Oft bewohnen ältere Menschen zu große Häuser. Wer bauen möchte, sollte sich überlegen, welche Wohnform für ihn im Alter richtig ist.
Vor 20 Jahren, als die Baufirma Raab noch anbot Wohnhäuser zu bauen, wären die meisten Familien mit zwei Kindern zufrieden gewesen mit einem Haus, das 120 Quadratmeter Wohnfläche hat. Heute jedoch sei der Bedarf einer solchen Familie auf mindestens 150 bis 180 Quadratmeter gestiegen, sagt die Baubiologin und Energieberaterin Gisela Raab. Dabei sei es aus ihrer Sicht ein wenig kurzsichtig, so große Wohnhäuser zu bauen, denn die meisten Menschen brauchen später, wenn die Kinder ausgezogen sind, nicht mehr so viel Platz: "Ich bin der Meinung, dass das Einfamilienhaus nicht die richtige Wohnform fürs Alter ist."
Wer neu baut, sollte die wahrscheinliche Dauer seines weiteren Lebens berücksichtigen und sich überlegen, was er in 20, 30 oder 40 Jahren brauchen wird. Zur Orientierung könne sich jeder selbst eine Ökokriterienliste zusammenstellen, um ein Haus ganzheitlich zu sehen. Aber der Reihe nach.
Im Innerortsbereich sollten Bauwillige eine Nachverdichtung der gewachsenen Ortskerne künftig stärker ins Auge fassen, um den Flächenverbrauch zu minimieren. Wenn zum Beispiel alte Hofgrundstücke zum Verkauf stehen, sollten sich potenzielle Bauherren überlegen, ob sie ein solches Areal teilen, um es zu zweit oder zu dritt zu bebauen.
"Im ländlichen Raum gibt es leider zu wenig alternative barrierefreie Wohnanlagen", fährt Gisela Raab fort. Gleichwohl gebe es eine sehr große Nachfrage nach solchen Objekten. Jüngere Leute kaufen diese Wohnungen für ihre Eltern. Oder Angehörige der Generation 60+ entscheiden sich, jetzt in eine solche Wohnung zu ziehen, um altersgerecht zu leben und ihren Kindern das große Haus zu überlassen. Wenn Senioren in Wohnanlagen ziehen, dann habe das den Vorteil, dass weniger neue Baugebiete erschlossen werden müssen, sagt Gisela Raab. "Es gibt viele Leute, die gern gebrauchte Immobilien kaufen würden, aber derzeit gibt es nichts", ergänzt sie. Dabei wäre es ökologisch sinnvoll, ein älteres Haus zu sanieren, statt neu zu bauen. Der Wiederverkaufswert kleinerer Häuser sei übrigens besser als jener von großen. Gisela Raab hat jedoch feststellen müssen, dass ökologisches Denken bei den meisten Menschen leider nur in Zusammenhang mit finanziellen Vorteilen eine Rolle spielt: "Wenn jemand eine Luft-Wärme-Pumpe einbaut, dann nur, weil's die günstigste Lösung ist für die modernen Häuser, die ohnehin kaum Energie verbrauchen." Ökologisch sinnvoll sei eine Luft-Wärme-Pumpe jedoch nur dann, wenn man zusätzlich eine Photo-Voltaik-Anlage auf dem Dach installiert oder und wenn Ökostrom genutzt wird.
Bei Altbauten sei eine Pelletheizung im Betrieb am kostengünstigsten - wenngleich die Installation einer solchen Anlage relativ teuer sei.
Ein potenzieller Bauherr sollte sich in jedem Fall genau informieren und das Haus, das er bauen oder renovieren möchte ganzheitlich betrachten, rät Gisela Raab. Er sollte nicht das Energiesparen allein im Blick haben, sondern die Baustoffe und die umgebende Natur mit beachten. Nachhaltig bauen auch alle, die die Handwerker aus der Region einbeziehen.
Ein Beispiel der eingangs erwähnten Ökokriterienliste finde sich im Internet auf der Homepage der Firma Raab. Daran könne sich jeder Bauwillige orientieren und bewerten, was ihm persönlich wichtig ist: Fenster und Türen aus europäischem Holz, Dachdämmung aus unbedenklichen Produkten, geringer Landverbrauch, Fassadenbegrünung oder bewachsenes Carportdach, Sonnenkollektor zur Warmwasseraufbereitung und vieles mehr. Doch all das sind Fragen der persönlichen Bedürfnisse.