Bei psychischen Leiden das geeignete Hilfsangebot zu finden, ist nicht einfach. So sollten Sie bei der Suche vorgehen.

Die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz ist verhältnismäßig lang, der Leidensdruck bei Betroffenen dafür meist hoch. Die Psychotherapeuten Judith Siegl und Markus Gmelch verschaffen einen Überblick, was bei einer Therapiesuche zu beachten ist, welche Möglichkeiten es zur Überbrückung der Wartezeit gibt, und was eine gute Therapie auszeichnet. Die beiden promovierten Psychologen leiten das CIP am Maxplatz in Bamberg, ein staatlich anerkanntes Institut zur Ausbildung von psychologischen Psychotherapeuten. Das Institut bietet auch eine psychotherapeutische Ambulanz mit verhaltenstherapeutischem Schwerpunkt. Was ist Psychotherapie? Eine Therapie bedeutet eine persönliche Veränderung mit Hilfe fachlicher Unterstützung. Dabei können Hilfesuchende erwarten, dass Therapeuten ihre Ziele respektieren und bei der Überwindung der Probleme helfen. Für die Abrechnung mit der Krankenkasse ist eine Problematik von Krankheitswert notwendig. Mit der Krankenkasse abgerechnet werden können die Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse, die tiefenpsychologisch fundierte Therapie und die systemische Therapie. Die Verfahren haben unterschiedliche Schwerpunkte. Der Therapieerfolg hängt aber nicht vom Verfahren ab. "Das Entscheidende für den Erfolg ist die Beziehung von Therapeut und Patient", erklärt Markus Gmelch. Welche Angebote gibt es? Zu einer guten Psychotherapie gehört, dass Hilfesuchende zu Beginn aufgeklärt werden. Es wird über das Anliegen gesprochen und darüber, welche Therapiemöglichkeiten vorhanden sind. Dabei muss es nicht immer gleich eine Psychotherapie sein. Es gibt auch andere psychosoziale Angebote für viele Anliegen, die besser passen. Niedrigschwelliger ist zum Beispiel die Oase des SKF Bamberg als sozialpsychiatrischer Dienst. Dort kann man auch an einer Gruppe teilnehmen. Es geht dabei mehr um Lebensbegleitung, wenn ein Hilfesuchender nicht ein konkretes Anliegen zur Veränderung hat. Bei psychiatrischen Problemen eignet sich laut Gmelch ebenso die Institutsambulanz am Michelsberg, auch bei akuten Krisen. In einer Ambulanz wie dem CIP oder bei einem niedergelassenen Therapeuten geht es dagegen eher um längerfristige Veränderung. Beratungsstellen diverser Konfessionen sind für jedermann offen, dort erhält man Beratung und kurzfristige Unterstützung bei den Themen Sucht, Paare, Familie oder Erziehung. Im psychosozialen Beratungsführer finden sich online alle Angebote, auch Selbsthilfegruppen: psbf-bamberg.de. Wie bekomme ich einen Therapieplatz? "Die Leute brauchen keine Überweisung, Sie können sich beim Psychotherapeuten direkt melden", erklärt Markus Gmelch. Dennoch ist oft der Hausarzt der erste Lotse, der an den Psychotherapeuten verweist. "Psychische Probleme können zum Beispiel auch mit Schlafstörungen oder mit Schmerzen einhergehen", sagt Judith Siegl. Bei einer akuten Krise kann man auch direkt zum Psychiater, zur Beratungsstelle, oder sich in eine stationäre Behandlung begeben. Die eigentliche Suche nach einem Psychotherapeuten ist nicht einfach. Wichtig zu wissen: Soll die Therapie bezahlt werden, muss im Telefonbuch nach psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten gesucht werden. Nur diese können mit der Kasse abrechnen, wenn sie einen Sitz haben. Alternativ kann seit kurzem auch die Krankenkasse um Unterstützung bei der Suche gebeten werden. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) bietet eine Terminservicestelle an, mit der Plätze vermittelt werden (Telefon 116117/ Montag bis Freitag, 7 bis 19 Uhr). Wie lange dauert die Suche? Die Suche nach dem Therapieplatz kann dauern: "Man muss am Anfang ein stückweit Geduld haben", erklärt Judith Siegl. Ihr Tipp: Am besten man macht eine Liste mit zehn bis 20 Therapeuten. Ruft diese an, notiert die Sprechzeiten. Die Praxen der niedergelassenen Therapeuten sind meist relativ klein, und es gibt keine Sprechstundenhilfen. Deshalb sind telefonische Sprechzeiten auf wenige Stunden in der Woche beschränkt. Hinzu kommt: Jeder Therapeut hat eine andere Sprechzeit. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz selbst kann bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen. Die Praxen sind meist relativ ausgelastet. Zum Teil kann es in größeren Ambulanzen wie dem CIP schneller gehen. Wie kann ich die Wartezeit überbrücken? In der Wartezeit können Betroffene zum Beispiel zu Beratungsstellen gehen, um kurzfristig Hilfe zu holen. Auch bei den psychosomatischen Kliniken und Tageskliniken im Klinikum am Bruderwald Bamberg oder in der Klinik Burgebrach und Staffelstein gibt es manchmal kürzere Wartezeiten. Hier kann man sich vom Arzt beraten lassen. Auch über die KVB-Terminvergabe kann es mitunter zügiger gehen. Die Plätze müssen allerdings gemeldet sein. Zusätzlich gibt es laut Auskunft der KVB noch das webbasierte Terminservice-Portal, über das alle Psychotherapeuten freie Termine für psychotherapeutische Sprechstunden, Akutbehandlungen und zeitnah erforderliche probatorische Sitzungen einstellen und verwalten können. Auch die Krankenkasse kann womöglich schneller einen Platz vermitteln. Wie lange dauert eine Therapie? Eine Therapie beginnt mit einem Erstgespräch. Danach folgen die sogenannten probatorischen Sitzungen, die für die Diagnose und die Erklärung der Problemstellung genutzt werden. Laut Judith Siegl sollte ein Therapeut zu Beginn auch darüber aufklären, was es bedeutet, wenn zum Beispiel eine Depression als Diagnose gegeben wird und erklären, was in der Therapie geplant ist, und um welche Therapieform es sich handelt. Die erste Kurzzeittherapie dauert zwölf Sitzungen, eine zweite Kurzzeittherapie ebenso zwölf Sitzungen. Es ist möglich, danach umzuwandeln und noch einmal 36 Sitzungen zu beantragen, um auf eine Langzeittherapie mit 60 Sitzungen zu kommen. "Wir verstehen unter Verhaltenstherapie Hilfe zur Selbsthilfe", erklärt Markus Gmelch. Es sollen Anstöße gegeben und Patienten dann auch wieder entlassen und zur Selbstständigkeit ermutigt werden. Die Therapiezeit soll dem Leitspruch folgen: So kurz wie möglich, so lang wie nötig. Wie wird die Therapie abgerechnet?

Im Erstgespräch sollte ein Patient vom Therapeuten über Kosten und die Abrechnung aufgeklärt werden. Also: Ob die Krankenkasse die Sitzungen bezahlt, oder ob sie von einem selbst bezahlt werden müssen. Die Kasse bekommt bei Beantragung zwar mit, wie die Diagnose lautet und wie lange die Therapie dauert. Über Inhalte wird sie aber nicht informiert. Wer erfährt von den Therapieinhalten? Ganz wichtig: Therapeuten stehen unter Schweigepflicht. "Die Akten sind verschlossen. Es wird auch nichts an den Arzt weitergegeben, ohne eine Schweigepflichtentbindung", erklärt Judith Siegel. Eine Entbindung der Schweigepflicht sei manchmal aber auch sinnvoll, um etwas gemeinsam mit dem Hausarzt zu besprechen. Darüber wird der Patient aber immer aufgeklärt.

Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater

Psychologen haben an der Universität Psychologie studiert und sich ausführlich mit Zusammenhängen zwischen Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen und Verhalten befasst, Psychotherapeuten sind studierte Psychologen oder Ärzte, die sich nach dem Studium aus- und weitergebildet haben, um Menschen mit psychischen Problemen beim Erreichen von Änderungen zu unterstützen. Der Begriff Psychotherapeut ist geschützt. Dagegen der Begriff Psychotherapie nicht. Psychiater haben Medizin studiert. Sie sind auf die medizinische Behandlung psychischer Störungen spezialisiert. Sie können im Bedarfsfall Medikamente verschreiben. Quelle: CIP Bamberg