Asyl in Franken: Zwischen Betroffenheit und Misstrauen
Autor: Günter Flegel
Bamberg, Freitag, 10. Oktober 2014
In ihrer Heimat drohten ihnen Verfolgung, Haft und Tod, in Deutschland stoßen sie oft auf Misstrauen: Das Schicksal der Flüchtlinge ist auch in Franken ein Thema, das die Menschen bewegt. Ein Überblick:
Wohl kaum ein anderes Thema erzeugt mehr Betroffenheit als das Schicksal der Flüchtlinge dieser Welt; Betroffenheiten ganz unterschiedlicher Art: Niemand bleibt ungerührt, der die Bilder von überfüllten Booten sieht, in denen verzweifelte Menschen versuchen, das Mittelmeer zu überqueren.
Direkt betroffen macht das Elend der Flüchtlinge, wenn sie in Franken stranden, einen Platz in einer der zahlreichen Asylunterkünfte bekommen. Plötzlich kommt das ferne Flüchtlingselend in der Nachbarschaft an. Wie sozial diese Gesellschaft ist, wird sich auch am Umgang mit den Flüchtlingen zeigen.
Es ist nicht das Bild des überfüllten Bootes, das die Diskussion um Flucht und Asyl in Deutschland schon bei der Wortwahl negativ färbt: Man spricht von "Flüchtlingsströmen", einer "Flut von Zuwanderern", von der "Asylproblematik". Es ist von Kosten die Rede und von Konflikten, von Menschen, die den Sozialstaat
Von Menschen, jawohl! Es sind Menschen, die in den Booten sitzen, Menschen in den Unterkünften. Es könnten sogar dieselben sein. Menschen, die in ihrer Heimat nicht mehr sicher und menschenwürdig leben können und von Verzweiflung in die Flucht getrieben werden. Sie kommen nicht freiwillig und als Pauschalurlauber, sondern all exclusive: Sie geben ihr letztes Hemd für kriminelle Schlepper und sind froh, wenigstens das Leben zu behalten.
Die Aufnahme von Flüchtlingen läuft nicht reibungslos ab
Es wäre naiv zu behaupten, dass die Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge reibungslos vonstatten geht. Das Land würde sich überfordern, wenn es die Türen weit öffnet für jeden Menschen dieser Welt, der um Hilfe bittet.
Niemand erwartet das. Man kann das Deutschland des 21. Jahrhunderts auch nicht mit dem in Trümmern liegenden Land 1945 vergleichen, das Millionen Flüchtlinge - Vertriebene - aufnehmen musste. Und konnte. Es wäre aber nicht weniger naiv, so zu tun, als wäre die Not der Flüchtlinge eine Sache der anderen.
Es ist naiv, noch zwischen politischen und wirtschaftlichen Flüchtlingen unterscheiden zu wollen. Die Welt steuert auf Krisen zu, die sich mit heutigen Maßstäben nicht mehr messen lassen: Klimawandel, Rohstoffverknappung, Überbevölkerung ... Die Völkerwanderungen der kommenden Jahrzehnte werden zu einer globalen Herausforderung. Und gefordert sind dann gerade die Länder, in denen der Wohlstand weniger so viele auf dieser Welt arm gemacht hat. Und heimatlos, weil Küsten im Meer versinken und Äcker zu Wüsten werden.Das betrifft die ganze Welt.
Wer von der Not nach Deutschland getrieben wird, fordert nichts von diesem Land, er bittet um Asyl, um ein Dach über dem Kopf, um Brot und Hilfe. Asyl ist ein Menschen-Recht. Es ist eine humane Pflicht, diesen Menschen die Hand zu reichen.
Es ist eine Herausforderung, dies so zu tun, dass der soziale Frieden im Land gewahrt bleibt. Bei dieser Aufgabe sind alle gefordert. Der Lohn ist die Chance, an einem weltoffenen Land zu bauen. An einer Bundesrepublik, die mit jedem Fremden, der hier willkommen geheißen wird, ein wenig bunter wird.