Zwei Pinzberger haben alten Hof gerettet
Autor: Josef Hofbauer
Pinzberg, Donnerstag, 19. März 2020
Dank Roman Plesinger und seiner Frau Ariane wurde der Zametzerhof in Pinzberg vor dem Verfall gerettet.
Es war Liebe auf den ersten Blick, gesteht Ariane Gallmetzer, die in einer Zeitungsannonce entdeckt hatte, dass der Zametzer-Hof in Pinzberg zum Verkauf stand. Auch ihr Mann Roman Plesinger sei auf Anhieb dem morbiden Charme des verwunschen wirkenden Anwesens erlegen.
"Obwohl alles zugewuchert war, haben wir hinter dem unübersehbaren Verfall die schlichte Schönheit, ja Erhabenheit des Anwesens sofort gespürt. Wir wollten den Bauernhof wieder zum Leben erwecken", erzählt Plesinger, der einräumt: "Wir haben uns hier vom, ersten Moment an empfangen gefühlt".
"Wir haben nicht nur einen Bauernhof gekauft, sondern sind auch tief eingetaucht in die Geschichte des Ortes", schildert Roman Plesinger. Seine Frau Ariane ergänzt: "Wir sind Bestandteil der Familie geworden, die dieses Anwesen bewohnt hat und deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.
Wohlwollend begleitet
Die Familie Plesinger habe im Ort eine große Dankbarkeit gespürt, dass sich jemand der Gebäude angenommen hat. "Unsere Arbeit wurde stets wohlwollend begleitet, viele haben freiwillig mit angepackt und wir haben ganz viele Geschichten gehört, die sich auf diesem Hof zugetragen haben", erzählt Roman Plesinger.
Er sei systematisch an die Arbeit gegangen, erzählt der gelernte Raumausstatter, der sich mittlerweile auf die Restaurierung alter Häuser spezialisiert hat. "Da brauchst du Scheuklappen, musst dich auf einen Teilbereich fokussieren", schildert der Handwerker, der bei der Sanierung des Gesamtobjektes mit der Instandsetzung des Austragshauses begonnen hat. Dabei habe es weder fließendes Wasser, noch eine Kanalisation gegeben. Nicht einmal ein Stromanschluss war vorhanden, so dass die Familie im ersten Winter in diesem 80 Quadratmeter großen Häuschen als Lichtquelle auf Petroleumlampen und als Wärmequelle auf einen Holzofen zurückgreifen musste.
Als erstes habe er die Statik des Gebäudes überprüft, marode Balken ausgetauscht und das Dach instand gesetzt. "Wir haben alles erhalten, was noch brauchbar war", erzählt Plesinger. Er bekennt: "Auf dem ganzen Hof haben wir jeden Quadratzentimeter umgedreht. So wurde das 1814 erstmals urkundlich erwähnte Haupthaus, das zum Großteil auf einem gewachsenen Felsen errichtet wurde und einen Sandsteinkeller besitzt, Stück für Stück zurückgebaut, die Balken, Schwellen, Tür- oder Fensterstürze und Simse nummeriert und beiseite gelegt. Auch Sandsteine für die Mauern oder Zementfliesen wurden vorsichtig freigelegt, gesäubert und wieder eingebaut. Der Boden des Erdgeschoßes wurde per Hand ausgeschachtet, die Balken gebürstet und wiederverwendet. In der denkmalgeschützten Scheune hat die Familie Plesinger die von Hand behauenen Balken aus dem Jahr 1644 frei gelegt. "Das ist Handwerkskunst" bestätigt der Hausherr anerkennend.
Mit Leidenschaft
"Um so ein Gebäude zu restaurieren, braucht man Leidenschaft", findet Roman Plesinger. "Wir sind eine Liebesbeziehung mit dem Haus eingegangen", verdeutlich Ehefrau Ariane. Roman verkennt aber auch nicht, dass in dem Wort auch der Begriff Leiden enthalten ist. Dabei denkt Ariane an die Berge von Müll, die sie ein halbes Jahr lang tagtäglich auf die Deponie gebracht hat.
Einen Altbau zu sanieren nennt Plesinger "eine erfrischend dynamische Angelegenheit". Einen Masterplan gebe es da nicht. "Wir haben gewusst, dass da viele Fragen auftauchen werden, wir waren aber auch sicher, dass es für jede Herausforderung eine Lösung gibt", blickt Roman Plesinger zurück.
Sanieren ist nicht teurer
Der Profi-Sanierer spricht von "geistiger Beweglichkeit". Und er räumt mit dem Vorurteil auf, dass Sanieren teuerer sei, als neu zu bauen."Das stimmt einfach nicht." Auch für die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege beim Umbau der Scheune zu einer Wohnung findet Plesinger nur lobende Worte. Die Mitarbeiter seien verständnisvoll und entgegenkommend gewesen.
Bemerkenswert findet das Ehepaar Plesinger die Raumaufteilung im Haupthaus, das komplett entkernt war. "Wir hätten die Funktionsräume völlig neu verteilen können. Nach reiflicher Überlegung sind wir aber zur Überzeugung gekommen, dass die Küche wieder da hin kommen sollte, wo sie von jeher war."