OB-Kandidat Fabian Dörner (Die Partei), nimmt privat gerne mal sein Schwert in die Hand, um sich von der Politik zu entspannen.
Nackte Füße ragen unter der Jogginghose hervor, darüber ein ordentliches blaues Hemd, die rote Krawatte sitzt, ebenso der flauschige graue Bademantel. So öffnet Fabian Dörner die Tür zu seiner Drei-Zimmer-Wohnung mit Vorgarten in Bug. Und der OB-Kandidat der "Partei" bewegt sich nicht nur im Kleidungsstil zwischen Lockerheit und Ernst, zwischen Spaß und Politik.
"Es ist ganz schön anstrengend, immer satirisch zu sein", gesteht er. Und sagt dennoch: "Ich will ein Foto auf dem Klo mit der neuen Titanic" - also mit dem Satiremagazin, dessen ehemaliger Chefredakteur "Die Partei" gründete. "Privater geht nicht", scherzt Dörner mit runtergelassenen Hosen im Hinblick auf die heutige Homestory.
Sie ist ein weiterer Termin in einer langen Liste. Der Wahlkampf fordert mehr Kraft von Dörner, als man das von einer Satire-Partei erwarten würde: 20 bis 30 Stunden pro Woche widmet er sich dem Stimmenfang, organisiert etwa politische Veranstaltungen, gibt Plakate in Auftrag und stempelt Buttons (Anstecker). Umso weniger Zeit bleibt dem 40-jährigen, der bei Siemens in Erlangen für Photovoltaik-Angebote zuständig ist, fürs Privatleben. "Ich sehe die anderen OB-Kandidaten gerade öfter als meine besten Freunde. Furchtbar!"
Die Buttons stellt Dörner selbst her, wovon eine Druckmaschine sowie auf dem Arbeitstisch verstreute silberne Blanco-Anstecker und rote Aufkleber mit Sprüchen wie "Inhalte überwinden" zeugen. Überhaupt macht Dörner gerne viel selbst, was sich deutlich in seiner Wohnung bemerkbar macht. Quitten-Likör lagert im gut ausgestatteten Schnapsschrank. Seine Werkstatt, die ein ganzes Zimmer einnimmt, zieren Hobel- und Sägespäne von Brettern für ein neues Regal. Und mit einer Nähmaschine, die in einer Ecke des Wohnzimmers von Garnrollen umringt am Boden steht, näht er sich eigene Wikinger-Klamotten und -Accessoires. Auf dem großen Sofa in der Mitte des Wohnzimmers präsentiert der Mittelalter-Fan seine Lederbeutel wie einen Schatz: "Das haben Menschen vor 1000 Jahren genauso getragen, das fasziniert mich", sagt er, während er sich mit einem Holzkamm durch den Bart streicht. "Wikinger waren sehr eitle Männer."
Dörner sammelt auch alte Münzen - und handgefertigte Waffen: Er besitzt ein Schwert, einen Speer, eine Axt, mehrere Schilde und Messer. Damit gewappnet trifft er sich regelmäßig mit Gleichgesinnten zum "Mittelalter-Reenactment". Die Darsteller werden dabei an historischen Orten von Island bis Tschechien zum lebendigen Museum für Besucher, indem sie dort möglichst authentisch leben - und auch kämpfen: "Mich reizt auch der sportliche Aspekt an dem Hobby", erklärt Dörner. Zum Mittelalter-Fan wurde er in der Nähe seiner Heimat Heilbronn auf einem "Zunftmarkt". Der engagierte Schwabe wurde schnell zum "Marktvogt" ernannt, zum zweiten Vorsitzenden, und kümmerte sich ehrenamtlich um Verträge, Stände und Spiele. In seiner Jugend wählte er grün, war dann aber mehr von der aufdeckenden Europa-Politik des Partei-Gründers Sonneborn begeistert, "von der Politik mit satirischen Mitteln".
Job und Liebe führten den gelernten Elektrotechniker 2012 nach Bamberg, in ebenjene Wohnung. Mit jener Liebe wurde es nichts, doch als die Ex auszog, kam er 2014 wieder zurück nach Bug. Zwischenzeitlich lebte er in Würzburg. "Beim Studium dort habe ich versagt. In dieser Zeit habe ich mich mehr mit Auflegen und Partys beschäftigt", gesteht Dörner. In seinem Plattenregal herrscht eine bunte Mischung zwischen Bob Marley, Beastie Boys, H-Blockx, dazu viel Techno und Metal. Die Plattenteller drehen sich noch, und zum Beweis hallt für zwei Minuten die Stimme von Doors-Sänger Jim Morrison durch Dörners Bude.
Doch zum Auflegen kommt er derzeit nicht mehr. "Man muss das aufwendig betreiben für einen gewissen Erfolg - und Politik eben auch", sagt er. Neben Arbeit, Heimwerkeln und Wahlkampf verbringt er seine Zeit vor allem bei seiner Freundin in Nürnberg.
So spielt er auch kaum auf der Gitarre, die in eine Tasche verpackt in der Ecke steht. "Die habe ich nur, um Frauen zu beeindrucken", scherzt der Vergebene. Zum Entspannen gönnt er sich stattdessen Schwertkämpfe, Yogastunden und Konzertbesuche in der Sandstraße, etwa im Pizzini. Zwar trinkt er gerne Bier und Cocktails, "aber nicht so, dass ich die Kontrolle verliere. Ich bin meistens eher der, der die anderen nach Hause bringt".
Auch auf seinen Wahlkampf-Veranstaltungen achtet er darauf, dass "das Bier immer präsent ist - aber nicht die Wirkung", sagt der Satirepolitiker Dörner mit überraschend ernstem Ton.
Dörners Daten
Wohnen Fabian Dörner wohnt in einer Drei-Zimmer-Wohnung mit Vorgarten in Bug. Essen Wenn er "zu Muttern" kommt, wird er stets gefragt "was soll ich kochen?" Er antwortet immer "etwas Leckeres!" - "und dann gibt's Linsen mit Spätzle und Saitenwürschtle, das schwäbische Nationalgericht. Allerdings verzichte ich inzwischen auf ,Wienerle', da ich nur noch selten Fleisch esse."
Mobilität Dörner pendelt mit dem Zug zur Arbeit nach Erlangen und benutzt in Bamberg Rad, Longboard oder Bus. Er fährt auch einen Opel Zafira, "damit ich mein ganzes Zeug transportieren kann."
besser, gar treffender konnte doch der OB-bewerber seine geringschätzung gar missachtung der kommunalwahlen nicht zum ausdruck bringen
ich denke, dass eher die "normalen" Politiker mit ihrem alltäglichen Politik "Geschäft" nicht besser ihre Geringschätzung gegenüber dem Wähler auszudrücken.
Wie ich das tue ist mir allerdings ein Rätsel?
Es gibt Dinge auf der Welt, die muss und will man nicht wissen.
Schade, ich dachte das interessiert die Menschen, was ich mir am Liebsten von Mutti kochen lasse.
Bitte spülen!