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Die Herrin der Forchheimer Corona-Abstriche


Autor: Franziska Rieger

Forchheim, Freitag, 20. März 2020

Auf dem Parkplatz beim Herder-Gymnasium wurde eine Corona-Teststelle eingerichtet. Julia Eichhorn-Lauterbach hält dort die Zügel in der Hand.
Julia Eichhorn-Lauterbach, Hygienekontrolleurin am Gesundheitsamt Forchheim, nimmt die Abstriche vor. Fotos: Matthias Hoch


Julia Eichhorn-Lauterbach, Hygienekontrolleurin am Gesundheitsamt Forchheim, wird in den nächsten Wochen wahrscheinlich auf viele Corona-Infizierte treffen, viele Corona-Abstriche machen. Ab Montag arbeitet sie in der neuen Abstrichstelle, die am Parkplatz vor der Herder-Sporthalle für Bürger des Landkreises Forchheim eingerichtet wurde.

16 bestätigte Corona-Fälle gibt es aktuell im Landkreis Forchheim (Stand: Freitag). Eine Person davon liegt nach wie vor auf der Intensivstation im Forchheimer Klinikum. Wie viele Personen in häuslicher Quarantäne sind, etwa weil sie eine Kontaktperson ersten Grades sind, sei nicht erfasst, sagt Eichhorn-Lauterbach. Manche Infizierte hätten in dem Zeitraum, in dem sie infektiös sind, gar keinen Kontakt zu anderen gehabt, bei anderen waren es über 20 Kontaktpersonen.

Kathrin Schürr, Pressesprecherin des Landratsamtes, betont: Die Abstrichstelle ist nur für Personen mit einem Untersuchungsauftrag des Gesundheitsamtes Forchheim. Diese bekommen einen Termin und fahren dann mit dem Auto zur Abstrichstelle. "Es macht keinen Sinn, dass jetzt 1000 Leute hier rum rennen", sagt sie.

Schon am Kontrollpunkt in der Ruhalmstraße, einige Meter vor dem Parkplatz, prüfen Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Polizei, ob der Name der Testperson auf der gemeldeten Liste steht.

Wer den Kontrollpunkt passiert hat, fährt auf den Parkplatz der Herder-Halle. Mit Pylonen und Absperrbändern ist dort eine große Fläche angelegt, falls sich eine längere Autoschlange bildet.

An einem Container wird dann der Abstrich gemacht, erst hier lässt die Person, die getestet werden soll, das Autofenster herunter, der Abstrich wird in wenigen Minuten entnommen. In dem Container an der Abstrichstelle werden je ein ehrenamtlicher und hauptamtlicher Mitarbeiter des BRK sowie die Hygienekontrolleurin sitzen. Für Personen, die kein Auto haben oder nicht fahren können, "wird eine individuelle Lösung" gefunden, so Schürr.

Dieses Drive-by-Verfahren habe den Vorteil, dass das Ansteckungsrisiko minimiert wird. Ein weiterer Vorteil einer solchen Abstrichstelle ist, dass die im Moment so wichtigen Ressourcen wie Schutzanzüge und -masken besser eingeteilt werden können. Denn: "Schutzkleidung ist Mangelware", sagt Pressesprecherin Schürr. So müssen die Mitarbeiter in der Abstrichstelle nun nicht nach jedem Abstrich die Schutzkleidung wechseln, sondern nur nach einem festgeschriebenem Zeitraum. Am Montag solle neue Schutzausrüstung geliefert werden.

Die Proben der Abstriche schicken die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes dann in ein Labor des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Oberschleißheim. Drei bis fünf Tage dauert es, bis das Testergebnis zurückkommt, sagt Hygienekontrolleurin Eichhorn-Lauterbach.

Bisher wurden Abstriche nur über Hausärzte, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) oder über das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz durchgeführt. Das Klinikum wird am Standort Forchheim nur noch Abstriche bei stationären Patienten vornehmen. Die Hausärzte sollen Abstriche auch weiterhin machen, sagt Schürr. Wenn der eigene Hausarzt keine Abstriche macht, dann solle man weitere Hausärzte anrufen oder sich an den den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 wenden.

Gebäude als Notunterkünfte

Was passiert, wenn die Kapazitäten in den Krankenhäusern nicht mehr reichen oder sich das Virus drastisch verbreitet? Für all solche Fragen ist der Katastrophenstab des Landkreises zuständig, der sich täglich trifft. Falls die Kapazitäten in den Kliniken nicht mehr ausreichen und weitere Unterkünfte gebraucht werden, habe man bereits Gebäude in Planung. Im Katastrophenschutz denke man immer einen Schutz voraus, sagt Susanne Becher, Leiterin Führungsgruppe Katastrophenschutz.