Es geht am Dienstagabend um die Zukunft des Bahnhofs Hirschaid. Behalten, wo er ist oder verlegen, ist die Frage.

Wird doch noch ein Versuch gestartet, beim Ausbau der ICE-Strecke in Hirschaid den Bahnhaltepunkt südlich der Maximilianstraße in den Leimhüll zu verlegen? 350 Hirschaider haben per Unterschriftenliste beim Marktgemeinderat beantragt, das eigentlich schon 2017 abgehakte Thema neu zu beraten. Und das passiert heute Abend in der öffentlichen Sitzung des Marktgemeinderats in der Regnitzarena.

Im Protokollbuch des vormaligen Gremiums steht ein im Planfeststellungsverfahren mit 14 zu 8 Stimmen gefasster Beschluss, das vorher breit diskutierte Ziel der Bahnhofsverlegung nicht weiter zu verfolgen. Zwar war man sich weitgehend über die Vorteile einig, doch schreckten die Kommunalpolitiker vor den Kosten von mehreren Millionen Euro zurück, die der Markt Hirschaid möglicherweise allein zu tragen hätte.

Kein Geld für den Leimhüll

Schätzungen beliefen sich auf zwei bis zehn Millionen Euro. Die Deutsche Bahn will zwar in den Ausbau des jetzigen Haltepunktes investieren, hütet sich aber vor der finanziellen Beteiligung an einem Neubau im Leimhüll.

Allenfalls könnte man mit Zuschüssen des Freistaats rechnen. So hieß es damals. Inzwischen gehören dem Marktgemeinderat acht neue Mitglieder an. Und da könnte sich das Blatt wenden.

Bürgermeister Klaus Homann (CSU) rechnet aufgrund der Vorbesprechung mit den Fraktionsvorsitzenden des Marktgemeinderats mit einer 50:50-Situation.

Das Argument, ein Bahnhaltepunkt südlich der Maximilianstraße mitten im jetzigen Ortskern und näher an den Schulen, dem Gewerbe- und Entwicklungsgebiet verbessere die Zukunftschancen des Marktes, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings macht Homann klar, dass sich die finanzielle Situation der Marktgemeinde gegenüber 2017 verschlechtert hat: In den nächsten Jahren sind ohnedies Millionen teure Strukturaufgaben nur auf dem Weg der Neuverschuldung zu lösen (Schulsanierung, Wasserver- und Abwassserentsorgung etc.). Dazu kommen Einnahmeausfälle vor allem bei der Gewerbesteuer in Folge der Corona-Krise.

Homann hat schon mal bei den Projekt-Verantwortlichen der Deutschen Bahn vorgefühlt. Auf die Frage, was denn wäre, falls der Marktgemeinderat doch noch die Bahnhofsverlegung fordern sollte, habe er die viel- oder auch nichtssagende Antwort erhalten: "Na, dann macht mal ..." Der Bürgermeister schließt nicht aus, dass gegebenenfalls juristische Schritte gegangen werden müssten, um das Projekt durchzusetzen.

Homann ist sich im Klaren darüber, dass die Zustimmung und Ablehnung der Bahnhofsverlegung quer durch die Bevölkerung gehe. Die meisten Anlieger des Leimhülls seien aber nach wie vor dagegen, weiß Homann. Einer der Initiatoren des Bürgerantrags, Jörg Panzer, fordert, persönliche Befangenheit und etwaige Eigeninteressen zurückzustellen. Stärker als die Finanzfrage seien die Chancen und Vorteile der Verlegung des Bahnhaltepunkts zu gewichten, die bereits im "Integrieren Entwicklungskonzept" von Fach- und Raumplanern sowie von den bürgerlichen Arbeitskreisen gesehen worden sind.

Antrag online abrufbar

Panzer in dem Bürgerantrag (online nachzulesen auf der Seite www.pro-hirschaid.de): "Eine Bahnhaltepunktverlegung ermöglicht eine bürgernahe und konzepttreue Haltepunktinfrastruktur für die gewünschte Mobilität von morgen für alle Altersgruppen, stützt die örtliche Wirtschaftskraft und macht Hirschaid wettbewerbsfähig für die kommenden Generationen. Es gäbe keinen Schienenersatzverkehr, da der neue Haltepunkt unter laufendem Verkehr gebaut werden könnte. Die notwendige Bauzeit würde sich dadurch deutlich verkürzen. Damit reduziert sich gleichzeitig die Lärm-, Staub- und Verkehrsbelastung."

Nach Informationen Panzers sei ein renommiertes Ingenieurbüro in einer Kostenanalyse zu dem Ergebnis gekommen, der Neubau des Haltepunkts sei um zehn Prozent günstiger als die jetzt geplante Ertüchtigung des bestehenden Bahnhofs. Man solle sich keinen "Finanz-Bären" aufbinden lassen, bittet Panzer in Richtung Marktgemeinderat.