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Plan für einen besseren ÖPNV für Bamberg


Autor: Hans Kurz

LKR Bamberg, Sonntag, 08. Dezember 2019

Mit der Überarbeitung des Nahverkehrsplans stellt der Landkreis die Weichen für die nächsten Jahre. Ein Faktencheck und eine Bewertung.
Regionalbusse im Kreis Bamberg sind derzeit noch eine bunte Mischung. Foto: Michael Gründel/Archiv


"Teilfortschreibung des Nahverkehrsplans 2019" - es klingt sperrig und nach einer beiläufigen Formalie, was der Kreistag noch im Dezember beschließen soll, nachdem Umweltausschuss und Kreisausschuss grünes Licht gegeben haben. Doch dahinter verbirgt sich nicht weniger als der Zukunftsplan für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Bamberg, niedergeschrieben in einem mehr als 120 Seiten starken Werk.

Die Fortschreibung ist nötig, um die Grundlagen des 2018 verabschiedeten Mobilitätskonzeptes in den Plan zu überführen, der die "Grundlage der Gesamtnetzüberplanung in den Jahren 2020/21 sein wird", wie Inge Werb, Fachbereichsleiterin im Landratsamt, ausführt. Damit werden "die Grundlagen für Verkehrsangebot und Qualitätsstandards des ÖPNV im Landkreis Bamberg ab 2024 festgelegt".

Der Fränkische Tag hat in den vergangenen Monaten den ÖPNV im Landkreis in vielen Aspekten beleuchtet und ist dabei auch auf Wünsche, Anregungen und Forderungen der Leser - und Nahverkehrsnutzer - eingegangen. Dabei haben sich einige Schwerpunkte herauskristallisiert, wie etwa der Wunsch nach einer besseren und schnelleren Taktung des Regionalbusverkehrs, die Notwendigkeit eines Regionalen Omnibusbahnhofs (ROB) in Bamberg oder generell bessere Fahrgastinformationen und ein übersichtlicheres und einfacheres Fahrscheinsystem.

Die Lokalredaktion hat nun nachgeschaut, was sich davon im Nahverkehrsplan wiederfindet und welche Lösungen angestrebt werden.

1.

Taktung

"Der künftige ÖPNV orientiert sich in seiner Grundstruktur und Angebotsgestaltung an den Vorgaben des Intermodalen Mobilitätskonzeptes (gestärkte Korridore, möglichst schnelle und vertaktete Linien und Erschließung der Fläche über Bedarfsverkehr", heißt es dazu gleich auf Seite 3 in den Zielvorgaben des neuen Nahverkehrsplans.

Konkret wäre das etwa ein 30-Minuten-Takt in der Haupt- und Nebenverkehrszeit bei den jetzigen Bamberger Stadtbusverbindungen nach Bischberg, Hallstadt, Memmelsdorf und Stegaurach. Ein Stundentakt ist in den Hauptkorridoren bis Burgebrach, Lisberg, Trunstadt, Breitengüßbach, Gundelsheim, Scheßlitz, Litzendorf, Pettstadt und Frensdorf gewünscht. Für die Hauptorte in der Verlängerung der Korridore ist in der Hauptverkehrszeit zumindest alle zwei Stunden eine Busverbindung ins Auge gefasst.

Das entspricht dem, was die bayerische Leitlinie zur Nahverkehrsplanung als "ausreichende Verkehrsbedienung" bezeichnet. Im Nahverkehrsplan des Landkreises heißt es: Als Ziele des ÖPNV hinsichtlich Betrieb und Qualität sei ein "durchgehender Takt mit einheitlichen und leicht merkbaren Abfahrtszeiten immer zu den selben Minuten (wenn möglich) mit z.B. auf Bahn oder anderen Buslinien optimierten Fahrplänen mit entsprechenden Umsteigebeziehungen" anzustreben.

Bewertung:Die Einführung der angestrebten Takte wäre ein Quantensprung für den ÖPNV im Landkreis.

2.  Regionaler  Omnibusbahnhof

"Ziel sollte es für den Fahrgast sein, der mit dem Regionalbus oder Stadtbus aus dem Landkreis nach Bamberg fährt, umsteigefrei den Bahnhof zu erreichen als auch ohne weiteren Umstieg Anschluss an die Stadtbusse zu erhalten", lautet eine der größten Herausforderungen für die Verkehrsplaner, die zu dem Schluss kommen: "Im Ergebnis wird die Realisierung eines regionalen Busbahnhofes für notwendig gehalten." Doch für die Realisierung ist der Landkreis auf die Stadt Bamberg angewiesen.

Gemeinsam haben Stadt und Landkreis bereits vor über zehn Jahren ein Areal ins Auge gefasst, das auch in der aktuellen Fortschreibung des Nahverkehrsplans auftaucht. "Es wird angestrebt, im Rahmen der Bahnsteigverlängerung am Bahnhof Bamberg verbunden mit der Erneuerung der Unterführung Zollnerstraße, den Regionalen Omnibusbahnhof zu errichten."

Bewertung:"Es wird angestrebt ...", bedeutet übersetzt: Der Wunsch ist da, doch er dürfte vorerst unerfüllt bleiben. Denn die Bahn will das Gelände erst nach dem ICE-Ausbau durch Bamberg freigeben. Alternativen dazu sehen die derzeit Verantwortlichen in Stadt und Landkreis nicht.

3.  Rufbusse/Bedarfsverkehr

Für kleine Orte unter 1000 Einwohner außerhalb der Hauptkorridore soll die ÖPNV-Anbindung mit vier Fahrtenpaaren pro Tag gesichert werden. Teils sind diese auch als Bedarfsverkehr möglich. Das heißt, der Liniendienst müsste über eine Art Rufbus-/Ruftaxi-System gesichert werden. Angestrebt wird eine "einheitliche Lösung für alle Angebote, "die verschiedene Wege der Buchung eröffnet (Anruf, Internet, mobile Webseite/App)". Rufbusse sollen im Gegensatz zu Anrufsammeltaxis zuschlagfrei nutzbar sein. Eingeführt werden sollen die Bedarfsverkehre "im Rahmen der Überplanung in den Jahren 2020/2021".

Bewertung:Rufbusse sind in der Theorie die beste Lösung für den dünn besiedelten Raum. Doch bisherige Versuche im Landkreis sind bis auf einen mangels Nachfrage gescheitert. Ob eine einheitliche und einfachere Buchung daran etwas ändert, wird sich zeigen müssen.

4.  365-Euro-Ticket

Der Nahverkehrsplan geht darauf nicht ein.

Bewertung:Das 365-Euro-Ticket macht nur dort Sinn, wo ein ausgebauter ÖPNV vorhanden ist.

5. Bessere  Fahrgastinformation

Die Fahrgastinformation für (potenzielle) Nutzer des Regionalverkehrs ist in den Hauptbereichen Bahnhof und ZOB/Promenade äußerst mangelhaft. Das erkennen auch die Macher des Nahverkehrsplans. In Ermangelung eines ROB seien "zumindest temporäre Lösungen zu finden" die den Standard "spürbar anheben, besagt das Maßnahmenpaket für den Nahverkehrsplan.

Bewertung:Eine spürbare Anhebung des Standards ist nicht nur wünschenswert, sondern dringend erforderlich. Wenn tatsächlich wenigstens temporäre Lösungen gefunden werden, ist das zu begrüßen.