125 Jahre das Kulturleben geprägt
Autor: Werner Vogel
Aschach bei Bad Kissingen, Montag, 19. Oktober 2015
Mit Kirchenparade, eindrucksvoll gestaltetem Festgottesdienst und einem klingenden Festakt feierte der Gesangverein 1890 sein Jubiläum. Vorsitzende Waltraud Wirsching erhält hohe Auszeichnung.
Waltraud Wirsching, die Vorsitzende der Aschacher Sängerinnen und Sänger, liebt das Singen in Gemeinschaft. Sechzig Jahre ist sie Mitglied im Fränkischen Sängerbund und im Deutschen Chorverband. Seit fünfzig Jahren singt sie in Aschach und führt seit 25 Jahren den Verein mit großem Geschick. Als Paul Kolb, Vizepräsident des Fänkischen Sängerbundes, sie als die Seele des Vereins bezeichnet und ihr die goldene Ehrennadel des Fränkischen
Sängerbundes und des Deutschen Chorverbands überreicht, steht der ganz Saal.
Ihr überragendes Engagement für den Chorgesang hatte der Landkreis schon 2006 mit dem Kulturehrenbrief gewürdigt, aber die Anerkennung der Aschacher in der Zehnthalle berührte die Traudl, wie sie in Aschach genannt wird, doch sehr: "Als der Verein zwei Jahre ohne Führung war, hab ich mir ein Herz gefasst und den Vorsitz übernommen". "Dabei bin ich doch e nei Gschmeckte" stellte sie noch trocken fest.
Alles ein bisschenanders
Vieles macht man im Aschachgrund einfach ein wenig anders. Gut, dass zum 125-jährigen Jubiläum des Gesangvereins das ganze Dorf eingeladen ist und alle Vereine den Jubilar mit der Kirchenparade zum Festgottesdienst begleiten, ist auch woanders Tradition.
Dass der Festgottesdienst aber ökumenisch gefeiert und quasi als vorabendliche Soiree am Samstagnachmittag gestaltet wird, ist schon ungewöhnlich. Auch dass sich die Sänger an die Aloysiusmesse, ein eher selten aufgeführtes Werk von Josef Gruber wagen, unterstreicht diese Vermutung. Der 1855 geborene und von Anton Bruckner beeinflusste Josef Gruber -nicht zu verwechseln mit Franz Xaver Gruber, dem Komponisten von "Stille Nacht" - ist vor allem mit Kirchenmusik in Erscheinung getreten. Kyrie, Sanctus und Agnus erklangen in der Dreifaltigkeitskirche als vier stimmiger Chorsatz.
Dirigent Robert Bauch - er spielte auch den Orgelpart - war es gelungen, dem Chor das Wesen des Werkes nahezubringen. Präzise intoniert, abgestuft interpretiert und einfühlsam dirigiert, konnten sich die Gottesdienstbesucher über kirchenmusikalische Kostbarkeiten im Stil der Spätromantik freuen. Schade, dass nicht mehr von der Messe zu hören war. Freilich sollten auch die Gläubigen mitsingen und mit Mozarts "Ave Verum" will man sich zu einem solch festlichen Anlass auch mal hören lassen, meinte der Dirigent.
Früher durfte nicht jeder singen
Hochgestimmt führte dann die Blaskapelle Aschach die Festversammlung zur herbstlich geschmückten Zehnthalle, wo das Stiftungsfest fortgesetzt wurde. Auch hier wich man ein wenig vom Üblichen ab.
Moderator Norbert Schmitt verband die einzelnen Programmpunkte mit heiteren fränkischen Dialektgedichten und verriet aus der Chronik strenge Sitten, die 1890 geherrscht haben, als 18 Männer im Gasthaus Seufert (heute Körblein) den Verein aus der Taufe hoben. Da wurde beileibe nicht jeder aufgenommen, wer dreimal unentschuldigt fehlte, dem war eine Geldbuße sicher und auch wegen Unfähigkeit konnte man ausgeschlossen werden.
Zeiten, von denen das Chorwesen heute nur träumen kann, wie 2. Bürgermeister Andreas Sandwall feststellte: "Sie können stolz sein auf 125 Jahre gestaltete Kultur in Aschach". Pfarrer Michael Kubatko sagte, "Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit" und Pfarrerin Christel Melbert meinte: "Chorsingen verbindet".
Zwischen Grußworten, Regularien und Ehrungen war immer wieder der Gesangverein mit heiteren Liedern zu hören. Seit 10 Jahren dirigiert Robert Bauch den Gesangverein.
Auch ein Glücksfall für den Verein, wie Siegfried Gottwald, Vorsitzender der Kissinger Sängergruppe, betonte: "Er lässt einfach ein wenig andere Lieder singen, schreibt die einzelnen Chorsätze meist selbst und kann sie so auf die Stimmen zuschneiden, die er zur Verfügung hat". Auch beim Festakt bringt der Dirigent mit seinem festlich gekleideten Chor einen bunten Strauß hübscher Lieder mit ansprechenden Texten zu Gehör und sagt sie charmant an. Weil das Singen so viel Spaß macht sind viele schon lange dabei.
Ehrungen:
60 Jahre aktives Singen
Hildegard und Gerhard Kirchner, Martha Sandwall und
Hermann Wirsching
50 Jahre
Albrecht Neugebauer und Waltraud Wirsching
40 Jahre Hannelore Albert und Erika Back
25 Jahre Christa Kissner
und Norbert Schmitt