Hintertür ins Haus und zur Haustüre wieder hinaus. Um dagegen gefeit zu sein, arbeitet die Kommune am Fuß der Schwarzen Berge mit den übrigen Allianz-Kommunen des Kissinger Bogens seit 2018 am Sturzfluten-Risikomanagement. Jüngst stellte das beauftragte Ingenieurbüro aus Koblenz den Marktgemeinderäten das Ergebnis vor. Was sich in den Mienen der Gremiumsmitglieder abzeichnete, war Schrecken.
Grund waren die vom Ingenieurbüro Björnsen aus Koblenz präsentierten Daten. In mehreren Jahren hatten die Fachleute den Markt Burkardroth vermessen und analysiert.
Die Experten erhoben viele Daten: Gespräche mit Anwohnern waren darunter, gemessen wurde, wie schnell das Wasser fließen würde, dazu bastelten sie ein komplettes 3D-Modell der Marktgemeinde - mit jedem einzelnen Haus, jedem Baum, jeder Durchlass. "Wir haben dann verschiedene Regenstärken auf das Gelände niederprasseln lassen," sagte Kaj Lippert vom Ingenieurbüro.
Metertiefes Wasser
Kommt es über Burkardroth zu Starkregen, sind große Teile der Wohngebiete betroffen. Ganze Straßenzüge stünden etwa im Hauptort Burkardroth unter Wasser. Den Simulationen des Ingenieurbüros nach sind dabei Wasserhöhen von bis zu zwei Metern möglich. Entlang der "Unteren Marktstraße" stünde ein 200 Meter breiter Korridor unter Wasser, dessen obere Grenze etwa die Friedhofsmauer bis zur "Höll" wäre. Die untere Grenze des Korridors wäre eine gedachte Verlängerungslinie von der "Häfnergasse" bis zur "Höll".
Noch drastischer gestaltet sich die Situation am Zusammenfluss von Wollbach und Aschach. Im Bereich um die Töpferei Kirchner stünde im Umkreis von 300 Metern alles unter Wasser. Der oben geschilderten Situation in Burkardroth-Wollbach und Zahlbach liegt der abfließende Regen eines hundertjährigen Regenereignis zugrunde.
Denn die Daten, die den Simulationen zugrunde liegen, sind keine Fantastereien. "Wir haben verschiedene Niederschlagshöhen dafür verwendet." Darunter 30-jährige Regenereignisse mit 43 Millimeter Niederschlag, 50-jährige Regenereignisse mit knapp 50 Millimeter Niederschlag, aber auch hundertjährige Regenereignisse mit 53 Millimetern und den Extremfall mit 128 Millimeter pro Stunde.
Im Fokus standen dabei insbesondere Starkregenereignisse, etwa von Gewitterzellen. "Wo dann der Niederschlag kommt, lässt sich kaum vorhersagen." Lippert konstatierte: "Es kann überall passieren. Durch die Rhöner Topographie konzentriert sich das Wasser schnell. Durch die Hanglagen bekommt das Wasser eine hohe Geschwindigkeit und es sind große Schäden möglich."