Die Voraussetzungen für den Klettersport sind in der Fränkischen Schweiz ideal. Ein Schatz, den viele Einheimische nicht zu schätzen wissen.

In die Fränkische Schweiz kommen viele Menschen, um sich zu erholen. Dazu zählen die Bewohner der Metropolregion, die aus den naheliegenden Städten einfach mal einen Tagesausflug machen, aber auch Besucher aus der ganzen Welt. Letztere kommen seit Jahren häufig nach Obertrubach, denn was viele Menschen nicht wissen, der Frankenjura ist einer der Kletter-Hotspots in Deutschland und sogar weltweit bekannt.

"Wer hier auf einen der Zeltplätze in der Region geht, der trifft eigentlich immer internationale Gäste", sagt Obertrubachs Bürgermeister Markus Grüner (CSU). Diejenigen, die zum Klettern in die Fränkische Schweiz kommen, die verschlägt es dabei aus einem bestimmten Grund häufig nach Obertrubach. "Das liegt an der Geologie", weiß der Bürgermeister, der erzählt, dass er selbst in seiner Kindheit schon die Felsen rund und um seine Heimatgemeinde hochgeklettert ist, "unsere Felsen sind einfach gut bekletterbar."

Das unterstreicht Sven König. Der Kletterexperte, der auch die Seite www.frankenjura.com betreibt, klettert seit gut 30 Jahren. Er erzählt, dass dort, wo nun die Felsen sind, früher Meer war. Aus den Meeresablagerungen formten sich über die Jahrtausende die Felsen des Frankenjura, die nun fester und griffiger sind als viele andere. Das wissen auch die internationalen Klettergäste zu schätzen. Auch aufgrund der geologischen Gegebenheiten ist der Frankenjura ein international beachtetes Klettergebiet. Viele neue Schwierigkeitsgrade wurden hier zum ersten Mal erklettert.

Konzept für die Kletterfreunde

Dass diese Besonderheiten auch für den Tourismus interessant sind, hat die Gemeinde Obertrubach schon vor vielen Jahren gemerkt. Daher wurde ein Kletterkonzept für das Obere Trubachtal erarbeitet, dass am 30. Juli 2005 vorgestellt wurde. Die Internationalität der Kletterfreunde zeigt sich auch am dazugehörigen Flyer: er ist auf sechs Sprachen verfasst. Er beinhaltet nicht nur eine Übersicht der Kletterfelsen, sondern zeigt auch, dass das Klettern naturfreundlich ist. Es sind klare Zonen definiert, die den Kletterern zeigen, wo geklettert werden darf. "Man hält sich auch dran", weiß König aus Erfahrung. Schließlich liege es den Kletterern auch am Herzen, dass man wieder kommen könne.

"Mit Absicht macht da keiner was außerhalb der erlaubten Gebiete", sagt Bürgermeister Grüner. Das Konzept habe man mit verschiedenen Gruppen, auch Jägern und Landwirten, erstellt, um mehr Akzeptanz in der Bevölkerung für das Klettern zu schaffen. Immer wieder werden für den Natur- und Artenschutz auch Felsen gesperrt, die eigentlich zum Klettern freigegeben sind, zum Beispiel, wenn ein Wanderfalke dort brütet. "Aber da halten sich alle dran", weiß Grüner, "außerdem ist klettern in gesperrtem Gebiet unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Straftat."

Viele Anzeigen gibt es hier aber nicht. Im Übrigen auch nicht während der Corona-Hochphase. Outdoorsport war schließlich - im Familienverbund - erlaubt. Daher konnte auch weiter geklettert werden.

Für alle Kletterbegeisterten hat Obertrubach 2011 das Kletterinformationszentrum (KIZ) eingerichtet. Dort ist zum Beispiel eine Seilpyramide aufgebaut, an der Kinder sich am Klettern üben können. Außerdem ist genau dort das "Eldorado" - ein Kletterfels mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, von dem aus man auf das KIZ herabblicken kann.

Neben vielen Informationen, die auf Tafeln gesammelt sind, gibt es auch den Juragarten, der zeigt, welche Pflanzen an den Felsen rund um Obertrubach vorkommen. "Damit wollen wir das Thema Klettern einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen", sagt Grüner. "Damit nicht nur Kletterer aus der Ferne erkennen, was für einen besonderen Schatz wir hier haben."

Si klappt der Kletter-Einstieg

"Früher ist man einfach losgezogen und hat es ausprobiert", weiß Sven König aus eigener Erfahrung, "heute ist das anders." Er rät, nicht einfach loszuziehen, sondern entweder einen Kletterkurs in der Halle oder gleich am Fels zu buchen. Ein weiterer Vorteil: Sowohl bei einem Kurs als auch in der Halle kann die Kletterausrüstung ausgeliehen werden. Denn die Ausrüstung ist für die Sicherheit und die Fortbewegung unumgänglich. Neben speziellen Schuhen, Seilen, Haken und einem Gurt ist auch Magnesia hilfreich, um Halt am Fels zu haben. "Klettern ist aber eine sehr intuitive Sportart", weiß Sven König. Schon Kinder haben den Drang, irgendwo hoch zu klettern. "Man fühlt sich deshalb schnell angekommen", sagt König. Grundsätzlich sei Klettern ein schöner Individualsport, der nicht nur für junge Menschen attraktiv sei. Eigentlich könne man fast in jedem Alter noch anfangen, man müsse nur darauf achten, mit leichten Routen einzusteigen.

Im Landkreis Forchheim gibt es mehrere Kletterschulen, die Einsteigerkurse anbieten. Informationen dazu gibt es beim Kletterinformationszentrum (www.kletterinforzentrum.de) und auf der Webseite des Tourismusverbandes Fränkische Schweiz (www.fraenkische-schweiz.com/de/poi/auflistung/Kletterschule/Aktiv).

Was ist der Unterschied zwischen Klettern und Bouldern?

Bouldern ist eine Unterart des Kletterns. Während Klettern bereits seit vielen Jahren eine beliebte Outdoor-Sportart ist und sich durch das vermehrte Auftreten von Kletterhallen auch zu einer Trend-Sportart für drinnen entwickelt hat, ist das Bouldern erst in den letzten Jahren richtig populär geworden.

Der Unterschied zwischen Klettern und Bouldern ist für den Laien besonders an der Sicherung zu erkennen. Während Kletterer immer durch einen Gurt und ein Seil gesichert sind, wird beim Bouldern auf eine Sicherung am Körper verzichtet. Da nur auf Absprunghöhe und mit einer Matte, auf die abgesprungen wird, gebouldert wird, sind Boulderfelsen normalerweise bis zu vier Meter hoch. Kletterfelsen sind viel höher, im Frankenjura meist zwischen zehn und 30 Metern. Für die Sicherung am Fels muss man beim Klettern zu zweit sein, bouldern kann man alleine. Da beim Klettern Haken im Felsen vorhanden sein müssen, wird nur an dafür vorgesehenen Felsen geklettert.