2020: Der Sommer der Stille
Autor: Susanne Will
LKR Bad Kissingen, Donnerstag, 16. April 2020
Große Feste sind bis Ende August verboten. Rakoczy, Abenteuer Allrad, Weinfeste, Kissinger Sommer, Stadtjubiläen. Die Veranstalter sind in der Bredouille.
Bis 31. August wird es in ganz Bayern keine Großveranstaltung geben, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Landkreis Bad Kissingen kann sich also auf einen stillen Sommer einstellen. Beliebte Klassiker, die wie das Kissinger Rakoczy-Fest Zehntausende anziehen, wird es in diesem Jahr nicht geben.
Gerhard Schneider vertritt als Geschäftsführender Beamter gerade den Bad Kissinger Oberbürgermeister Kay Blankenburg. Noch vor der Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder, der den bayerischen Sonderweg weiter geht, sagte er: "Das Rakoczy-Fest wird entfallen." Ob es noch eine Hoffnung für den Kissinger Sommer gibt, lässt er offen. "Vielleicht sind bis dahin im kleinen Rahmen Konzerte möglich", sagt Schneider. Aber einen vollen Regentenbau wird es heuer sicherlich nicht geben.
Für Kissingen als Festivalstandort kommt das einer Katastrophe gleich. Die Konkurrenz, beispielsweise in Salzburg, ist groß. Wenn die Corona-Entwicklung weitergeht wie bisher, könnten die Klassikfans nach Österreich abwandern. Montag Mittag wird es dazu einen Zusammenkunft mit Intendant Tilmann Schlömp geben. Der glaubt: "Vermutlich müssen wir den Kissinger Sommer, wie wir ihn kennen, im Großen und Ganzen absagen. Das ist sehr enttäuschend, denn da steckt Herzblut drin, wenn ich mir ansehe, wie die Proben gelaufen sind, wie sich die Musiker vorbereitet haben - das ist enttäuschend."
Die Offroad-Messe "Abenteuer Allrad" hat sich schnell angepasst. Thomas Schmitt, Sprecher der Firma pro-log: "Wir können die Messe vom 11. bis 14. Juni nicht durchführen. Aber wir bemühen uns jetzt um einen Ausweichtermin. Ins Visier nehmen wir die September-Mitte. Allerdings müssen wir erst Rücksprache mit unseren Händlern und Ausstellern halten. Über 300 hatten sich im Juni angemeldet - so viele werden es im September sicherlich nicht mehr sein."
Großes Entsetzen herrschte nach Bekanntgabe der langen Einschränkung auch bei Team des beliebten Open airs "Ab geht die Lutzi" in Rottershausen. "Das ist erst mal bitter", fasst Christian Stahl, einer der Organisatoren, zusammen. "Wir müssen uns jetzt erst einmal sortieren." Es gäbe vieles zu klären, Rückgaberechte der Tickets beispielsweise - oder aber auch die Prüfung, ob es Gutscheine für nächstes Jahr geben könnte.
Auch die "Kleinen" erwischt es, wie den TSV Ebenhausen. Die hätten im Mai 100 Jahre Sportverein gefeiert. Festausschuss-Vorsitzender Sebastian Dees: "Vielleicht können wir später im Jahr feiern? Wir wissen es noch nicht. Aber es gibt Schlimmeres, wenn es ganz dumm läuft, feiern wir nächstes Jahr das 101. Jubiläum - die Kosten halten sich bis jetzt in Grenzen."
Münnerstadt: Der neue Rat entscheidet
Besonders schmerzlich trifft die Situation die Stadt Münnerstadt, die in diesem Jahr ihr 1250-jähriges Jubiläum feiern will. Bislang konnte außer dem Neujahrsempfang noch keine der geplanten Veranstaltungen durchgeführt werden. Trotzdem ist Bürgermeister Helmut Blank zuversichtlich, dass das Stadtjubiläum nicht sang- und klanglos der Corona-Epidemie zum Opfer fallen wird. Die Lockerung der kleinen Schritte heißt für ihn auch, dass vielleicht einige Veranstaltungen statt im Juli dann im Laufe des Septembers im kleineren Umfang durchgeführt werden können. Damit wäre auch der Gastronomie und der Geschäftswelt geholfen. Eine Absage des Jubiläums zum jetzigen Zeitpunkt wäre seiner Meinung nach keine Option. Sicher ist aber auch, dass einige Programmpunkte entfallen, so das Konzert des Heeresmusikkorps, weil der Ersatztermin ein Problem sein wird. Letztendlich aber muss der neue Stadtrat entscheiden, wie er vorgehen wird, so Helmut Blank.