3300 Bäume unter der Lupe
Autor: Redaktion
Bad Kissingen, Donnerstag, 10. August 2017
Rund 3300 Bäume sind im Baumkataster erfasst. "Jeder Baum bekommt eine eigene Nummer zugewiesen", erklärt Florian Reuscher.
Anfang August stirbt ein Jugendlicher bei einem Zeltlager im Schwarzwald. Der 15-Jährige kommt ums Leben, weil ein Baum auf das Zelt einer Jugendgruppe stürzt. Bei dem Sturm wurden noch weitere Jugendliche verletzt. Damit es auf den vier Landkreis-Zeltplätzen nicht zu einem solchen Vorfall kommt, gibt es ein Baum-Kataster, in der der Zustand jedes Baumes erfasst wird.
Jeder Baum hat eine Nummer
Rund 3300 Bäume sind in dem Baumkataster erfasst. "Jeder Baum bekommt eine eigene Nummer zugewiesen", erklärt Florian Reuscher. Der zertifizierter Baumkontrolleur ist zuständig für die Überwachung des Baumkatasters. Dafür wurden sämtliche Bäume auf den Liegenschaften des Landkreises in einer Erstaufnahme digital erfasst: Standort, Schäden, Durchmesser und die Gattung sind im System vermerkt. Auf einem Luftbild sind alle erfassten Bäume mit GPS-Koordinaten hinterlegt. Relevant sind alle Bäume die rund um die Zeltplätze stehen, entlang der Kreisstraßen sowie um Einrichtungen des Kreises wie Schulen und Landratsamt mit Außenstellen. Hinzu kommen die 90 Naturdenkmäler im Landkreis Bad Kissingen.
Neben den Standort-Daten sind für alle Bäume Kontrollintervalle festgelegt. "Es gibt eine jährliche Sichtkontrolle, bei auffälligen Bäumen wird natürlich häufiger kontrolliert", berichtet Dieter Büttner, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landkreis Bad Kissingen. Durch Klopfen auf den Stamm, mit einem Schonhammer, kann Florian Reuscher beispielsweise feststellen, ob ein Baum hohl ist.
Mit dem Sondierstab prüft er außerdem, ob die Wurzeln von Pilzen befallen sind. "Es ist sehr viel Wissen und Erfahrung nötig, für die Überprüfung der Bäume", meint Büttner. Florian Reuscher hat dafür extra einen einwöchigen Lehrgang bei der Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau besucht. Wird an einem Baum ein Pilzbefall festgestellt, wird eine Fachfirma hinzu gezogen. Die Fachleute stellen dann zweifelsfrei fest, wie es um den Baum bestellt ist.
Solch ein aufwendiges Vorgehen wird natürlich nicht für alle Bäume angewendet. "Kleinere Bäume werden auch einfach mal gefällt", so Büttner. "Wichtig ist die Kooperation mit den Hausmeistern oder den Zeltplatzwarten, da sind wir einfach auf offene Augen angewiesen", fügt er hinzu. Diese offenen Augen hat auch Günter Gaul. Er ist für den Zeltplatz Schloss Saaleck in Hammelburg zuständig. In seinen 20 Jahren als Zeltplatzwart, gab es nur einen Fall, in dem ein Zeltlager evakuiert werden musste. Grundsätzlich stellt das Landratsamt sicher, dass die Gemeinden bei Unwetterwarnungen informiert werden.
Sicherheit hat Vorrang
Bei Zeltlagern sind die verantwortlichen Personen vor Ort verpflichtet, sich zu informieren und mögliche Schritte zur Sicherheit einzuleiten, betont das Landratsamt. Im August 2016 war dies in Hammelburg aufgrund eines Sturmes nötig. "Wir wurden rechtzeitig durch das Landratsamt Bad Kissingen gewarnt und in der Nacht mussten wir dann einfach reagieren", erinnert sich Gaul. Die Kinder hätten Angst bekommen, aufgrund des Sturmes. Etwa 180 Personen wurden laut Gaul in dieser Nacht evakuiert. Im April 2016 wurde ein neuer Aufenthaltsraum mit Ofen für solche Fälle errichtet. Durch persönliche Kontakte konnte der Zeltplatzwart aber eine Unterbringung in dem nahe gelegenen Schloss Saaleck und der Musikakademie ermöglichen. "Die Evakuierung hat reibungslos funktioniert", erinnert sich Gaul. "Mein Dank gilt hier insbesondere den Betreibern des Schloss Saaleck, der Familie Hupp", fügt er hinzu. Sie hatte Räumlichkeiten zur Unterbringung bereit gestellt.
"Deshalb sind unsere Zeltplatzwarte alle lokal vor Ort, um im Notfall auch andere Ausweichmöglichkeiten zu organisieren", erklärt Daniel Korn, der bei der kommunalen Jugendarbeit für die Zeltplätze und die Jugendfreizeiten des Landkreises Bad Kissingen zuständig ist. Er steht in regelmäßigem Austausch mit den Zeltplatzwarten, um Probleme aller Art angehen zu können. Sandro Wegmann