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000-Agenten aus dem Koffer


Autor: Elisabeth Assmann

Diebach, Freitag, 12. April 2013

Theater selber machen ist nicht nur was für Große. Der Kapriolen-Kurs mit einer Theaterpädagogin begeisterte Akteure und Zuschauer gleichermaßen.
Ein einfacher Ball wirkt als Zauberkugel, wenn die Kinder überzeugend spielen.  Fotos: Elisabeth Assmann


Zehn Mädchen und ein Junge trauten sich etwas zu. Sie ließen sich auf einen Improvisationskurs zum Theaterspielen mit Kapriolen ein. An drei Nachmittagen probten sie mit der Theaterpädagogin Mahela Wiedner vom Fränkischen Theater Schloss Massbach in der KinderKiste in Diebach. Unter dem Motto "Theater aus dem Koffer" stand nur ein Koffer voller Requisiten zur Verfügung.
Bevor es aber ans Schauspielern ging, gab es unzählige Übungen: zum Namenmerken, zum

Orientieren im Raum, zum aufmerksamen Wahrnehmen der Umgebung. Dann durfte sich jede der Acht- bis Dreizehnjährigen ein Requisit aus dem Koffer holen. Da dauerte es bei mancher lange bis sie ein kleines Blümchen nahm, eine andere zog zielstrebig und schnell den Blumenstrauß heraus. Auch ein dickes Buch, ein Spazierstock, eine Sonnenbrille und ein Tüllröckchen fanden ihren vorübergehenden Besitzer.
Nun überlegten alle am ersten Tag gemeinsam, was es mit diesem Teil auf sich haben und wie es zu der Person passen könnte. Am Schluss entschied aber jeweils das Kind selbst, ob es ein alter Opa mit Spazierstock oder ein galanter Jüngling sein wollte. Darum herum entwickelte sich die Geschichte spielerisch, fast von allein. Konzentriert und mit Feuereifer waren die Kinder dabei, die zwei Stunden vergingen wie im Flug.
"Das freie Geschichtenerfinden liegt den Kindern im Blut, diese Fähigkeit geht nur mit der Zeit verloren, wenn man sie nicht fördert," freut sich Wiedner über ihre neue Truppe. Aber es wird auch bis ins kleinste Detail geprobt, so zum Beispiel die Verbeugung der einzelnen Gruppen beim Endapplaus. Schnell wissen die Kinder worauf es ankommt. "Wichtig ist es für einen Schauspieler, sich gut in die Rolle versetzen zu können. Er muss laut und deutlich sprechen und spielt immer fürs Publikum," erklärt die achtjährige Julia selbstbewusst.
"Auch die Kostüme, die Darstellung und der Text sind wichtig," weiß Felix aus Nürnberg. Aber gerade mit dem Text gingen die Jungschauspieler souverän um. Es gab keine festgelegten Sätze, nur Handlungsstränge. Improvisieren war angesagt, wenn einer nicht mehr weiter wusste. Aber das kam eigentlich gar nicht vor, denn die Geschichte war ihnen ins Blut übergegangen. Konzentriert wartete jeder auf seinen Einsatz, zog sich von der Bühne zurück, um den anderen ihren Auftritt zu lassen.

Opas mit besonderen Fähigkeiten

Am dritten Tag gab es eine Aufführung für die Eltern. Die staunten nicht schlecht, was in so kurzer Zeit herausgekommen ist. Eine Geschichte, die im Menschen- und Feenreich spielt, mit schläfrigen Zauberern, pfiffigen 000-Agenten und Opas mit besonderen Fähigkeiten. Auch die Details begeisterten. Zwei Raumtrenner dienen als Symbol für die verschiedenen Welten, zwischen denen man mit einem Zauberspruch, Drehbewegungen und Zischgeräuschen wechseln konnte. Begeisterung war in den Augen aller Kinder zu sehen. Und auch ein bisschen Lampenfieber vor dem ersten Auftritt gehörte zum richtigen Schauspielern dazu. Erstaunt zeigten sich die Erwachsenen, welch pragmatisches Ende die jungen Schauspieler erfunden hatten. So blieben die Kinder der habgierigen Mutter lieber im Feenreich und wollten nichts mehr von ihrer lieblosen Mutter wissen.
Wer jetzt Lust auf weitere kreative Kapriolen-Kurse vom Malen bis zum Schnitzen hat, kann sich noch anmelden in der Stadtbibliothek Hammelburg. Das Programm liegt dort und in Geschäften in Hammelburg aus und kann auf der Homepage der www.kinderkiste.hammelburg.de eingesehen werden.