Die großen Zeiten des Fremdenverkehrs in Steinwiesen liegen einige Jahrzehnte zurück, doch in den vergangenen Jahren erlebte die Kommune einen Aufschwung.

Sommerfrische, Fremdenverkehr oder Tourismus - die Begriffe haben sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Aber eines ist geblieben: die Sehnsucht nach Urlaub, Freiheit und Erholung. Bereits um die Jahrhundertwende wurden Ansichtskarten für Steinwiesen gedruckt, um sie an die Zuhausegebliebenen oder an Verwandte, die weiter weg wohnen, zu schicken.

Im Büchlein "Der Frankenwald", das Wanderbuch des Frankenwald-Vereins aus dem Jahr 1921,

wird Steinwiesen als "freundlich im Rodachtale inmitten ausgedehnter Waldungen gelegenes Pfarrdorf" bezeichnet. Post- und Bahnstation sowie Forstamt sind bereits vorhanden und das Dorf gewinnt immer mehr als "Ort der Sommerfrische" an Bedeutung. Sogar eine Badegelegenheit in der Rodach ist vorhanden, und für gute "Unterkunft und Verpflegung" sorgen die Gasthöfe "Post" (Hans Schroll mit Postagentur), "Zum grünen Baum" (Ottomar Kiechle) und "Zum goldenen Anker" (Johann Kolb). Der "Grüne Baum" ist heute noch unter dem Hausnamen "Kiechle" bekannt.

Erstes Freibad wird gebaut

Bereits 1922 eröffnete das neue Bahnhof-Café unter Inhaber Fritz Beierkuhnlein mit einer eigenen Konditorei im Haus und dem Ausschank von kalten und warmen Getränken. Hier soll die Einkehr "sämtlicher Wandervögel und Durchreisender" gewesen sein. Ein "modernes Freibad" wurde bereits 1926/28 gebaut, heute ist dort das Tennisplatzgelände.

Der Frankenwald ist also zumindest in den letzten 100 Jahren immer ein Ort für Urlauber gewesen. Besonders natürlich für Wanderer, denn ausgedehnte Wälder und Bachläufe, weite Felder auf den Höhen und viele Sehenswürdigkeiten in der näheren und fernen Umgebung laden zum Verweilen ein.

Von 1933 bis 1945 gehörte Steinwiesen zum Gau "Bayerische Ostmark". Hier wurden Urlauber aus dem Gau Sachsen nach Steinwiesen gebracht, wie eine Broschüre aus dem Jahr 1938 beweist. Ein streng reglementiertes Programm vom 3. bis 11. August 1938 war hier ausgearbeitet worden. Ortswart in Steinwiesen war damals Hans Schrepfer. Organisiert wurden diese Fahrten von der Deutschen Arbeitsfront NSG "Kraft durch Freude". Disziplin und Kameradschaft waren bei diesen Fahrten zu wahren.

Ein weiteres Prospekt lädt zur Sommerfrische in die Berge ein. Im tiefen Naturfrieden Erholung finden von der Mühe und Last des Alltags, ganz Mensch sein, frei von gesellschaftlichem Zwang, "frei in Kleidung und Gebahren" - so wird Steinwiesen vom Fremdenverkehrsamt angepriesen. Steinwiesen hat seit dem 26. April 1937 das Recht, ein eigenes Wappen zu führen, am 11. August 1939 wurde der Gemeinde Steinwiesen die Bezeichnung "Marktgemeinde" verliehen. Das Leben in Steinwiesen blühte auf, vor allem durch die Sommerfrischler, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg in Scharen kamen.

1937 zählte man 692 Fremde mit insgesamt 3039 Übernachtungen. Mit Forstamt, Gendarmerie, Bahnstation, Postdienstgebäude, Zollaufsichtsstelle, vier Gasthöfen, drei Wirtschaften und fünf Kommunwirtschaften sowie drei Metzgern und vier Kolonialwarenläden hatte der Ort ganz schön aufgerüstet. Von sich reden machte der "staatl. anerkannte Luftkurort" 1935, als man den Maibaum für die Reichshauptstadt Berlin schlug und dorthin brachte.

Das Aus für die Sommerfrische

Doch dann kam der Krieg und damit das vorläufige Ende der Feriengäste. Die Bürger hatten andere Sorgen. Außerdem galt es, die Flüchtlinge unterzubringen und zu versorgen. Aber Steinwiesen kam als Urlaubsort zurück. Berliner eroberten den Frankenwald und besonders die Marktgemeinde. 1969 belegte Steinwiesen beim Urlaubstest in Berlin den zweiten Platz. Es wurde sogar eine direkte Buslinie Berlin-Steinwiesen eingerichtet. Mitten durch die damalige DDR ging die Fahrt. Unzählige Berliner fanden ihren Weg in den malerischen Frankenwaldort. Die "Heimatabende" im Ausflugslokal Hubertushöhe sind heute noch legendär. Von 1964 bis 1976 steigerte sich die Übernachtungszahl von 6 000 auf 60 000.

Ein großer Meilenstein in der Geschichte des Tourismus in der Rodachtalgemeinde war der Bau des Hallenbades im Jahr 1975 mit Solarium, Sauna und Café. Später wurde es umgebaut zum Erlebnisbad, so wie es auch noch heute Bestand hat. Ein Freibad mit zwei Becken und eine Saunalandschaft, die kontinuierlich weiter ausgebaut wird, versprechen tollen Freizeitspaß.

Doch mit der Zeit gingen die Übernachtungen zurück. Der Drang nach fernen Ländern und Flugreisen nahm zu und man musste nun um die Gäste kämpfen. Aber Steinwiesen gab nicht auf. Nach der Grenzöffnung konnten die Betreiber des damaligen Aparthotels zahlreiche Gäste aus den neuen Bundesländern begrüßen. Trotz neu gewonnener Reisefreiheit fanden sie doch den Weg in den Frankenwald.

Tourismus in der heutigen Zeit

Wie sieht es heute in der Tourismusgemeinde Steinwiesen aus? Die Corona-Krise legt natürlich auch hier das Urlaubserlebnis lahm. Doch man ist gerüstet, sofort wieder durchzustarten, sobald es möglich ist.

Vor allem die Vermieter von hochwertigen Ferienwohnungen in Steinwiesen und in den Ortsteilen verbuchten in den letzten Jahren gute Ergebnisse und wollen daran anknüpfen. Den Hauptanteil aber hat das Hotel am Erlebnisbad. Der 1986 gebaute Hotelkomplex mit den großen Bettenhäusern und der Gastronomie war anfangs ein Magnet in der touristischen Ausrichtung von Steinwiesen und dem Oberen Rodachtal. Das vorhandene Hallenbad wurde in das Erlebnisbad umgebaut und bei den Übernachtungen gab es einen enormen Aufschwung.

Wellness in Steinwiesen

1996 übernahm Bob Neubeck das Hotel, und es funktionierte anfangs auch ganz gut. Aber dann lief das Ganze aus verschiedenen Gründen nicht mehr so gut, und 2015 stand das Hotel vor der Zwangsversteigerung. Aufwärts ging es jedoch wieder, als Christoph und Caroline Wagner ins Spiel kamen. Ab Januar 2017 führen sie zuerst als Pächter, dann als Eigentümer das Hotel. Sie investierten viel in die Renovierung der Zimmer und Gasträume.

Im Wellnessbereich haben sich die Wagners entschieden, gemeinschaftlich mit der Gemeinde Steinwiesen in eine neue Saunalandschaft zu investieren. Und so wird bei Wiedereröffnung des Erlebnisbades und des Freibades nach den Corona-Beschränkungen auch die Saunalandschaft ein Highlight im touristischen Sektor des Oberen Rodachtals werden.

Zahlen und Fakten

In den letzten Jahren sind die Übernachtungszahlen wieder angestiegen. Zwar noch nicht auf dem Niveau wie vor 40 Jahren, aber es geht aufwärts. Für das Jahr 2018 wurden etwa 25 000 Übernachtungen gemeldet, und in 2019 dürften es bereits 35 000 gewesen sein. Wenn man das gesamte Rodachtal hernimmt, hat man die 50 000er-Marke überschritten.

Natürlich können die Zahlen für 2020 in keiner Weise irgendwie absehbar sein, dafür sind die Beschränkungen noch zu stark. Aber der Fremdenverkehr schaffte es nach vielen Tiefschlägen immer wieder zurückzukommen. Und so wird der Tourismus in der schönen Marktgemeinde, dem "staatl. anerkannten Luftkurort", wieder zu vollem Glanz erblühen. Quellen: Heimatmuseum in Steinwiesen; Bilder aus alter Zeit, Band 1 und 2 des Marktes Steinwiesen.