Ärzte-Weggang sorgt für Unmut auf zwei Seiten
Autor: Annett Lüdeke
, Samstag, 28. Juli 2012
Mit einem offenen Brief haben sich die Burkardrother Ärzte Christian Staab und Stephan Stoll an die Bürger gewendet. Auslöser dafür war eine Stellungnahme in der Ortsschelle, die alle Gemeinderatsmitglieder unterzeichnet hatten.
Das Gremium hatte sich seinerseits gegen den Vorwurf gewehrt, "nicht in die Gänge gekommen zu sein". Die Entwicklung sei wohlwollend "und mit dem ihm gebührenden Stellenwert offensiv begleitet worden."
Der Gemeinderat habe nicht gebremst und mehrfach Angebote unterbreitet. In der Sitzung am 24. April 2012 habe habe man eine Entscheidung getroffen, dass der Markt einem noch zu suchenden Bauträger ein Grundstück für ein Ärztehaus zur Verfügung stelle. Das hätte den Markt nach Angaben der Räte bis zu 160 000 Euro gekostet. Selbst in der letzten Woche habe man noch intensive Gespräche mit dem Investor beziehungsweise Dr. Stoll geführt. "Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Ärzte nach Bad Bocklet wollen - und das allein aus eigenen, unternehmerischen Gründen", schreiben die Räte
Die Behauptung sei ein Versuch, den guten Ruf zu beschmutzen und entspreche nicht der Wahrheit, entgegneten Stoll und Staab in ihrem Brief. Sie solle von eigenen Versäumnissen ablenken. "Welchen Grund hätten wir gehabt, von Burkardroth wegzuziehen, ein großes unternehmerisches Risiko einzugehen und es uns selbst so schwer zu machen, wenn die Gemeinde auch nur ein wenig versucht hätte, mit uns gemeinsam eine Lösung zu finden?", fragen die beiden Mediziner. Aus Burkardroth hätte man nicht wegziehen wollen, wenn es eine realistische Chance gegeben hätte, in Burkardroth einen Praxisneubau zu verwirklichen.
Stoll und Staab stellen fest, dass das Gesundheitszentrum in Burkardroth hätte gebaut werden sollen. "Es würde schon heute stehen, hätte der Gemeinderat im Juli 2011 seine ureigenste Pflicht erfüllt und zum Wohl der Bürger gehandelt und dem ausgehandelten Kompromiss zugestimmt." Gemeint ist die Einigung, die nach Verhandlungen mit den drei Bürgermeistern, den Ärzten und Michael Wehner vom Pflegedienst erzielt worden sein soll. Es sei vereinbart worden, dass Investoren einen Teil eines Grundstücks am Kirchberg kaufen. Für Parkplätze, die auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestanden hätten, hätte die Gemeinde sorgen sollen. Das Gebäude hätten die Investoren für rund 1,3 Millionen Euro selbst gebaut.
Diesen Vorschlag habe der Gemeinderat abgelehnt, legen die Ärzte dar. Im Gegenantrag war den Ärzten ein brachliegendes Grundstück am Kirchberg angeboten worden. Die Investoren und die Mediziner hatten das für nicht sinnvoll befunden. Für die Renovierung des alten Edeka-Gebäudes in der Ortsmitte hätten Stoll und Staab um finanzielle Hilfe gebeten und eine Ablehnung erhalten. Das stattdessen vom Gemeinderat vorgeschlagene "alte Sozialhaus" am Kirchberg eignete sich nicht für eine Praxis, wie die Mediziner erklärten. Auch als die ersten Gespräche mit Bad Bocklet liefen, hätten die Burkardrother Räte nicht reagiert. Erst als sich im April 2012 der Umzug abgezeichnet hat, sei Bewegung in die Sache gekommen.
Von den versprochenen 160 000 Euro hätten die Ärzte aus der Zeitung erfahren. Zudem hätten sie für das Objekt in Burkardroth mehr ausgeben müssen als für das in Bad Bocklet. Bleibt für Staab und Stoll die Frage, warum in Bad Bocklet die Bedingungen deutlich besser sind als in Burkardroth. Die letzten Worte des Schreibens gelten den Patienten. Sie würden weiterbehandelt. Auch Hausbesuche soll es weiter geben.