Ein Wegekreuz im Forchheimer Stadtteil Reuth musste versetzt werden. Nun hat das Dorfkreuz der Familie Knorr einen neuen, würdigen Platz gefunden.
Viele Reuther sind im Laufe der Jahrzehnte am Dorfkreuz der Familie Hans Knorr vorbeigekommen. Seit über 100 Jahren stand dieses Kreuz auf dem Knorr-Anwesen mit dem Hausnamen die "Filla" in Reuth an der Einmündung Reutherstraße/Ehrenbürgstraße. Aufgrund von Eigentumsveränderungen kam es zu einem Standortwechsel. Das über vier Meter hohe Kreuz mit dem kunstvollen Kupferblechdach und dem Korpus Christi fand wieder eine Heimat. Ein neuer würdiger Platz wurde im unmittelbaren Umfeld in der Ortsmitte gefunden: nur wenige Meter unterhalb des Pfarrsaals von St. Johannes der Täufer in der Georg-Büttel-Straße. Bei der Fronleichnamsprozession wird dort jedes Jahr die vierte Station aufgebaut. Das Kreuz steht jetzt auf dem Grund und Boden der Stadt Forchheim, bleibt aber weiterhin im Besitz der Familie Knorr.
Bauerswitwe
Jedes Kreuz hat zu seiner Errichtung eine eigene Geschichte. Zum Knorrschen Wegekreuz hatte der Reuther Franz Schuster eine Chronik zusammengestellt. Gemeinsam mit dem ehemaligen Reuther Seelsorger und jetzigen Ruhestandspfarrer Josef Brandl (SDB) hatte er Nachforschungen angestellt. So ließ die seinerzeit 74 Jahre alte Bauerswitwe Margarete Knorr (geboren 1845) sechs Jahre vor ihrem Tod 1913 ein Dorfkreuz errichten, das auf ihrem Anwesen aufgestellt und von dem damaligen Ortspfarrer Johann Höfner im gleichen Jahr geweiht wurde. Was die Witwe Knorr dazu bewog, dieses imposante Kreuz zu stiften, ist bis heute nicht bekannt. Auch Erkundigungen bei ihrer noch lebenden 94-jährigen Enkelin Cilli Schmitt aus Weingarts blieben ergebnislos. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Dankbarkeit der Anlass eines Gelübdes für die Aufstellung des Wegekreuzes. Ob an dieser Stelle bereits ein Kreuz stand, konnte Cilli Schmitt nicht bestätigen. Jedoch soll an diesem Platz alljährlich bei der Fronleichnamsprozession ein Altar aufgestellt worden sein. Nach Schusters Recherchen wäre anzunehmen, dass dort bereits ein Kreuz stand. Auch haben Befragungen ergeben, dass der Schreiner Nikolaus Roth aus Gosberg das Dorfkreuz der Witwe Knorr angefertigt haben könnte. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde das Kreuz einige Male renoviert, 1974 durch Pfarrer i.R. Johann Gerlich, der mit Ortspfarrer Georg Büttel auch die Einweihung vornahm. Einige Nachbesserungen wurden 2017 vorgenommen, nur wenige Wochen vor dem Tod von Hans Knorr, der im Alter von 64 Jahren verstarb.
Suche nach neuem Platz
Der Standortwechsel war eine von Stadtrat Thomas Schuster (CSU) und der Familie Knorr/Turtschin initiierte Gemeinschaftsarbeit. Auf der Suche nach einem neuen Platz für das Kruzifix war man bald fündig geworden. Auch Stadt und Gartenamt gaben nach Prüfung der Versorgungsleitungspläne alsbald grünes Licht.
Zwischengelagert
Im September wurde das Kreuz von den Mitarbeitern der Firma Schuster mit einem Kranwagen von seinem bisherigen Platz entfernt und auf dem Schuster-Betriebsgelände zwischengelagert. Uli Hellmann erledigte die Erdarbeiten und Markus Turtschin sorgte für eine neue Verankerung. Im November konnte das Wegekreuz neu errichtet werden. Unterstützt und beteiligt an den anfallenden Kosten dieses Projekts hat sich vor allem die Reuther Urbani-Bruderschaft, der der Eigentümer Hans Knorr als langjähriges Mitglied eng verbunden war, der jedoch am Tag seiner Ernennung zum Ehrenmitglied überraschend verstorben ist. Es war eine andächtige, besinnliche und gesellige Stunde für die vielen Teilnehmer, die sich am Weiheort versammelt hatten, als der gebürtige Reuther Salesianerpater Stefan Stöhr und Ruhestandspfarrer Josef Brandl (SDB) das blumengeschmückte Knorr-Kreuz nach einem Festgottesdienst segneten und der Männerchor Eintracht Reuth die Feierlichkeit musikalisch umrahmte. Vielleicht ist das Wegekreuz an seinem neuen Standort in Zukunft für so manch Vorübergehenden eine Station des Innehaltens und kurzen Verweilens, sind diese Kreuze doch ein Symbol für den christlichen Glauben sowie ein sichtbares Zeichen der Religiosität und Kultur der Vorfahren.