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Haushalt: Sind Desinfektionsmittel notwendig?


Autor: Karina Brock

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 18. März 2020

Im Krankenhaus sind sie ein Muss: Desinfektionsmittel. Wie sieht es daheim aus? Immerhin töten sie bis zu 99,9 Prozent aller Keime.
Gehört Desinfektionsmittel in den Putzschrank daheim? Foto: Michael Kappeler/dpa


Die Chemiekeule bringt nicht wirklich etwas gegen Bakterien und Keime im Haushalt. Dennoch versuchen gerade jetzt, wo der Corona-Virus grassiert, viele Menschen, Desinfektionsmittel auch für den Hausgebrauch zu kaufen. "Ich verstehe die Ängst und Sorgen der Menschen. Es ist ja auch eine beunruhigende Situation. Aber man sollte mit Augenmaß und gesundem Menschenverstand an die Sache rangehen", sagt Karoline Zeck, Inhaberin der Paracelsus-Apotheke in Höchstadt. Wasser und Seife sowie häufiges Händewaschen, also die ganz normale Hygiene, reiche zu Hause - auch für Flächen - völlig aus.

Außerdem: Woher nehmen? In Drogerien sind die Regale leer gefegt, sogar Apotheken haben Probleme, an Desinfektionsmittel kommen. Deshalb wurde vergangene Woche ein EU-Verbot gelockert, berichtet Georg Reck, Inhaber der Kapuziner-Apotheke in Höchstadt: Biozidprodukte zur Händedesinfektion unterliegen nämlich nach der EU-Biozidverordnung einer Zulassungspflicht. Entsprechende Produkte dürfen daher eigentlich nicht ohne Weiteres in der Apotheke hergestellt werden. Derzeit allerdings schon. Damit hat die Politik auf den Lieferengpass infolge der Corona-Virus-Ausbreitung reagiert.

Rohstoff ausverkauft

Allein: Es bringt nichts. "Es gibt keine Rohstoffe mehr. Wir können gar nichts herstellen", so Reck. Nach kürzester Zeit war Isopropanol und Ethanol - reine Alkohole, die als Grundsubstanz für Desinfektionsmittel fungieren - vergriffen. "Und zwar in allen Gebinden." Weder für Ärzte und schon gar nicht zur Abgabe an die Allgemeinheit könnten daher Desinfektionsmittel produziert werden. "Wir haben einen Notvorrat für den Eigengebrauch. Wenn der weg ist...", Reck verstummt. Ein großes Fragezeichen.

Auch deshalb mahnen beide Apotheker: Bitte nicht auf Vorrat kaufen und vor allem nicht, wenn es nicht wirklich angezeigt ist. "Es kommt schon immer wieder mal was. Die Leute können gerne nachfragen", sagt Zeck. Aber sie sollten nicht nur an sich, sondern auch an die Leute denken, die Hände, Geräte und Flächen wirklich desinfizieren müssen: Ärzte und Pflegepersonal zum Beispiel. Wenn die nicht mehr sauber arbeiten können, könnte das die Situation wesentlich verschlimmern.

Nicht auf Gauner hereinfallen

Auch sollte man auf gar keinen Fall horrende Preise im Internet zahlen. "Da sind jetzt so viele Gauner unterwegs. Wir haben die Preise nicht erhöht. Es geht vielleicht mal was aus, ja. Aber wenn es wieder da ist, gibt es alles zum normalen Preis", wirbt Zeck für die Apotheke vor Ort.

Um noch mehr für verunsicherte Kunden da zu sein und die Situation zu entschärfen, macht Zeck ihre Apotheke jetzt sogar am kommenden Sonntag für ein paar Stunden auf. "Es grassieren so viele Fake-News, die Menschen brauchen Beratung und ein bisschen Sicherheit." Für ihre Kunden da sind die Apotheken übrigens auch telefonisch oder per Mail. Grundsätzlich können Medikamente zudem bestellt und geliefert werden, ein Service, der derzeit ausgeweitet wird.