Druckartikel: Abschied vom kleinen Tröster

Abschied vom kleinen Tröster


Autor: Ulrike Müller

Schönderling, Freitag, 06. Sept. 2013

Frieda ist schon groß. So groß, dass sie keinen Schnuller mehr braucht. Deshalb hängt sie ihn einfach in einen Baum.
Frieda aus Oehrberg wird im Oktober schon drei Jahre alt.  Fotos: Ulrike Müller


Sie hat ein Bild mitgebracht. "Hier", sagt Frieda und zeigt ein Blatt, das mit bunten Wassermalfarben verziert ist. "Das ist ein Regenbogen." Frieda ist zwei Jahre alt. Im Oktober wird sie drei. Und kommt in den Kindergarten. Sie ist schon eine richtige kleine Dame. In einem rosa Täschchen hat sie etwas mitgebracht, was sie heute abgeben will.

Denn sie ist ja schon groß.

Marketing-Aktion von "Nuk"

Frieda zieht zwei Schnuller aus der Tasche. Ihre Zunge fährt konzentriert über ihre Lippen. Der eine ist grün, der andere weiß. "Warum wollen wir die Schnuller abgeben?", fragt ihre Mutter Bettina Schlereth aus Oehrberg. "Da werden die Zähne krumm", sagt Frieda noch etwas zögerlich. Dann guckt sie kritisch nach oben in den Kirschbaum. Da baumeln schon einige Schnuller. Und ihre sollen da auch hin.

"Ich sehe, dass die Kinder den Schnuller zu lange haben", sagt Stefanie Hüfner, die in der Physio-Scheune in Schönderling ein breites Angebot für Kleinkinder anbietet. Ihrer Meinung nach solle ein Schnuller im Alter von zwei Jahren schon nicht mehr nötig sein. "Den Eltern fehlt oft einfach nur die Idee, wie sie dem Kind den Schnuller abgewöhnen können" , erzählt Hüfner. In Deutschland entwickelte das Unternehmen "Nuk" Schnullerbäume als Marketing-Instrument. "Es ist natürlich Werbung, klar", sagt Hüfner, "aber trotz alledem finde ich das eine schöne Sache".

Kritisch wird es am Abend

"Der Grundgedanke war, dass ein Kind, das das dritte Lebensjahr erreicht hat, keinen Schnuller mehr nehmen sollte", sagt Hans-Joachim Ratchjen, Marketing-Direktor bei "Nuk". Die Aktion wird von der Agentur "Bauchgefühl" aus Wiesbaden begleitet. Für jeden Schnuller, der zurückkommt, spendet das Unternehmen 10 Cent an die Stiftung Lesen. "50.000 Euro haben wir schon gespendet", berichtet Ratchjen.

Frieda hat ihren Schnuller inzwischen in den Baum gehängt. An einem rosa Band, natürlich. Dort baumelt er zwischen Kirschenblättern. Frieda hat den Schnuller nur noch zum Einschlafen gebraucht. "Jetzt bin ich nur noch gespannt, wie das heute Abend wird", sagt ihre Mutter. Ganz so tragisch wäre das nun auch wieder nicht, schließlich ist es von Oehrberg nach Schönderling nur ein Katzensprung.