Die Räte haben dem Umbau des geschichtsträchtigen Hauses in Seibelsdorf zugestimmt. Doch es ist Eile geboten, wenn man die Fördergelder erhalten will.
Das ehemalige Pfarrhaus in Seibelsdorf soll ein Bürgerhaus werden. Am Donnerstagabend gab der Gemeinderat Marktrodach grünes Licht für das insgesamt über zwei Millionen Euro teure Projekt. Allerdings: Die endgültige Entscheidung ist abhängig von der Höhe der Förderungen und wird erst dann getroffen, wenn genaue Zahlen feststehen. Die Zeit drängt, denn bis zum 30. Juni muss der Förderantrag eingereicht sein. Denn das ist die Frist, um Projekte im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern fördern zu können. Außerdem muss die Maßnahme zum 31. Dezember 2022 vollendet sein und die Verwendungsnachweise den Fördergebern vorliegen.
Der Prozess ist mit einer gewissen Komplexität verbunden. Das Erdgeschoss, in dem ein rund 65 Quadratmeter großer Gemeinschaftsraum für Vereine, ein Vorratsraum, eine Küche und Sanitäranlagen entstehen sollen, wird vom Amt für Ländliche Entwicklung mit maximal 90 Prozent gefördert. Im ersten Stock sind drei Wohnungen geplant. Diese Maßnahmen werden zu rund 30 Prozent von der Regierung von Oberfranken im Rahmen einer Wohnungsbauförderung unterstützt. Der Fördersatz ist hier relativ gering, da man davon ausgeht, dass die Kommune nach der Fertigstellung auch Mieteinnahmen generiert.
Kersten Schöttner vom Wallenfelser Architekturbüro Schöttner ging in der Sitzung eingehend auf die Planungen ein. Er wies auf bereits viele stattgefundene Gespräche mit den Fördergebern hin. Das im Jahre 1650 erbaute Pfarrhaus mit seinem Fachwerk sei ein geschichtsträchtiges Gebäude. Unter anderem sprach er von einem Baudenkmal, dessen Fachwerk im Zuge der Maßnahme restauriert werden soll. Das Dach soll mit roten Ziegeln und die Giebelseite zur Straße mit Schiefern eingedeckt werden. Die Treppe zum Obergeschoss soll in ihrer Basis erhalten bleiben. Neugestaltet werden die Außenanlagen, dabei werde auf Grünflächen geachtet. Weiterhin sollen auch die Nebengebäude, die allerdings nicht gefördert werden, für die Unterbringung von Tischen und Stühlen etc. erhalten werden.
Die Kosten im Einzelnen
Er ging auch auf die einzelnen Kostenstellungen ein. Demnach bezieht sich der Kauf des Pfarrhauses durch die Gemeinde auf 96 000 Euro. Die größten Kostenanteil habe die Baukonstruktion mit 1 114 200 Euro, wobei sich davon mit 400 000 Euro der Schwerpunkt auf den Erhalt des Fachwerks, das große Schäden aufweist, bezieht. Für die Gestaltung der Außenanlagen sind 85 000 Euro kalkuliert. Die Baunebenkosten, also für Architekten, Statiker, Brandschutz etc. schlagen mit 380 000 Euro zu Buche.
Schöttner stellte klar, dass die genaue Höhe der Förderungen erst dann mitgeteilt wird, wenn die vollständigen Unterlagen eingereicht seien. Deshalb benötige er einen Beschluss. Auch seien die Verwaltung und er bemüht, finanzielle Zuwendungen von der Oberfrankenstiftung zu bekommen. "Das ist aber nicht mehr so leicht wie früher", betonte er. Bis zum 30. Juni wird nun der Förderantrag eingereicht. Danach wird ein Finanzierungsplan erstellt und dann müssen die Gemeinde und der Architekt am Ball bleiben, damit das Projekt innerhalb von zwei Jahren realisiert werden kann.
"Wir machen etwas für das Ortsbild und schaffen dringend benötigten Wohnraum", so Bürgermeister Norbert Gräbner (ÜWG/FW). Thomas Hümmrich (ÜWG/FW) befürchtet Schwierigkeiten, da im Erdgeschoss der Gemeinschaftsraum unter anderem auch zum Feiern genutzt werden soll und im ersten Stock Wohnungen vorhanden sind. Deshalb hielt er die Erstellung eines Nutzungskonzeptes für sinnvoll. Das in Einklang zu bringen, sei eine Frage der Nutzer und der Mieter, antwortete Schöttner. Gräbner war überzeugt, dass die Seibelsdorfer diesbezüglich gegenseitig Rücksicht nehmen werden.
Ewald Müller (ÜWG/FW) sprach von einer einmaligen Chance. Es sei eine schwierige Zeit, und ob es nach Corona noch diese Fördertöpfe gibt, sei dahingestellt. In die gleiche Kerbe schlug Roland Pompe (MfM). "Es wäre absurd, das Gebäude dem Verfall preiszugeben."
Norbert Gräbner wies darauf hin, dass die Fördergeber einen Beschluss unter Vorbehalt zustimmten. Dafür sei er sehr dankbar. Sollten der Eigenanteil der Gemeinde zu hoch ausfallen, könne man von der Maßnahme absehen. Deshalb werde erst der endgültige Beschluss gefasst, wenn auch die Höhe der Förderungen feststehen.
Kein Bedarf an Ortsumgehung
Zuvor hatte Gräbner informiert, dass die Baumaßnahme "Hirtensteg" am 22. Juni startet. Der Auftrag wurde für 242 000 Euro an die Firma Dechant vergeben. Das Projekt werde aus dem Bayerischen Städtebauprogramm gefördert.
Bei der Bürgerfragestunde wurde nach der Ortsumgehung Unterrodach/Oberrodach gefragt. Hier wies der Bürgermeister auf einen einstimmig gefassten Beschluss hin, wonach der Gemeinderat keinen Bedarf sah. Deshalb sei die Maßnahme auch vom "vordringlichen" in den "weiteren Bedarf" des Bundeswegeverkehrsplans eingestuft worden. Der Gemeinderat habe sich damals für einen Ausbau der bestehenden Trasse mit Lärmschutz ausgesprochen. Zudem soll eine lärmmindernde Asphaltdecke angebracht werden.
Helmut Wich-Heiter (SPD) wies darauf hin, dass die Treppen am Fußgängerweg "Am Steig" und "Am Kreuzbühl" sanierungsbedürftig seien. Die Bauamtsleiterin Katja Wich sah beim "Kreuzbühl" Handlungsbedarf, beim "Steig" dagegen nicht. Sie schlug deshalb einen gemeinsamen Ortstermin vor, um über diese Angelegenheit noch mal zu sprechen.
Weiter fragte er, warum der Fußballplatz hinter der Schule nicht von den Kindern genutzt werden könnte. Hier gab es in der Vergangenheit Schwierigkeiten, so der Bürgermeister. Es wurde gefeiert und teilweise Scherben hinterlassen. Er wies darauf hin, dass dieser Platz auch von Kindern genutzt werde, die in der Mittagsbetreuung seien. "Wir können uns aber das Ganze noch mal überlegen."
Haushalt: Mehr Einnahmen für Gemeinde
Einstimmig ist am Donnerstagabend bei der Marktgemeinderatssitzung in Marktrodach der Haushalt 2020 verabschiedet worden. Zuvor hatte Marktrodachs Erster Bürgermeister Norbert Gräbner (ÜWG/FW) darauf hingewiesen, dass es einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss des Finanzausschusses gebe. Er betonte, dass in diesem Jahr keine Kreditaufnahme vorgesehen sei, daher sei der Haushalt genehmigungsfrei.
Sein Kämmerer, Andreas Buckreus, sprach von einer verbesserten Einnahmesituation. Dies begründete er mit den höheren Steuereinnahmen und Schlüsselzuweisungen.
Ausfälle wegen Corona erwartet
Allerdings seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht abgebildet. Die werden wohl im nächsten Haushaltsjahr erst sichtbar werden. Er sprach von einer hohen Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen wegen Insolvenzen und Privatinsolvenzen.
Die Zuführung zum Vermögenshaushalt bezifferte er mit 785 052 Euro. Der allgemeinen Rücklage, so Buckreus, wurden 623 732 Euro zugeführt, so dass diese nun eine Summe von 1 134 730 Euro ergibt. Den Schuldenstand bezifferte er zum Ende des Jahres auf 4 613 000 Euro. Das Schwimmbad weise ein Defizit von 150 000 Euro auf, bei den Friedhöfen sind es 17 400 Euro.
Als wichtigste Einnahmen der Marktgemeinde bezeichnete Buckreus unter anderem die Einkommensteuerbeteiligung (1 900 000 Euro), die Schlüsselzuweisungen (1 457 253 Euro) und die Gewerbesteuer (850 000 Euro).
Als Ausgaben nannte er unter anderem die Personalkosten (1 993 250 Euro) sowie die Kreisumlage (1 465 000 Euro). Insgesamt bezeichnet er den Haushalt als solide.
Der Trend gehe weiterhin zum Schuldenabbau. Zudem lasse die Finanzlage einen ausreichenden Gestaltungsspielraum offen. vs