AfD, Linke und Freie Wähler zu den ersten Hochrechnungen
Autor: Susanne Will
Bad Kissingen, Sonntag, 26. Sept. 2021
Unterschiedlich haben die Direktkandidaten von AfD, Freie Wähler und der Linken die ersten Hochrechnungen aufgenommen. Die Reaktionen reichen von Schuldzuweisungen bis zu stoischer Gelassenheit.
Bad Kissingen, ein Garten in der Stadt: Hier sitzt Freia Lippold-Eggen mit ihrem Vorstand zusammen. Es ist 18.18 Uhr, die erste Hochrechnung steht noch aus,aber Freia Lippold-Eggen hat schon jetzt ein "gutes Gefühl" mit den prognostizierten elf Prozent für ihre Partei, die AfD. "Klar, zwölf Prozent wären auch schön gewesen, aber ich wäre auch mit zehn zufrieden." Es komme, wie es komme, "weil der Wähler es so möchte - das müssen wir akzeptieren". "Ich bedanke mich bei den Wählerinnen und Wählern - und ich freue mich auf die Arbeit in der Opposition." Eine starke Opposition sei "gut für jedes Land und zwar um den Teil der Menschen zu vertreten, die eine andere Meinungen haben". Freia Lippold-Eggen: "Ich habe mal ein Zitat gehört, kann es aber leider nicht zuordnen: Je mehr Meinungen es gibt, desto besser wird da Ergebnis." Den Abend verbringt sie noch mit ihren Parteikollegen. "Erst einen Schluck Wein auf die Arbeit, die wir in den vergangenen Wochen hatten - dann beginnt die Nachbetrachtung."
Die Linke: CSU habe schmutzigen Wahlkampf geführt
Claus Scheeres (Die Linke) Bei der Bundestagswahl 2017 hatte Die Linke noch 9,2 Prozent der Wahlberechtigten hinter sich - sie gehören zu den großen Verlierern der Wahl 2021. Claus Scheeres aus Großwenkheim ist für den Wahlkreis Bad Kissingen angetreten. Als er den Anruf der Redaktion erhält, zittert Die Linke bei fünf Prozent - schafft sie es oder nicht? Claus Scheeres: "Ich freue mich - weil ich ja relativ neu auf der politischen Bühne bin - über jede Erststimme, vielen Dank dafür. Auf bundespolitischer Bühne muss ich sagen, dass das niedrige Ergebnis offensichtlich auch mit dem Wahlkampf zusammenhängt, der sehr schmutzig geführt wurde." Allen voran sieht er Ministerpräsident Markus Söder und die CSU in der Verantwortung. "Seine Warnung vor dem Linksrutsch in Deutschland ist hanebüchen gewesen. Ich frage mich, was so schlimm daran ist, beispielsweise für gerechte Löhne und eine soziale Gerechtigkeit zu sein. Im Umkehrschluss muss ich ja dann davon ausgehen, dass es das bei der Union nicht gibt."
Die CSU habe die Boxhandschuhe im Wahlkampf nicht ausgezogen. "Wir waren auch zu sehr im Endspurt damit beschäftigt, die ,Rote-Socken-Kampagne' zu konterkarieren." Einen weiteren Punkt sieht er, wo die Partei Fehler gemacht haben könnte: "Sarah Wagenknecht gegen den Rest - das hat viele potenzielle Stimmen für uns vergrault." Den Abend ließ Claus Scheeres in Schweinfurt ausklingen. Dort traf sich Die Linke zur Wahlparty. "Wobei, Party....?", dachte Claus Scheeres laut nach.
Freie Wähler: Bedauern über das Ergebnis
Der Direktkandidat der Freien Wähler im Wahlkreis Bad Kissingen, Frank Helmerich, sieht den Wahlausgang mit gemischten Gefühlen. "Einerseits konnten wir unser Ergebnis in Bayern im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 mehr als verdoppeln", freut sich Helmerich, der den Wahlabend auf einer Wahlparty in Würzburg verbrachte. Der Oberstudienrat aus Bad Königshofen bedauert am Sonntagabend kurz vor 19 Uhr, dass es für einen Einzug in den Bundestag nicht geklappt hat. "Wir konnten uns zwar verbessern, am Ende hat es wohl nicht gereicht." Rot-Grün-Rot scheint nach ersten Prognosen wohl vom Tisch, worüber sich Frank Helmerich freut. Sein persönliches Abschneiden bezeichnet er als gut, nachdem er im Wahlkreis nach Hälfte der Auszählung bei rund 7 Prozent lag. "Damit bin ich sehr zufrieden."
Ein Artikel von Susanne Will und Alfred Kordwig